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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Autoren: Matthias Zipfel
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Scheinwerferlicht Karl der Chauffeur auf, in der rechten Hand eine knallrote Badetasche. Ich überlegte einen Moment, ob ich das lustige Zurück-und-Vor-Spiel von eben wiederholen oder Karl gleich durch die Fahrertür auf den Sitz und dann in elegantem Bogen auf die Rücksitzbank springen lassen sollte. Ich entschied mich für die dritte Möglichkeit: Aussteigen und fragen, was er wollte.
    Als ich auf ihn zuging, hob er den Arm und hielt mir die Badetasche entgegen.
    »Von Vanessa. Sind ein paar Sachen für Gottfried drin: Fressnapf, Trinknapf, eine Bürste und – Spielzeug ...« Na sauber, damit besaß Gottfried schon mehr persönliche Habseligkeiten als ich! »... und außerdem«, fuhr er fort, »soll ich Ihnen von der gnädigen Frau ausrichten, dass Sie doch bitte die Rechnung schreiben sollen, und zwar inklusive der vereinbarten Prämie.«
    Ich nickte, murmelte so etwas wie »besten Dank!«, warf die Badetasche auf den Beifahrersitz und setzte mich hinters Steuer. Und dann sah ich zu, dass ich endlich vom Acker kam.
    Die Fahrt nach Hause verlief reibungslos. Gottfried war ein guter Beifahrer, der sich während der Fahrt nicht mit dem Personal unterhielt und sich auch sonst nicht in meine lenkenden Angelegenheiten einmischte.
    Zu Hause angekommen packte ich seine Tasche aus und deponierte Fress- und Trinknapf im Flur. Dann haute ich zwei Eier in die Pfanne, eins für mich, eins für meinen Gast. Natürlich war ein Spiegelei nicht gerade das optimale Futter für einen Hund, war mir schon klar, aber erstens hatte ich im Moment nichts anderes im Haus und zweitens verschlang Gottfried das Ei mit großem Genuss. Genau wie ich.
    Danach sahen wir noch ein bisschen fern. Unsere Geschmäcker waren eindeutig verschieden: Gottfried stellte seine Ohren in den Werbepausen auf, ich meine während der Liebesszenen des alten Hollywoodschinkens, die so rührend harmlos und gleichzeitig so bombastisch kitschig waren, dass ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich lachen oder weinen sollte. – Oder vielleicht doch noch mal zum Kühlschrank gehen.
    Dann wurde es für uns beide Zeit fürs Bett.
    »Du legst dich hier vor die Couch, bis wir ein anderes Plätzchen für dich gefunden haben. Vor die Couch und nicht drauf, ist das klar?« sage ich mit erhobenem Zeigefinger. »Und morgen gehen wir dann erst mal ins Hundekaufhaus und besorgen alles, was du sonst noch so brauchst.«
    Ich hatte zwar nicht vor, den Hund zu behalten. Aber andererseits brachte ich es auch nicht übers Herz, ihn direkt in einem Tierheim abzuliefern. Man kannte das ja, diese traurigen Hundeaugen hinter Gitterstäben. Konnte ich im Moment nicht verantworten und Vanessa gegenüber nicht rechtfertigen. Ich musste eben mal sehen, wie ich das deichseln würde, und bis dahin sollte Gottfried es wenigstens einigermaßen heimelig haben. Hatte schließlich gerade sein Zuhause verloren, so musste man das auch mal sehen, oder?
    Als ich endlich im Bett lag, merkte ich erst, wie hundemüde ich doch eigentlich war. Deshalb dachte ich auch im ersten Moment, dass ich es nur träumte: Das Getappse von Hundepfoten, die langsam näher kamen, die feuchte Hundenase, die meinen Unterarm entlang schnüffelte, in ungefähr drei Millimetern Abstand, also gerade so, dass es die Haare aufstellte, und am Schluss die weiche Hundeschnauze, die sich in meine Armbeuge legte.
    So lag ich also da und dachte über dies und jenes nach, bevor ich einnickte: Darüber, ob ich wohl gut schlafen würde heute Nacht – was nicht ganz sicher war. Darüber, ob der Hund vielleicht morgen früh, gemeinsam mit meinen Träumen, verschwunden sein würde – was unwahrscheinlich war. Und darüber, ob ich überhaupt unversehrt wieder aufwachen würde, ausgeruht und mit vollständigem Unterarm – was zu hoffen war.

42 
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war der Arm noch dran, und der Hund lag friedlich im Wohnzimmer. Vor dem Sofa und nicht darauf. Alles in allem also keinerlei Grund zur Klage.
    Nach dem Duschen, Rasieren und Anziehen verzichtete ich solidarisch auf das Frühstück. War aber kein besonders heroischer Akt, denn ich hatte eigentlich sowieso nichts mehr da – die letzten beiden Eier hatten der Hund und ich ja gestern Abend gemeinsam verspachtelt.
    Als Erstes musste das pinkfarbene Halsband weg. Und zwar sofort! Ich dachte an Toni Mooseders Geisterbahnfahrt und entfernte das »Schmuckstück« deshalb langsam, mit spitzen Fingern und unter beruhigendem Zureden. Klappte wunderbar. Das machte mich
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