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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Autoren: Matthias Zipfel
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anscheinend übermütig. Aus einer Laune heraus beschloss ich nachzuprüfen, ob der Hund in seinem rechten Knickohr wirklich Sommersprossen hatte. Aber kaum hatte ich das Ohr halb angehoben, knurrte Gottfried mich an. Nicht wirklich böse, aber mit Nachdruck. Ich blies die Aktion ab und legte das Ohr vorsichtig in seine Ausgangslage zurück. Eigentlich hatte er ja recht: Man sollte es am Anfang mit den Intimitäten vielleicht nicht übertreiben.
    Jetzt konnte es losgehen in die »Detektei Katz«. Unterwegs aber noch etwas Hundeproviant und eine Frühstückssemmel für mich besorgen, denn unsere Mägen knurrten schon um die Wette. Und dann endlich eine Tasse heißen Kaffee! Ich freute mich auf den ersten Schluck, der mir kräftig und belebend die Luftröhre herunter rinnen würde.

    Im Büro begrüßte mich Sonia mit ihrem entwaffnenden Lächeln, das den jungen Tag mit einer hauchzart-süßen Schicht aus Zuckerguss überzog. Apropos Zuckerguss: Ich legte Sonia die »Herzbonbonnière Rot« von Sprüngli auf den Schreibtisch. Sie öffnete das Geschenk, nahm eine Praline heraus und biss genüsslich hinein.
    »Köstlich! Möchten Sie nicht auch eine?« murmelte sie mit geschlossenen Augen und hielt mir die Bonbonnière hin.
    »Nein, nein, vielen Dank! Mir steht der Sinn eher nach etwas Herzhaftem«, sagte ich.
    Dann hatte der Hund seinen großen Auftritt: Setzte sich vor Sonia und streckte ihr die rechte Pfote entgegen.
    »Gestatten, das ist Gottfried!«, sagte ich.
    »Ach, du bist aber ein nettes Kerlchen. Und so höflich!« sagte Sonia und schüttelte sein Bein.
    Nach der förmlichen Begrüßung zwängte Gottfried sanft seine Schnauze zwischen Sonias Knie und ließ sich ausgiebig den Kopf kraulen. Es funktionierte genau so, wie er sich das offensichtlich vorgestellt hatte. Das konnte ich ihm sogar von hinten ansehen. Nicht dass ich etwa neidisch gewesen wäre, aber es gab doch Aspekte im Leben, da hatten Hunde entscheidende strategische Vorteile! Musste ich zugeben.
    Bei Salamisemmel, einer Tasse Kaffee und einer anschließenden Partagas 8-9-8 mit einem friedlich zusammengekringelten, deutlich schnarchenden Gottfried neben dem Schreibtisch, erzählte ich Sonia ausführlich von meiner Reise nach Zürich, von Maria und Vanessa Lappés Zukunftsplänen und wie ich, praktisch über Nacht, zum vierbeinigen Nachwuchs gekommen war. Und natürlich von der netten Extraprämie.
    »Nicht schlecht für den Anfang, was? Auf jeden Fall wird das unseren Konten nicht schlecht bekommen«, schloss ich zufrieden.
    Sonia schüttelte energisch den Kopf.
    »Unseren Konten? Kommt überhaupt nicht infrage! Erstens haben Sie sich diese Prämie ganz alleine verdient und zweitens ist dieses Geld ein willkommener Puffer. Kommt schön auf ein Sonderkonto für unvorhergesehene Ausgaben und Steuerrücklagen, abzüglich einer Privatentnahme für Detektiv Katz.«
    War natürlich total vernünftig. Deshalb blieb mir auch gar nichts anderes übrig als zuzustimmen. Mit einer kleinen Abwandlung.
    »Aber dann müssen Sie mir wenigstens versprechen, dass ich Sie zum Essen einladen darf! Quasi als erste unvorhergesehene Ausgabe. Außerdem möchte ich etwas mit Ihnen besprechen, Sonia. Etwas Wichtiges. Wie wäre es gleich mit heute Abend?«
    »Das ist natürlich etwas anderes! Gerne. Und wohin gehen wir?«
    »Wohin Sie möchten. Darf auch etwas Superschickes sein. Ich kenne mich da nicht so aus. Tantris vielleicht?«
    »Ach nee, bloß nicht in so einen Nobelschuppen. Etwas Bescheideneres, Ruhigeres, nicht so Überkandideltes wäre mir viel lieber.«
    »Na ja, da hätte ich schon einen Geheimtipp, so ist das nicht.«
    Ich schrieb ihr die Adresse von »Selims Döner-Oase« auf einen Zettel. Wenn das kein Geheimtipp war, dann wusste ich es auch nicht. Und war außerdem bescheiden, ruhig – zumindest wenn Selim in der Zwischenzeit den Fernseher nicht hatte reparieren lassen – und überhaupt nicht überkandidelt. Wenn schon, dann eher etwas unterkandidelt.
    »Schön, dann treffen wir uns also heute Abend bei Selim. Sagen wir um acht?« hakte ich noch einmal nach.
    »In Ordnung. Freue ich mich schon sehr drauf!«
    »Ich mich auch. Dann würde ich sagen, dass ich uns beiden für den Rest des Tages freigebe, falls nicht noch etwas Wichtiges anliegt.«
    »Nein, für heute nichts. Aber ...« sagte Sonia mit erhobenem Zeigefinger und wichtiger Miene, »... Anfang nächster Woche haben wir vielleicht schon einen Folgeauftrag. Und zwar diesen Zahntechniker, der sein
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