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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
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Klamotten. Was Mädchen in dem Alter halt so interessiert.“
    „Hatte sie Freundinnen?“
    „Keine besonders engen, glaube ich. Sie war eine Einzelgängerin.“ Dieter Arnold zögerte. Sein Blick wanderte unruhig zwischen Halverstett und der Hand seiner Frau hin und her, die er immer noch fest umschlossen hielt. „Aber sie war nicht unbeliebt bei den anderen“, fügte er dann hastig hinzu.
    „Sie war ein gutes Mädchen.“ Sylvia Arnold fuhr mit der rechten Hand über ihren Rock und glättete eine Falte. Ihre Finger zitterten ein wenig. Dann räumte ihr Mann ein:
    „Sie war ein wenig verschlossen in letzter Zeit. Hat immer diese komischen Klamotten getragen und …“
    „Was für komische Klamotten?“
    Dieter Arnold suchte nach Worten. „Alles schwarz und in Leder und so merkwürdige Ketten und Armbänder. Und einmal, da hatte sie diese Handschellen im Zimmer liegen.“
    „Handschellen?“
    „Ach, das war nichts.“ Sylvia Arnold hob zum ersten Mal den Kopf, seit Halverstett den Raum betreten hatte. Ihm fiel auf, dass sie einmal sehr hübsch gewesen sein musste. Ihr Gesicht war anziehend und ihre dunklen Augen blickten ihn ausdrucksvoll an. Ihr Doppelkinn und die unvorteilhafte, toupierte Frisur ließen sie allerdings älter wirken als sie tatsächlich war. „Das ist im Moment modern mit diesen Handschellen. Sie tragen sie als Schmuck, verstehen Sie? Tamara hatte sie am Gürtel hängen, ein oder zwei Mal. Aber dann hat sie es gelassen. Es wäre ihr zu albern, hat sie gesagt. Kinderkram.“
    Hauptkommissar Halverstett stand auf. „Ich würde gern einen kurzen Blick in Tamaras Zimmer werfen, bevor ich gehe. Danach werde ich Sie heute nicht weiter belästigen. Aber ich muss Sie bitten, morgen früh aufs Präsidium zu kommen. Ich kann es Ihnen nicht ersparen, Ihre Tochter noch persönlich zu identifizieren. Außerdem muss Ihre Aussage protokolliert werden.“
    Katrin stieg in ihren Wagen und fluchte leise. Der Fahrersitz fühlte sich immer noch feucht an. Das Verdeck ihres Golf Cabrio war undicht. Den ganzen Winter über hatte sie damit Ärger gehabt, aber sie war zu bequem gewesen, den Schaden reparieren zu lassen. Im April war es sehr trocken gewesen, so- dass sie die Reparatur wieder und wieder verschoben hatte. Aber nach diesem fürchterlich verregneten Wochenende war das Sitzpolster natürlich wieder völlig durchnässt. Gestern auf der Fahrt zum Friedhof hatte sie daran gedacht und sich ein Handtuch auf den Sitz gelegt. Katrin seufzte, kletterte wieder aus dem Wagen und breitete ihre Jacke aus, bevor sie sich erneut setzte.
    Es gab keinen Besucherparkplatz. Also stellte sie ihr Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor dem Eingang einer Tierarztpraxis ab. Neugierig studierte sie das dunkelrote Backsteingebäude. In der Hand hielt sie einen großen, braunen Umschlag. Unzählige Male schon war sie hier vorbeigekommen, aber noch nie hatte sie das Polizeipräsidium betreten. Der Eingangsbereich wirkte schlicht und ein wenig heruntergekommen. Der graue Linoleumboden sah schäbig aus und die Empfangstheke war alt und abgenutzt. Es dauerte eine Weile bis der Polizeibeamte begriffen hatte, dass es nicht um die Identifizierung der unbekannten Leiche ging.
    „Wir haben die Identität des Mädchens mitt-lerweile festgestellt, aber vielen Dank für Ihre Hilfe.“
    „Es geht um etwas anderes. Ich bin eine Zeugin. Ich war auf dem Friedhof.“
    Die Augen des jungen Mannes weiteten sich, dann griff er hastig zum Telefon. Katrin biss sich auf die Unterlippe. Sie hätte sich anders ausdrücken sollen. Sie war keine Zeugin. Sie hatte überhaupt nichts gesehen. Sie hatte lediglich keine Lust gehabt, dem Polizeibeamten umständlich die Sache mit dem Foto zu erklären.
    Eine junge Frau kam und führte sie in die zweite Etage. Sie klopfte an eine Tür und öffnete.
    „Das ist die Zeugin“, rief sie in den Raum hinein, bevor sie wieder davoneilte.
    Katrin begutachtete das helle, kahle Büro. Zwei große Schreibtische standen einander gegenüber in der Mitte des Zimmers und auf der Fensterbank kümmerten ein paar krumme Kakteen vor sich hin. Katrin hatte erwartet, dass die Wände mit jeder Menge Tatortfotos, einem riesigen Stadtplan und anderen wichtigen Notizen vollgeheftet sein würden, wie in einem der zahlreichen Fernsehkrimis. Aber der Raum sah nüchtern und ordentlich aus wie ein ganz normales Büro. Ein Mann stand von seinem Platz auf und trat ihr entgegen. Er war ungefähr fünfzig, hatte eine kräftige
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