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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
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Rücken, waren die Finger schweißnass, die angespannt das Lenkrad umkrallten. Er starrte auf seine Hände. Das Blut. Das viele Blut. Es hatte gespritzt. Bis in sein Gesicht, auf sein Hemd, seine Hose, einfach überall hin. Er hatte die Sachen in eine Plastiktüte getan, sie mit Steinen beschwert und im Rhein versenkt. Hoffentlich würde sie niemand finden. Hoffentlich würden sie gar nicht erst danach suchen. In den Nachrichten hatten sie von Selbstmord gesprochen. Es war Selbstmord gewesen. Natürlich. Aber was, wenn die Tüte plötzlich auftauchte? Seine Hände krampften sich fester um das Lenkrad. Die Knöchel wurden weiß. Er sah das Blut zwischen den Fingern durchfließen, unaufhaltsam, mehr und mehr, ein reißender Strom, eine tödliche Woge. Er schloss die Augen und presste die Hände vors Gesicht. Seine Schläfen pochten. Von weit her hörte er etwas, einen anhaltenden, durchdringenden Ton. Das Geräusch wurde langsam lauter, eindringlicher. Er betete, dass es aufhörte, dass es endlich still würde, aber der Ton wurde immer intensiver und dröhnte unbarmherzig in seinen Ohren. Schließlich nahm er die Hände vom Gesicht und öffnete die Augen. Er fühlte sich benommen, wie gelähmt, und wusste einen Augenblick lang nicht, wo er war. Das Hupen hörte immer noch nicht auf. Er atmete tief durch, umfasste das Lenkrad und versuchte sich zu konzentrieren. Dann legte er den ersten Gang ein und gab langsam Gas.
    Am Mittwochmorgen fuhr Katrin erneut zur Polizei. Die Luft war mild und duftete süßlich nach Flieder, doch der Himmel hing grau und schwer über der Stadt. Es war einer von jenen Tagen, an denen die Sonne wie der Mond aussieht, eine bleiche, runde Scheibe, kühl und geheimnisvoll. Bestimmt würde es bald wieder regnen. Als Katrin in den Jürgensplatz einbog, fiel ihr Blick auf einen Mann und eine Frau, die nebeneinander auf einer Bank saßen. Der Mann war groß und schlank und schien sehr korrekt gekleidet, die Frau war viel kleiner, ein wenig mollig und trug einen Mantel, der für das milde Maiwetter viel zu warm erschien. Irgendetwas kam ihr merkwürdig vor. Die beiden wirkten auf eine seltsame Art verloren, fast wie zwei kleine Kinder, die sich auf dem Heimweg verlaufen hatten.
    Der Polizist am Empfang lächelte sie an, als sie sich vorstellte.
    „Der Herr Hauptkommissar erwartet Sie. Zweite Etage. Raum zweihundertsieben.“
    Kommissar Halverstett kam direkt zum Thema. „Von wann bis wann genau waren Sie am Montagabend auf dem Südfriedhof?“
    „Ich bin so gegen halb fünf angekommen. Ich habe Fotos gemacht. An verschiedenen Stellen. Etwa um viertel vor sieben habe ich meine Sachen zusammen gepackt und mich auf den Weg zum Ausgang gemacht. Dann habe ich auf einmal dieses schöne Motiv gesehen: den Engel im Sonnenlicht. Den wollte ich unbedingt noch aufnehmen. Es muss wenige Minuten vor sieben gewesen sein, als ich auf dem Parkplatz ankam.“
    „Welcher Ausgang?“
    „ Vehlingshecke .“
    „Wie weit ist es zu Fuß von der Stelle, wo Sie das letzte Foto gemacht haben, bis zu diesem Ausgang?“
    „Vielleicht sechs oder sieben Minuten zu laufen.“
    „Ist Ihnen irgendwer begegnet?“
    „Ich habe darüber nachgedacht. Ich erinnere mich an eine ältere Frau, die etwa gleichzeitig mit mir am Tor ankam. Sonst habe ich niemanden gesehen.“
    „Jetzt zu dem Engel. Haben Sie ihn sich näher angesehen? Wie gut war er auf dem Stein befestigt? Auf dem Foto sieht es so aus, als stünde er ein biss-chen schief.“
    Katrin nickte. „Ja, er stand wirklich nicht ganz gerade. Ein wenig verdreht. Ich hatte den Eindruck, dass er runtergefallen und ohne viel Sorgfalt wieder aufgestellt worden war. Aber es könnte natürlich auch sein, dass er gar nicht zu dem Grabstein gehörte und dass ihn jemand später dort hingestellt hat.“              
    Halverstett nickte. „Das ist im Augenblick alles. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte.“
    Er schrieb etwas auf einen Zettel. Dann bedankte er sich bei Katrin. Bevor sie das Büro verließ, fragte sie:
    „Sie haben gestern am Telefon von merkwür digen Verletzungen gesprochen. Was meinten Sie damit?“
    „Sie müssen verstehen, dass ich Ihnen nichts sagen darf. Außerdem wissen wir selbst noch nicht, ob das etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun hat. Die meisten Wunden waren älter, vielleicht ein paar Wochen oder sogar Monate alt. Aber ein paar waren recht frisch.“
    Halverstett beugte sich über seine Papiere und Katrin wusste, dass
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