Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzenhöhle

Katzenhöhle

Titel: Katzenhöhle
Autoren: Hildegunde Artmeier
Vom Netzwerk:
verrückt geworden?«
    Seine Ruhe und der Vorwurf in seiner Stimme brachten sie aus dem Konzept. Sie kam sich vor, als hätte sie wirklich zu viel Arnold Schwarzenegger geguckt. Kaum merklich senkte sie die Waffe und bedeutete Julian mit einer nervösen Kopfbewegung, sie und Cedric in die Wohnung zu lassen. Er trat zur Seite, sie stolperten hinein, Cedric schloss die Tür hinter ihnen.
    »Wo ist Lena?« wiederholte sie.
    »Sie ist nicht da.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das, was ich gesagt habe: Sie ist nicht da, nicht mehr.«
    Etwas in Julians Worten alarmierte sie. Sie umfasste die Waffe fester und zielte wieder auf ihn.
    »Cedric, durchsuchen Sie die Wohnung! Machen Sie schnell!«
    Keine Sekunde lang wandte sie den Blick von Julian. Etwas stimmte nicht mit ihm. Es war so, als sei ihr Arm die direkte Verlängerung des Laufes. Wenn er sich auch nur einen Millimeter bewegte, würde sie abdrücken. Sie hatte die Waffe noch nie benutzen müssen, bisher war sie immer davon gekommen. Aber sie wusste, sie würde keinen Moment zögern. Ein Hauch ging von ihm aus, der sie frösteln ließ. Oh Gott, wie melodramatisch, bald würde sie wirklich durchdrehen. Das war einfach zu viel heut Abend, eigentlich hätte sie nach einem entspannenden Lauf die Füße zu Hause auf dem Sofa ausstrecken wollen. Stattdessen stand sie hier in dieser muffigen Wohnung, in der die Leute von der Spurensicherung die ganze Woche über nicht gelüftet hatten, und wusste nicht, ob sie dem falschen Mann vertraute.
    »Kommen Sie, sofort!« Cedrics Schrei zerschnitt die Anspannung. »Ich bin im Schlafzimmer!«
    Lilian zuckte zusammen. Sie bedeutete Julian, vor ihr herzugehen, so hatte sie ihn im Visier. Langsam schritt er den Gang entlang.
    »Na, los! Ein bisschen schneller!«
    Doch er ging noch geruhsamer.
    »Lassen Sie Lena in Frieden, so ist es besser.«
    »Was soll das heißen? Mensch, Scheiße noch mal, wovon reden Sie eigentlich?«
    Ihre Handknöchel traten weiß hervor, die Waffe in ihren Händen fing zu zittern an.
    »Sie hat mich angerufen. Sie konnte nicht mehr und hat mir alles gestanden. Zuerst wollte ich das nicht tun, was sie von mir verlangte, aber ich musste ihr helfen.«
    Er blieb stehen.
    »Gehen Sie weiter!«, brüllte Lilian.
    Die Waffe schwankte noch mehr.
    »Sie soll in Ruhe sterben, sie will es so.«
    »Sind Sie total durchgeknallt? Sie sollen …«
    Er schlug ihr einfach die Waffe aus der Hand.
    Da lag sie, auf dem Boden. Lilian starrte sie an. Wie in Trance sah sie, dass Julian sich bückte. Doch da schoss sie an ihm vorbei, griff nach der Pistole. Er hatte wohl damit gerechnet, denn er packte sie an den Schultern und stieß mit dem Fuß nach der Waffe, so dass Lilian sie nicht mehr erreichen konnte. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er sie nach unten, aber sie sträubte sich, so fest sie konnte. Doch er war schwerer als sie.
    »Cedric! Hilfe!«
    Als der mit verstörtem Gesichtsausdruck an der Türschwelle zum Schlafzimmer erschien, hielt Julian die Waffe in der Hand, direkt an Lilians Schläfe.
    »Reizen Sie mich nicht, Frau Kommissarin. Ich habe Lena versprochen, dass sie in Würde sterben kann. Sie will nicht ins Gefängnis.«
    Regungslos starrte Cedric auf die am Boden Knienden, ein Blatt Papier in der Hand.
    »So, jetzt stehen wir beide auf, ganz vorsichtig«, sagte Julian und richtete sich zögernd auf. »Keine Tricks, ich warne Sie. Und Sie da bleiben, wo Sie sind. Ich will niemanden verletzen, aber wenn es sein muss, dann kann ich für nichts garantieren.«
    Lilian folgte seinen langsamen Bewegungen. Sie fühlte den Stahl auf ihrer Haut. Seltsamerweise war sie jetzt ganz ruhig. Sie würde ihm gehorchen. Im Moment war das ihre einzige Chance – und die von Cedric. Ob sie Lena noch helfen konnte, würde sich zeigen. Was immer sich hier abgespielt hatte, sie glaubte Julian kein Wort. Denn sie erinnerte sich plötzlich, dass sie diese Bedrohung, die von ihm ausging, schon einmal gespürt hatte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, durch seine einschläfernde Stimme, erst am vergangenen Abend.
    »Da hinein.«
    Julian zeigte aufs Schlafzimmer. Cedric wich zurück, dann kam Julian, der Lilian vor sich her schob.
    Lilian sah Lena auf dem Bett liegen, die Augen geschlossen, noch bleicher als sonst. Auf dem Nachtkästchen eine leere Flasche Sekt, daneben eine Medikamentenschachtel mit ausgedrückten Blistern, eine N3-Packung. Julian hatte nichts dem Zufall überlassen.
    »Atmet sie noch?« fragte Lilian Cedric.
    Der zuckte nur mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher