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Katzenhöhle

Katzenhöhle

Titel: Katzenhöhle
Autoren: Hildegunde Artmeier
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Hammerschlag. Oh Gott, das hatte sie nicht wissen können …
    »Jemand hat versucht, Lena zu erwürgen.«
    »Hören Sie auf damit«, knurrte Julian sie an. »Das ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    »Das ist sogar sehr wichtig. Dieser Jemand ist Lena gefolgt, hat gewartet, bis sie alleine war. Es war ziemlich dunkel in dieser Tiefgarage, ein unheimlicher Ort.«
    Kaum merklich wanderte die Mündung an Lilians Schläfe hin und her. Wurde er schon unsicher?
    »Wussten Sie, in welchem Hotel sich Lena eingemietet hatte?«
    »Nein«, sagte Julian.
    Lilian wusste, dass er log. Auch Cedric schien das zu spüren, denn auf einmal blitzte Hass in seinen Augen auf. Gut so.
    »Ich glaube, dass Sie gestern auch in der Tiefgarage waren.«
    »So ein Unsinn, ich war spazieren. Und jetzt halten Sie endlich die Klappe!«
    »Okay, vergessen wir’s.«
    Noch eine Kunstpause. Lilian wollte ihn nicht zu sehr provozieren. Doch sie fühlte, wie Julians Hand, die sie eng an seine Seite drückte, nass wurde. Noch besser.
    »Sie haben übrigens was vergessen.«
    »Und Sie unterhalten sich offenbar gerne.« Julian biss sich auf die Lippen. »Ist die immer so?«
    Cedric sagte nichts, schaute nur aufmerksam zu ihnen herüber. Lilian zwinkerte ihm zu, er kratzte sich an der Stirn. Ob er sie verstanden hatte?
    »Sie haben vergessen, dass Rohypnol auch nach mehr als 24 Stunden noch nachgewiesen werden kann.«
    »Das ist völlig egal. Ich hab doch grad gesagt, dass ich das für Lena besorgt habe. Klar wird man das nachweisen.«
    »Sie haben mich falsch verstanden.«
    Noch einmal blinzelte sie Cedric zu, diesmal strich er sich über die Nase. War das sein Signal an sie?
    »Natürlich wird man Rohypnol in der Sektflasche und in Lenas Leiche feststellen, beide Male in hoher Konzentration«, sagte Lilian. »Aber das habe ich nicht gemeint. Ich meinte eher, dass man noch nach ein bis zwei Tagen Restspuren davon in Blutproben ausfindig machen kann. Im Blut von lebenden Personen.«
    Die Waffe zitterte, Julians Hand war schweißnass.
    Jetzt senkte Lilian dreimal kurz hintereinander die Lider, Cedrics Mundwinkel zuckten.
    »Und zwar bei mir.«
    Sie ließ sich einfach fallen. Julian brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um sich zu orientieren. Schon ging er mit und riss sie wieder hoch. Doch der Moment hatte genügt. Sie hatte ihm mit dem Knie die Waffe aus der Hand geschlagen. Dann passierte alles gleichzeitig: Cedric sprang auf sie beide zu, Lilians Nägel fuhren in Julians Gesicht, seine Fäuste huben ihr in Bauch und Rücken, Schmerz durchzuckte ihren Leib, sie schrie, schlug zu, so fest sie konnte. Irgendetwas Weiches kam in Reichweite ihres Mundes, sie biss zu, fühlte, wie ihr eine warme, süßliche Flüssigkeit über Zunge und Lippen rann. Ein Aufheulen wie von einem Wolf, noch brutalere Hiebe trafen sie, jetzt auch am Kopf, dann ein Schwindel, der sie mehr noch als die unbarmherzigen Hände zu Boden wälzte. Schreie, von denen sie nicht wusste, wer sie ausgestoßen hatte, wildes Stampfen und Stöhnen. Auf einmal ein gewaltiger Knall, es dröhnte in ihren Ohren, dann ein Gewicht wie von schweren Säcken, angefüllt mit Steinen oder Blei, die sie unaufhaltsam niederdrückten. Danach nur noch ein Rauschen, eine Stimme von ferne, die kannte sie, aber sie wusste nicht, woher. Es war auch nicht wichtig. Wichtig war nur dieser Strudel, der sie zog und zog, nach unten, tiefer, immer tiefer, in dem sie versank, wie in einer Schlucht ohne Grund. Schwarz war er, wie die Schlucht selbst, schwarz wie die tiefste Nacht – dieser Strudel, der an ihr zerrte, sie fast zerdrückte und schließlich zermalmte.

24
    »Du siehst absolut beschissen aus.«
    Auch Helmut war nicht in Hochform. Vermutlich hatte er sich aus dem Bett gekämpft oder zumindest qualvoll vom Fernseher losgeeist, wo er ein paar Stunden vorher eingeschlafen war.
    Vorsichtig tastete Lilian ihren Kopf ab. Er steckte in dicken Mullbinden und tat entsetzlich weh. Kaum konnte sie sich ein Jammern verkneifen. Noch zaghafter strich sie über ihr Gesicht, Gott sei Dank schmerzte das nicht ganz so fest.
    »Keine Sorge, bis auf die geschwollene Nase und das blaue Auge ist alles in Ordnung. Das ist bald wieder vorbei.« Mitfühlend drückte Helmut ihre Hand. »Ansonsten hast du eine Gehirnerschütterung und eine angeknackste Rippe. Der Kerl hat dich ganz schön zugerichtet. Aber das wird wieder, hat der Arzt gesagt.«
    »Was ist mit Lena?«
    »Sie ist überm Berg. Es war ziemlich knapp. Die haben ihr den Magen
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