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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen
Autoren: Sabine Klewe
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Subaru auf der rechten Spur einordnete.
    »Idiot«, schimpfte Peter. »Du wirst schon sehen, was du davon hast. Gleich sehe ich dich vermutlich irgendwo im Straßengraben liegen.« Er schaltete das Radio ein, in der Hoffnung, die Verkehrsdurchsagen noch zu erwischen, aber es lief bereits Musik, irgendein alter Schlager, dessen Melodie er mitsummen konnte, ohne dass er den Titel oder die Band hätte nennen können. Zehn Minuten lang fuhr er weiter durch die winterliche Nacht. Gelegentlich überholte er einen Wagen, der ihm zu langsam durch den Schnee kroch, ansonsten war alles ruhig.
    Plötzlich stieg er in die Bremsen. Vor ihm waren unvermittelt rote Rückleuchten aufgetaucht. Erst glaubte er, jemand kröche im Schneckentempo über die Autobahn, doch dann wurde ihm klar, dass ihm nicht ein einziges Auto, sondern eine ganze Schlange den Weg versperrte.
    Er seufzte. Ein Stau. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Vielleicht war weiter vorn ein Wagen liegen geblieben, oder es hatte einen Auffahrunfall gegeben. Peter nahm sein Handy vom Beifahrersitz und wählte eine Nummer.
    »Hier Familie Wickert. Johanna Wickert am Apparat.«
    Peter lächelte. Seine Tochter meldete sich perfekt wie die Chefsekretärin eines großen Unternehmens. »Hier ist Papa, Hanna. Du bist noch wach?«
    »Ich musste noch mal aufs Klo. Außerdem ist doch Wochenende. Wo bleibst du denn, Papa?«
    »Ich stecke im Stau fest. Wahrscheinlich ein Unfall.«
    »Ein Unfall?«, wiederholte Johanna laut. Dann meldete sich plötzlich eine andere Stimme am Telefon. »Peter? Du hattest einen Unfall?« Es war Roberta.
    »Nein, nein«, antwortete er und musste lächeln. »Mir geht es gut. Ich stecke nur im Stau fest.«
    Roberta seufzte erleichtert auf. »Na, das war ja zu erwarten bei dem Schneechaos. Alle wissen, dass Winter ist, aber keiner rechnet mit Schnee. Es ist jedes Jahr das Gleiche. Wo steckst du denn?«
    »A 46. Kurz hinter dem Kreuz Hilden. Ich habe gerade die Autobahn gewechselt.«
    »Du Ärmster.«
    »Ich werd’s überleben. Wie war’s in der Stadt?«
    Roberta stöhnte. »Anstrengend. Aber dafür habe ich auch fast alles gekriegt, was ich besorgen wollte. Katrin war echt hartnäckig. Jedes Mal, wenn ich gesagt habe: »Komm, lass, das erledige ich dann eben nächste Woche«, hat sie darauf bestanden, noch in den nächsten Laden zu ziehen. Sie war eine echte Hilfe.«
    Peter konnte sich lebhaft vorstellen, wie Katrin Roberta von Geschäft zu Geschäft gelotst hatte, bis alle Besorgungen erledigt waren. Das passte zu Katrin. In mancher Hinsicht konnte sie sehr vernünftig und pragmatisch sein. In anderer allerdings wiederum überhaupt nicht. Er mochte die Freundin seiner Frau, ihre unkomplizierte, herzliche Art, und die Unmittelbarkeit, mit der sie sagte, was sie meinte, auch wenn sie damit gelegentlich ein wenig zu weit ging.
    »Freut mich, dass eure Einkaufstour ein Erfolg war.« Peter sah, wie sich weiter vor ihm die Schlange ein Stück in Bewegung setzte. »Ich muss Schluss machen. Ich glaube, es geht weiter.«
    »Na, dann viel Spaß noch«, scherzte Roberta, »wenn du nach Hause kommst, warten ein Glas Wein und ein Stück Pizza auf dich, wenn du magst.«
    »Klingt sehr verführerisch. Bis gleich dann.«
    »Bis gleich.«
    Peter legte das Handy wieder auf den Beifahrersitz. Langsam gab er Gas. Es ging stockend weiter. Nach einer Weile sah er in der Ferne blaue und gelbe Blinklichter, die in den schwarzen Nachhimmel strahlten wie eine gigantische Weihnachtsbeleuchtung. Ein Unfall also.
    Es dauerte noch einmal eine geraume Zeit, bis er schließlich die Unfallstelle erreicht hatte. Ein Lastwagen hing schräg im Straßengraben. Zwei Kleinwagen parkten stark verbeult auf dem Seitenstreifen. Ein dritter PKW stand immer noch quer auf der rechten Fahrbahn. Er war eingedrückt wie eine achtlos weggeworfene Zigarettenschachtel. Peter konnte nicht viel erkennen, ein Polizist winkte ihn durch, er musste zügig weiterfahren. Aber dennoch war er sich ziemlich sicher, dass es der graue Opel war, der ihn vorhin so rasant überholt hatte. Peter spürte einen Stich. Hatte er dem Fahrer nicht gewünscht, er möge im Straßengraben enden? Nein, so hatte er das nicht gemeint. Er versuchte den Gedanken abzuschütteln.
    Aber so leicht wurde er ihn dennoch nicht los. Als er eine halbe Stunde später endlich im Wohnzimmer auf der Couch saß, ein Glas Wein in der Hand, und Roberta ihm Stück für Stück präsentierte, was sie in der Stadt alles ergattert hatte, tauchte vor
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