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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen
Autoren: Sabine Klewe
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»Ich bin da auf was gestoßen. Aber mir fehlen noch ein paar Fakten.«
    »Ganz wie Sie meinen«, antwortete Rothmann. »Allerdings weiß ich nicht, ob es danach noch was wird. Für die Februarausgabe steht nämlich ein Artikel an, der sich mit ’ner ähnlichen Sache beschäftigt. Das wird mir zu viel Schule für eine Ausgabe.« Er stand auf, ein Zeichen, dass das Gespräch für ihn beendet war. »Dann sehen Sie mal zu, dass sie noch vor dem großen Schnee nach Hause kommen.« Er reichte ihr die Hand.
    Dagmar hastete aus Rothmanns Büro. Sie hätte sich wirklich um die Schulsache kümmern sollen. Den Artikel konnte sie vergessen. Es war Freitagabend. Keine Chance mehr, vor Montag an irgendwelche Informationen zu kommen. Zu blöd. Sie hätte das Honorar wirklich brauchen können. Gerade jetzt.
    Sie zog die Glastür des Bürogebäudes in der Kölner Innenstadt auf, in dem sich die Redaktion des Tempo Magazins befand, und trat hinaus. Der Himmel war dunkel, und die Schneeflocken tanzten im Schein der tausend Großstadtlichter einen winterlichen Tanz. Eigentlich mochte Dagmar den Schnee. Er erinnerte sie an ihre Kindheit, an Weihnachten zu Hause, mit selbstgebackenen Plätzchen, einer knusprigen Gans im Backofen und einem riesigen Tannenbaum mit echten Kerzen, der nach Wald duftete und nach Bienenwachs. Schnee bedeutete Geborgenheit und Wärme.
    Einen Augenblick lang gab sie sich dem Gefühl hin, legte den Kopf in den Nacken, spürte die weichen Flocken auf ihrem Gesicht landen und ließ sich fallen.
    Dann kam die Nervosität zurück, schnell, zu schnell, kroch sie in ihren Magen, in ihre Fingerspitzen. Sie ging zu ihrem Wagen, kramte den Schlüssel aus ihrer Handtasche, schloss auf und schlüpfte hinein. Drinnen machte sie kurz das Licht an und warf einen Blick auf die Armbanduhr. Bisher hatte sie es sich verkniffen, aber jetzt musste es einfach sein. Halb acht. Ob alles glatt gelaufen war?

    ***

    Der Anruf aus der Klinik war um 17.13 Uhr bei der Polizei eingegangen, noch bevor das Schneechaos einsetzte. Es wurde sofort eine interne Fahndung ausgelöst. Beamte des zuständigen Kommissariats fuhren nach Süchteln und machten sich vor Ort ein Bild von der Lage. Das Gelände selbst und die nähere Umgebung wurden gründlich durchsucht, zunächst ohne Erfolg. Es war bereits stockdunkel.
    Um 17.48 Uhr informierte man per Fax das LKA und die Staatsanwaltschaft. Dann wurden weitere Schritte eingeleitet. Nachdem die Suche im näheren Umfeld der Klinik in Viersen-Süchteln erfolglos verlaufen war, bat man die Fahnder in Düsseldorf um Amtshilfe. Der Mann war nämlich vor zwei Monaten bereits einmal entwichen. Damals hatte man ihn schon nach wenigen Stunden wieder aufgegriffen. Er war dorthin geflohen, wo er sich auskannte, wo er aufgewachsen war. In den Düsseldorfer Stadtteil Unterrath.

2
    »Also dann, bis morgen. Ich ruf dich an.« Katrin umarmte ihre Freundin. Sie hatte ihr noch geholfen, alle Tüten im Auto zu verstauen.
    »Und, danke noch mal.« Roberta schlug die Kofferraumklappe zu. »Du bist eine unschlagbare Einkaufsassistentin. Ohne dich hätte ich dreimal so lange gebraucht.«
    »Du darfst dich morgen mit Glühwein revanchieren. Und mit Plätzchen. Zimtsterne mag ich besonders gern.«
    Katrin grinste, dann wandte sie sich ab, um zu ihrem eigenen Auto zu gehen, das sie ein Parkdeck höher abgestellt hatte. Sie war gerade dabei, den Wagenschlüssel aus ihrer Handtasche zu kramen, als sie Schritte hörte.
    »Entschuldigen Sie bitte.«
    Sie fuhr erschrocken herum. Dann blinzelte sie verwundert. Da stand er wieder, der Mann, der ihr den Handschuh gereicht hatte. Bei der dämmrigen Parkhausbeleuchtung war sein Gesicht nicht genau zu erkennen, aber sie war sich ganz sicher, dass er es war. Was für ein merkwürdiger Zufall. Auch er schien überrascht zu sein.
    »Sie?«
    Katrin lächelte. »Habe ich etwa schon wieder was verloren? Den anderen Handschuh vielleicht?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, diesmal brauche ich Ihre Hilfe. Mein Wagen springt nicht an, und ich habe gleich eine sehr wichtige Verabredung. Haben Sie vielleicht ein Handy dabei? Dürfte ich es eventuell benutzen? Es ist wirklich wichtig.«
    Katrin holte ihr Mobiltelefon aus der Handtasche und reichte es ihm. »Natürlich. Gern.«
    Während der Mann eine Nummer wählte und dann in verhaltenem Tonfall in das Telefon sprach, schloss Katrin die Fahrertür ihres Cabriolets auf und warf die Handtasche auf den Beifahrersitz. Dann stieg sie
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