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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
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erwartet hatte.

     
    Er beobachtete sie durchs Fenster. Sie schlängelte sich zwischen den geparkten Wagen hindurch. Ihr schlanker Körper bewegte sich elegant und geschmeidig wie eine Katze. Eine Raubkatze. Sie hatte ihn empört angefaucht wie ein wilder Puma. Bei dem Gedanken musste er wieder grinsen. Sie war hübsch, sehr hübsch. Das glatte, schulterlange, braune Haar und die großen, grünen Augen gefielen ihm ausnehmend gut. Außerdem war da etwas Aufmüpfiges, eine Art störrischer Protest in ihrer Haltung, in dem schmalen, fast knabenhaften Gesicht und in den hellbraunen Sommersprossen auf der Nase, das ihn anzog. Es dürfte nicht so schwierig sein herauszufinden, wer sie war.
    Nachdem ihr Auto um die Ecke verschwunden war, drehte er sich um und ging den Gang hinunter. Er öffnete die Tür ohne anzuklopfen.
    „ Kabritzky ! Was willst du hier? Ich hab nichts für dich.“
    Kommissar Halverstett blickte ihn verärgert an.
    Manfred Kabritzky zog den Stuhl zu sich herüber, auf dem kurz zuvor noch Katrin gesessen hatte, machte es sich in aller Seelenruhe darauf bequem und heftete seinen Blick auf den Polizeibeamten.
    „Vielleicht habe ich ja was für dich.“
    Halverstett verschränkte die Arme. Er wusste bereits, worauf das hinauslief. Manfred Kabritzky gab keine Informationen zum Nulltarif preis. Und so wie er ihn kannte, würde der Journalist am Ende wieder weit mehr erfahren haben, als er selbst zu berichten hatte.
    „Worum geht’s?“
    „Das Mädchen vom Friedhof. Sie heißt Tamara Arnold, stimmt’s ?“ Er legte lässig ein Bein über das andere. Als Halverstett zu einer Antwort ansetzte winkte er ab. „Brauchst du nicht zu bestätigen. Weiß ich bereits aus anderer Quelle. Aber ich hab noch etwas.“
    „Und was?“
    „Wie ist sie gestorben?“
    Halverstett stöhnte. „Wenn du etwas weißt, musst du es der Polizei mitteilen. Wir sind nicht zu Gegenleistungen verpflichtet.“
    „Klar doch. Aber du weißt ja, ich bin nicht mehr der Jüngste. Da vergisst man schon mal was. Möglicherweise kannst du ja meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen?“
    „Vermutlich Selbstmord. Aufgeschnittene Puls-adern . Kein Abschiedsbrief. Keine Kampfspuren am Fundort. Autopsie steht noch aus.“
    „Ist das alles?“
    „Im Augenblick ja.“ Er zögerte. „Es sei denn, die Sache mit dem Engel hat irgendeine Bedeutung.“
    „Engel?“
    Halverstett zeigte dem Journalisten das Foto und berichtete ihm von Katrins Besuch. Kabritzky nahm es interessiert in Augenschein.
    „Wie heißt die Fotografin?“
    Halverstett musterte ihn wortlos. Er schnappte sich das Bild und deponierte es wieder in der Mappe auf seinem Schreibtisch.
    „Ich will lediglich ’ nen Abzug. Und vielleicht zwei, drei Fragen. Komm schon.“
    „Sandmann. Katrin Sandmann. Adresse kannst du selbst rausfinden . Aber sag nicht, dass du das von mir hast.“
    Kabritzky erhob sich. Er zog einen Zettel aus der Hosentasche und reichte ihn Halverstett .
    „Sie hat mich angerufen, diese Tamara. Bei der Zeitung. Vor etwa drei Wochen. Wollte sich wieder melden, hat sie aber nicht getan. Ich hab die Sache nicht besonders ernst genommen. Ein junges Mädchen, das sich ein bisschen wichtig tun will. Solche Anrufe hat man in diesem Beruf öfter mal. Aber jetzt, wo sie tot ist …“
    Er ging zur Tür. „Ich hab mir während des Telefonats Notizen gemacht. Das tu ich immer. Steht alles auf dem Zettel. Keine Ahnung, ob’s was zu bedeuten hat, aber ich dachte, es würde dich vielleicht interessieren.“
    Manfred Kabritzky öffnete die Tür, drehte sich kurz zu Rita Schmitt um, die er die ganze Zeit nicht beachtet hatte, und zwinkerte ihr zu. „Tolle Zusammenarbeit mit dir, Halverstett . Ich gehe davon aus, dass ich erfahre, wenn sich bei der Autopsie was Interessantes ergibt.“ Dann knallte er die Tür hinter sich zu.

     
    Als Katrin gegen vier Uhr mit Einkaufstüten beladen ihre Wohnung betrat, klingelte gerade das Telefon. Es war ihre Mutter.
    „Was ist mit den Fotos, Kind? Die Zeitung geht morgen in Druck.“
    Katrins Mutter arbeitete ehrenamtlich für eine Stadtteilzeitung, die wöchentlich erschien. Die Bilder vom Friedhof waren als Illustration für einen Artikel über Sterbebegleitung vorgesehen. Katrin stöhnte. Sie hatte völlig vergessen, in Niederkassel vorbeizufahren und die Fotos in den Briefkasten zu werfen. Jetzt würde sie noch mal los müssen.
    „Tut mir Leid, Mama. Mir ist ein Termin dazwischen geraten. Aber die Fotos sind fertig. Ich komme
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