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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Autoren: Matthias Zipfel
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draufsetzen.
    »Und wie geht es bei Ihnen weiter?«, fragte ich stattdessen.
    »Ich werde mir eine sinnvolle Beschäftigung suchen«, antwortete sie zu meiner Verblüffung. »Ich bin zwar nicht darauf angewiesen, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, aber ich will endlich wieder etwas Sinnvolles tun. Vielleicht etwas Soziales, vielleicht versuche ich es auch noch einmal als Journalistin, vielleicht beides – mal sehen. Jedenfalls: Die wohlhabende Arztgattin, oder Ex-Gattin zu spielen, ist auf Dauer auch nicht abendfüllend.«
    Wenn ich genau darüber nachdachte, dann war diese Entwicklung gar nicht so erstaunlich, sondern sogar eher folgerichtig. Vielleicht war Maria Lappé, geborene Bunzenbichler, gerade dabei, von einer opulenten und doch reichlich unbefriedigenden Rundreise wieder zu sich selbst zurückzukehren.
    Sie nahm einen kräftigen Schluck Rotwein.
    »Das sind also meine Pläne für die Zukunft.«
    »Und was ist mit Vanessa?«
    »Nun, ich denke, das erzählt sie Ihnen vielleicht lieber selber, oder?«, sagte sie und legte ihrer Stieftochter mit einem Anflug von Zärtlichkeit die Hand auf die Schulter. Vanessa sah zu ihr hoch mit geöffnetem Mund und blitzender Zahnspange. Für einen kurzen Augenblick wirkten beide entspannt – Weltpremiere. Dann nahm Maria Lappé ihr Weinglas, sagte: »Ich lass Euch beide vielleicht besser alleine«, und verließ die Küche.
    »Also Vanessa, was sind jetzt deine Pläne für die Zukunft? Erzähl’ mal, bin schon gespannt.«
    Vanessa tätschelte geistesabwesend Gottfrieds Schädel, der im Takt ihrer Handbewegung auf und ab wippte. Erinnerte mich an einen dieser Wackeldackel, wie sie einem früher aus Heckfenstern von Familienkutschen entgegen nickten. Alternativ zu den gehäkelten Flamenco-Tänzerinnen, die Klorollen ausbrüteten. In Härtefällen sogar beides.
    »Ich gehe in ein Internat«, sagte sie.
    »Ach? Das ist ja ein Ding. Und weißt du schon in welches?«
    »In ein ziemlich gutes am Bodensee. Meine ... Maria ... meint, ich hätte das Zeug dazu und würde da die beste Ausbildung bekommen. Sind übrigens schon einige berühmte Leute da gewesen, auf diesem Internat meine ich.«
    »Das hört sich doch gar nicht mal so schlecht an. Und wann geht es los?«
    »Nächste Woche fahren wir mal hin, Maria und ich, damit ich mir alles angucken kann. Leute kennenlernen, Lehrer und Schüler und so.«
    »Ist doch toll. Freust du dich denn nicht? Machst nämlich einen etwas geknickten Eindruck, ungefähr so wie die Ohren von deinem Hund.«
    »Ja und nein irgendwie. Einerseits wird das sicher eine gute Sache, glaube ich. Wegen der Ausbildung und so. Aber das Ganze hat auch einen riesigen Haken ...« Sie zögerte und sah plötzlich aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Bloß das nicht. Konnte ich überhaupt nicht haben. »... Ich darf nämlich in das Internat keinen Hund mitnehmen, verstehst du?«
    Das war es also. Ausgerechnet jetzt, wo der vierbeinige Dummie endlich wieder aufgetaucht war, sollte sie sich gleich wieder von ihm trennen. Kein Wunder, dass sie den Kopf hängen ließ. Ich nahm mir vor, Vanessa ein bisschen auf den Arm zu nehmen. Hilft oft, wenn Augen feucht werden.
    »Na ja, Gottfried geht es hier doch nicht gerade schlecht, finde ich. Und wenn ihn jetzt noch regelmäßig jemand in den Regen stellt, dann wächst er ja vielleicht sogar noch ein bisschen.«
    »Wachsen? Wieso soll Gottfried denn wachsen?« sagte sie und sah mich empört an. Die Gefahr des Weinens war erst mal gebannt.
    »Na ja, für einen Dobermann ist er doch eigentlich etwas mickrig, oder?«
    »Wie kommst du denn darauf? Gottfried ist nicht mickrig, sondern zierlich!«
    »Zierlich? Na, ich weiß nicht. Vielleicht doch eher mickrig. Für ’n Dobermann zumindest.«
    »Willst du mich etwa ärgern?«
    »Vielleicht.«
    »Dann mach’ nur so weiter.«
    Vanessa patschte Gottfried drei Mal energisch auf den Kopf, was den Hund drei Mal ebenso energisch, wenn auch unfreiwillig, mit dem Kopf nicken ließ. Dann sagte sie völlig unvermittelt: »Ich glaube, Gottfried wird es bei dir sehr gut haben!«
    Ich hoffte, dass ich mich verhört hatte! Aber ich wusste gleichzeitig, dass ich mich nicht verhört hatte. Konnte andererseits jedoch nicht schaden, sicherheitshalber mal nachzufragen.
    »Wie bitte?«
    »Du weißt doch, dass Maria und Gottfried nicht miteinander klarkommen, Arno! Und du weißt ja auch, wie sensibel Gottfried ist. Deshalb möchte ich ihn dir schenken.«
    Auch das noch. Das hatte mir gerade
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