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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen
Autoren: Sabine Klewe
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ein.
    Der Mann beendete das Gespräch, näherte sich der Tür, beugte sich in den Wagen und gab ihr das Handy zurück.
    »Ich danke Ihnen vielmals. Jetzt sind wir quitt. Handschuh gegen Telefongespräch.«
    Er zwinkerte, so wie er es bereits bei ihrer ersten Begegnung vor dem Café getan hatte. Katrin zögerte. Dann fragte sie: »Kann ich vielleicht noch irgendwas für Sie tun?«
    Der Mann beugte sich noch ein Stück weiter vor und sah sie eindringlich an. »Es gäbe da etwas«, begann er zögernd, »aber nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

    ***

    »Kommt Katrin noch nach?« Gudrun öffnete das Päckchen Tabak, das vor ihr auf dem Tisch lag, und drehte sich mit geübten Handgriffen eine Zigarette.
    »Weiß nicht«, antwortete Manfred achselzuckend. »Vielleicht ist sie mit Roberta noch was essen gegangen. Ich habe ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Sie weiß auf jeden Fall, wo wir sind.«
    »Vielleicht nicht ganz ihre Kragenweite hier«, meinte Gudrun, und ließ zweifelnd ihren Blick durch den Schankraum wandern. Manfred und Gudrun saßen in der Blende, einer Kneipe in Bilk. Die Einrichtung hatte schon bessere Tage gesehen und die Musik dröhnte so laut aus den Boxen, dass man sich fast anschreien musste. Gudrun steckte sich die Zigarette in den Mund, zündete sie an und zog daran, dann fuhr sie sich mit der freien Hand über die kurzrasierten, pechschwarz gefärbten Haare.
    »Quatsch«, gab Manfred zurück, »wir sind öfter hier. Warum auch nicht?«
    Gudrun zuckte die Achseln. »Ich dachte nur.«
    Einen Augenblick lang schwiegen beide. Fred Durst sang mit heiserer Stimme und eine junge Kellnerin in Jeans und hautengem, ärmellosem Top kam an den Tisch und griff nach den zwei leeren Gläsern. »Wollt ihr noch zwei?«
    Manfred nickte. »Klar.«
    Gudrun streifte die Asche von der Zigarette, indem sie sie langsam auf dem Rand des Aschenbechers hin und her drehte. »Sie mag mich nicht.«
    Manfred blickte sie überrascht an. »Wer?«
    »Mensch, Katrin. Tu nicht so blöd.«
    »Sei nicht albern. Das ist doch Quatsch.«
    »Ich bin nicht albern. Aber ich bin auch nicht blind. Ich schätze mal, sie ist eifersüchtig. Ist doch eigentlich ein nettes Kompliment an dich, oder?«
    Die Kellnerin brachte die beiden Alt, und Manfred hielt ihr seinen Deckel hin. Sie zog einen Bleistift hervor, den sie unter das Lederarmband an ihrem linken Handgelenk geklemmt hatte, und malte zwei weitere Striche darauf. Es waren jetzt insgesamt zwölf. Es reichte langsam. Manfred warf einen Blick auf die Uhr. Zwanzig vor zehn. Gudrun hatte recht. Katrin würde wohl nicht mehr kommen. Vermutlich war sie noch mit zu Roberta gefahren, oder sie war, müde vom stundenlangen Laufen durch die Stadt, zu Hause auf dem Sofa eingeschlafen, ihren Kater Rupert als Wärmkissen auf dem Bauch, ein halb leergetrunkenes Glas Rotwein auf dem kleinen Tischchen daneben – auf dem wackeligen, dreibeinigen Holztisch, den sie mit ihm gemeinsam auf dem Trödelmarkt am Aachener Platz ausgesucht hatte.
    »Na, was für süßen Gedanken hängst du denn gerade nach?« Gudrun grinste ihn an.
    »Ich? Wieso?«
    »Du hast gelächelt wie ein verliebter Teenager.«
    »Ha, ha.« Manfred verzog das Gesicht und nahm einen tiefen Schluck aus dem Bierglas. Er überlegte, ob er noch mal versuchen sollte, Katrin anzurufen, entschied sich dann aber dagegen. Wenn sie wirklich schon schlief, würde er sie nur stören.

    ***

    Peter Wickert starrte konzentriert in die Dunkelheit. Die Scheibenwischer gaben ein knurrendes Geräusch von sich, während sie die weißen Flocken aus seinem Sichtfeld fegten. Das Schneetreiben war stärker geworden, und mittlerweile bedeckte eine schmutzigweiße Decke die Autobahn, ein matschiger Brei, der zu einer spiegelglatten Fläche zu gefrieren drohte, falls die Temperaturen weiter sanken.
    Peter war froh, dass sein Auto Allradantrieb hatte. Sollte seine Frau Roberta ruhig über seinen exotischen Japaner lästern. Er würde auf jeden Fall heute sicher zu Hause ankommen. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Schon nach zehn. Aber immerhin hatte er seine Arbeit beendet, der Auftrag war abgeschlossen, und er würde das Wochenende in Ruhe genießen können.
    Peter zuckte zusammen, als ein Wagen hinter ihm wie aus dem Nichts auftauchte, die Scheinwerfer hell aufgeblendet, und mit viel zu hoher Geschwindigkeit an ihm vorbeischoss. Es war ein grauer Opel Omega, der ein wenig seitwärts schlitterte, als er sich vor Peters
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