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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Autoren: Matthias Zipfel
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immer bringen sie dem Furzer Essen mit. Und immer lauter Zeug, das bläht.
    Zum Glück gibt’s Schwester Kerstin! Jung und hübsch und mit viel Gefühl. Misst Blutdruck, Puls und Temperatur, dass man auf ewig überdreht und überhitzt sein möchte.
    So warte ich auf Kerstin, die Verständnisvolle, auf das Essen, das mir den Abend so versüßen wird wie das Mittagsschnitzel den Tag. Aber vor allem warte ich darauf entlassen zu werden. Gibt schließlich noch Einiges zu regeln.
    Als Erstes muss ich mal mein Auto auslösen. Das hatte ich ja, bevor Mooseder mich in die halbewigen Jagdgründe schickte, klugerweise stehen lassen, von wegen Bierkonsum und so. Allerdings unklugerweise im Halteverbot. Die Polizei hat deshalb nicht lange gezögert, meinen Volvo in ihre Obhut zu nehmen. Sehr lieb von ihr. Aber leider auch sehr teuer, wie ich der Rechnung mit dem beigefügten Überweisungsformular entnehme. Perforiert natürlich. Man kann von deutschen Behörden behaupten, was man will, aber eines ganz bestimmt nicht: dass sie den Komfort ihrer Delinquenten aus dem Auge verlieren. Ist allerdings ein ziemlich kleiner Trost. Statt mit meinem Auto hätten sie sich lieber etwas intensiver mit Toni Mooseder beschäftigen sollen. Der ist nämlich untergetaucht, wie mir der freundliche Kontaktbereichsbeamte vom Revier bei seinem Besuch im Krankenhaus mit sorgenvoller Miene anvertraute. Ich sehe Mooseder im Geiste bei Nacht und Nebel mit seinem Motorrad über die Grenze knattern, im Beiwagen die hastig zusammengerafften Utensilien für eine überstürzte Reise, auf seinem Kopf die saudumme Gulaschkanone, und wünsche ihm von hier aus alles Mögliche an den Hals: Feuer, Mordio und Pestilenz. Zumindest aber mal eine »ausgedehnte Rippenserienfraktur«. Und, wenn es nach mir geht, gerne auch mit ein paar Komplikationen.
    Zwischendurch passiert natürlich auch Angenehmes, klar! Selim zum Beispiel, mein alter Freund und Oasen-Besitzer, ist in seiner Dienstkleidung, also speckiger Schürze, gleich am zweiten Tag im Krankenzimmer aufgetaucht und hat mir ein Schächtelchen mit klebrig-süßem Baklava vorbei gebracht. Dazu eine Musik-CD mit den schönsten türkischen Songs der Saison. Inklusive Gutschein, übrigens. Wofür? Na, wofür wohl – ha!
    Der verwelkte Blumenstrauß auf dem Nachttisch ist dagegen von Maria Lappé. Überbracht von Karl, dem Chauffeur. Auf dem persönlichen Kärtchen wünscht die gnädige Frau mir, erstens, »alles Gute für die baldige Genesung«, lässt mich, zweitens, »ganz lieb von Vanessa grüßen« und lädt mich, drittens, zum Essen ein, sobald ich »wieder auf dem Dampfer« sei. Na, da werde ich dann doch mal nach Harlaching dampfen mit meinem Dampfer, sobald ich eben wieder auf demselben bin. Vielleicht auch die passende Gelegenheit, den versprochenen Grillabend für Vanessa einzulösen. Stelle ich mir schon nett vor, wie ich zuerst in bester Pfadfindermanier den Grill vorglühe, um dann im Abendlicht mit meiner Angel zum Lappéschen Gartenteich zu schlendern und das Essen zu organisieren: gegrillter Koi-Karpfen. Und als Nachtisch vielleicht »affigen Kater in Alufolie an Vanillesauce«.
    Und Sonia? Hat, wie immer, bei allem Seelenschmus das praktisch Handfeste nicht vergessen und mir geschickt, was Mann im Krankenhaus so braucht: meinen dunkelblauen Pyjama mit den weinroten Streifen zum Beispiel, inklusive Morgenmantel. Dazu saubere Klamotten, einen Kulturbeutel mit Zahnbürste, Zahnpasta, Seife und Rasierzeug sowie fürs Gemüt etwas zum Lesen – einen Detektiv-Roman! – und eine Schachtel mit Schokoladen-Zigarren. Na, wenn das keine Fettlebe ist: Gemütlich im Bett liegen, gutes Buch und dazu genüsslich eine Zigarre essen! Außerdem ist noch ein Brief dabei, in dem sie mich »ganz lieb von Gottfried grüßen« lässt, der sich anscheinend bestens bei ihr eingelebt hat und den ganzen Tag damit beschäftigt ist, höflich, sensibel und zierlich zu sein. Und zwecks Streicheleinheiten regelmäßig seinen Knickohrkopf auf Sonias Knie zu legen und sie mit feuchten Augen anzuhimmeln, was sie »herzzerreißend niedlich« findet. Und zwischendurch, das wette ich, fragt er bestimmt »herzzerreißend besorgt« nach meinem Wohlbefinden.
    Aber das ist noch nicht alles! Anscheinend hat Sonia, wie sie mir weiter schreibt, einen Literaturagenten mit besten Beziehungen zu den wichtigsten Verlagen kennengelernt, der den Anfang ihres Krimis »sehr interessant und vielversprechend« findet und »sehr gespannt darauf ist, wie
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