Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
nicht am Ende sogar noch die Bullen aufgetaucht?
Blabla – blöde Ziege.« Katrin schnaubte verächtlich.
    Roberta lächelte. Manfred war Katrins Freund, ein Journalist, der für eine kleine lokale Tageszeitung arbeitete. Er war gelegentlich ein wenig rücksichtslos und unsensibel, vor allem, wenn es darum ging, an Informationen für eine gute Story zu gelangen. Aber Roberta wusste, wie viel Katrin ihm bedeutete, Studienfreundin hin oder her.
    Gudrun war aus Berlin zu Besuch gekommen. Eigentlich hatte sie nur übers Wochenende bleiben wollen. Sie hatte einen Job bei einer Produktionsfirma, die Vorabendserien fürs Fernsehen drehte, und brauchte dringend einmal, wie sie es nannte, ein paar normale Menschen um sich. Aus dem Wochenende waren mittlerweile fast zwei Wochen geworden, und es war kein Ende abzusehen.
    »Sollen wir uns morgen einen gemütlichen Frauennachmittag machen?«, schlug Roberta vor. »Ich schicke Peter mit den Kindern ins Kino, die wollten sowieso in Harry Potter gehen, und danach sollen sie noch irgendwo ’ne Pizza essen. Du kommst zu mir, und wir frischen unsere eigenen Erinnerungen an wilde Feten, coole Jungs und ähnlich schreckliche Dinge auf. Was meinst du?«
    Katrin grinste jetzt. »Klingt nach ’ner verdammt guten Idee.«

    ***

    Der Regen vereiste mehr und mehr. Wurde zu Schnee. Dagmar starrte durch die Scheibe und beobachtete, wie die Tropfen, die gegen das Glas schlugen, allmählich fester wurden, langsam Konsistenz bekamen. Erst entstanden winzige, matschige Klümpchen, dann bildete sich nach und nach eine Struktur heraus, ein Muster, Kristalle, feingliedrig, zart; mikroskopisch kleine Konstruktionen, keine wie die andere, jede für sich ein Kunstwerk der Natur.
    »Verdammt, jetzt schneit es auch noch.« Rothmann stieß einen ärgerlichen Laut aus. »Und ich habe noch die Sommerreifen drauf. Außerdem bedeutet das bestimmt Verkehrschaos. Und heute ist Freitag. Na, wunderbar.«
    Dagmar riss sich vom Anblick der Fensterscheibe los. Es hatte etwas Beruhigendes, zu sehen, wie gut durchdacht die Natur ans Werk ging. Es flößte ihr Vertrauen ein, Zuversicht. Irgendwie würde sich alles regeln. Aber Rothmann hatte sie mit seiner Bemerkung zurück in die Realität geholt. Die Nervosität war wieder da. Bilder blitzen vor ihren Augen auf, Staus, Unfälle, liegengebliebene Wagen. Das konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen. Es durfte nichts schief gehen. Nicht heute. Sie spürte Rothmanns erwartungsvollen Blick. Hatte er ihr eine Frage gestellt? Sie riss sich zusammen und sah ihn an. »Wie bitte? Ich war gerade abgelenkt wegen des Wetters. Ich muss noch zurück nach Düsseldorf. Wenn es richtig zu schneien anfängt und es wird nicht sofort gestreut, dann sitze ich möglicherweise erst mal fest und kann nicht nach Hause.« Sie verzog das Gesicht.
    »Ja, schöne Scheiße«, pflichtete Rothmann ihr bei. »Ich wollte wissen, wie das mit dem Artikel über die Schulschließung ist. Eigentlich wäre das was für die nächste Ausgabe. Aber dann müsste ich ihn spätestens Montag haben. Schaffen Sie das?«
    Dagmar Ülzcin war freiberufliche Journalistin. Sie schrieb Artikel, Reportagen und gelegentlich auch Buchrezensionen für verschiedene Zeitschriften. Mit Winfried Rothmann, dem Herausgeber des Tempo Magazins, einer gesellschaftskritischen, wenn auch ein wenig oberflächlichen Zeitschrift, arbeitete sie seit über zehn Jahren zusammen. Trotzdem war ihre Beziehung zu dem etwas grobschlächtigen Verleger immer äußerst distanziert geblieben, rein geschäftlich. Sie mochte ihn nicht, verabscheute seinen Hang zu schlüpfrig-reißerischen Themen, aber sie war auf ihn angewiesen. Nicht alle Magazine hatten Interesse an ihren engagierten, etwas emotionalen Texten. Rothmann nahm fast alles, was sie schrieb, auch wenn sie es meistens noch ein wenig aufpeppen musste, damit es seinem und dem Geschmack seiner Leserschaft entsprach.
    Dagmar seufzte. Mit dem Schulartikel hatte sie noch gar nicht richtig angefangen. Als sie davon gehört hatte, war sie Feuer und Flamme gewesen und hatte sich voller Begeisterung in die Arbeit gestürzt, Schüler, Eltern und Lehrer interviewt, Hintergründe recherchiert, und sie war sogar auf eine heiße Spur gestoßen. Es wurde gemunkelt, dass es bereits Pläne gab, die das Grundstück betrafen, auf dem die Schule stand. Ein Skandal. Aber dann war diese andere Sache dazwischengekommen, die so viel wichtiger schien.
    »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, begann Dagmar zögernd.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher