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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss
Autoren: Sabine Klewe
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Statur und einen leichten Bauchansatz. Er drückte kurz ihre Hand.
    „Hauptkommissar Halverstett . Das ist meine Kollegin, Frau Schmitt.“ Er zeigte auf eine rothaarige Frau um die dreißig, die in irgendwelche Papiere vertieft an dem anderen Schreibtisch saß. Sie nickte nur schwach in Katrins Richtung, aber sie sagte nichts. Halverstett deutete auf einen schlichten Holzstuhl. Als Katrin sich gesetzt hatte, blickte er sie erwartungsvoll an.
    „Sie haben etwas auf dem Friedhof beobachtet?“
    „Nein, eigentlich nicht.“
    Sie merkte, wie sich das Gesicht des Polizeibeamten enttäuscht verzog. Frau Schmitt zog nur kurz bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch.
    „Ich wusste nur nicht, wie ich es Ihrem Kollegen gegenüber ausdrücken sollte. Ich bin Fotografin. Ich habe Bilder gemacht. Auf dem Friedhof. Gestern Abend, kurz bevor abgeschlossen wurde. Ich war genau an der Stelle, wo – am Tatort.“
    Sie öffnete den braunen Umschlag, nahm das Foto heraus und legte es auf den Schreibtisch.
    „Wenn Sie dieses Bild mit Ihren Tatortfotos vergleichen, wird Ihnen auffallen, dass etwas fehlt.“
    Frau Schmitt blickte jetzt überrascht von ihren Papieren hoch, reckte sich vor und starrte auf das Foto. Der Kommissar griff nach einem Stapel von Aufnahmen, die auf der Ecke seines Schreibtisches lagen und suchte sie durch. Dann legte er das entsprechende Foto neben Katrins.
    „Der Engel fehlt“, erklärte sie ihm. „Sehen Sie die kleine Figur oben auf dem Stein?“
    Halverstett sah von einem Foto zum anderen. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert.
    „Wann, sagen Sie, haben Sie diese Aufnahme gemacht?“
    „Gestern Abend, so gegen kurz vor sieben.“
    „Merkwürdig. Haben wir die Liste von der Spurensicherung? Ist da die Rede von einem Engel?“ Er blickte fragend zu Frau Schmitt.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre mir aufgefallen. Aber vielleicht haben die Kollegen sich nichts dabei gedacht, dass da eine Steinfigur auf dem Boden lag. Ist schließlich ein Friedhof.“
    Halverstett wandte sich wieder an Katrin.
    „Haben Sie sonst irgendwas beobachtet oder jemanden gesehen?“ Katrin schüttelte den Kopf. „Es war niemand in der Nähe, als ich dort fotografiert habe. Der Friedhof sollte ja auch jeden Augenblick schließen.“ Der Polizeibeamte nickte. „Wir gehen zurzeit von Selbstmord aus. Daher glaube ich nicht, dass diese Sache von Bedeutung ist. Vielen Dank, trotzdem. Meine Kollegin, Frau Schmitt, wird Ihre Aussage aufnehmen. Das Foto behalten wir für alle Fälle.“
    Zwanzig Minuten später verließ Katrin Kommissar Halverstetts Büro. Sie fühlte sich ernüchtert und enttäuscht. Die Polizei hatte ihre Entdeckung nicht für besonders wichtig gehalten. Sie kam sich fast ein wenig lächerlich vor. Vermutlich hatte sie zu viele Krimis gelesen. In erfundenen Geschichten spielte immer jede Kleinigkeit ein Rolle. Aber im wirklichen Leben war alles viel banaler. Ein Selbstmord also. Und sie hatte sich schon fast selbst in der Gewalt eines unbekannten Mörders gesehen. Wie lächerlich! Sie hatte wirklich zu viel Phantasie.
    Katrin hastete den Korridor entlang. Auf dem Treppenabsatz stieß sie unvermittelt mit einem Mann zusammen. Er rannte einfach in sie hinein, klammerte sich sekundenlang an ihren Schultern fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und grinste sie unverschämt an.
    „Hoppla, das ist ja gerade noch mal gut gegangen!“
    „Können Sie nicht ein bisschen aufpassen?“
    Der Mann grinste. Seine blauen Augen funkelten aufreizend. Er trug ein schmuddelig wirkendes, schwarzes Hemd und über der Schulter hing eine braune Ledertasche, die so aussah, als besäße er sie seit mindestens zwanzig Jahren.
    „Tut mir Leid, schöne, junge Frau, doch das Leben ist zu kurz, um alles mit Ruhe zu erledigen. Aber vielleicht haben Sie ja heute Abend Zeit. Dann gehen wir zusammen was trinken und ich entschuldige mich in aller Form für mein unmögliches Benehmen.“
    Er zog auffordernd die Augenbrauen hoch und grinste immer noch.
    „Das könnte Ihnen so passen. Vielen Dank, aber ich habe mit Sicherheit etwas Besseres vor.“ Katrin drehte sich empört um und marschierte die Treppe hinunter.
    „Falls Sie es sich überlegen. Mein Name ist Manfred Kabritzky ,“ rief der Mann ihr hinterher. „Ich arbeite beim Morgenkurier. Sie können mich jederzeit anrufen.“
    Als Katrin aus dem Gebäude trat, holte sie erst einmal tief Luft. Der Besuch bei der Polizei war in jeder Hinsicht völlig anders abgelaufen, als sie
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