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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott
Autoren: Helmut Sakowski
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an Haarausfall. Sein Schwanz sieht aus wie eine Heringsgräte. Er hat eine Menge Nüsse für das Alter gespart. Leider wird er von dem Kleiber bestohlen. Der Kleiber ist ein hübscher Vogel mit einem spitzen Schnabel, den kann er wie einen Keil in die Nuß treiben, oder er wirft die Nuß von oben herunter auf einen Stein, bis die Schale platzt.
    Meine Oma sagte: »Katja Henkelpott, ich lebe seit sechzig Jahren bei dem Baum und habe das noch nicht gesehen.«
    Ich habe sie mit ihren eigenen Worten geschlagen. »Nichts bleibt, wie es ist.« Wenn sich ein Loch entwickeln kann, warum soll sich der Kleiber nicht entwickeln?

Mut, Katja Henkelpott!

    Als meine Mutter und mein Vater ihre Arbeit auf der Werft und im Hafen verloren hatten, hieß es, sie sollten sich umschulen. Da wollte ich mich schon freuen, denn ich werde im nächsten Jahr auch eingeschult. Aber meine Großmutter belehrte mich, wir könnten nicht in ein und dieselbe Schule gehen, denn der eine Elternteil müsse nach Wuppertal und der andere nach Magdeburg. Ich könnte also für länger bei ihr bleiben.
    Im Sommer ist das Schönste in unserem kleinen Dorf der große Pälitzsee. Er gehört zu den Havelseen und ist eigentlich gar kein See, sondern ein Fluß, der ganz schön ausgeufert ist. An einem Ufer liegt Pälitzhof, und man kann also ganz leicht baden gehen. Diesen Sommer habe ich das Schwimmen erlernt. Meine Großmutter hat es mir beigebracht. Sie ist schon ziemlich alt und ziemlich dick und ziemlich sportlich. Sie trug einen knallroten Badeanzug, stand bis zum Bauch im Wasser und hatte die Arme gehenkelt. Da sah sie aus wie eine große Rettungstonne. Sie rief, ich könnte mich sicher fühlen.

    Das wußte ich nicht so genau. Ich machte X-Beine und fror ein bißchen. Da rief sie: »Mut, Katja Henkelpott! Mach die Arme lang, stoß dich ab und laß dich gleiten!« Ein Weilchen hatte ich Angst, dann habe ich mich getraut. Ich machte mich so lang und so steif wie ein Surfbrett, schmiß mich in den See, und schon stieß ich mit den ausgestreckten Händen an den Bauch meiner Oma.
    Sie lobte mich. Später habe ich beim Gleiten mit den Armen gerudert und mit den Beinen wie ein Frosch gestrampelt und schaffte einen ganzen Meter. Meine Oma war so begeistert, daß sie mich küssen wollte, aber ich war schon vom Schwimmen feucht.
    Nebenan im Schilf hat eine Wildente gebrütet. Ihre zehn Küken konnten ohne Unterricht schwimmen, aber sie müssen lernen, sich auf den See hinauszuwagen. Die Mutter macht es ihnen vor. Und ein paarmal sind wir sogar zusammen ausgeschwommen. Die Leute am Ufer haben gerufen: »Schau nur!« Bestimmt war es schön anzusehen, die alte Ente und meine Oma, auf dem Wasser, umringt von zehn Küken und mir.
    Am Pälitzsee lebt auch eine Ringelnatter, die sehr gut schwimmen kann. Wenn man sie auf dem See trifft, sieht man nur den Kopf, so groß wie ein kleines schwarzes Hühnerei mit den gelben Halbmondflecken und dahinter die Wellen, wie bei einem Dampfer. Die Ringelnatter ist die größte Schlange der Bundesrepublik. Sie ist ungefähr 150 Zentimeter lang. Das ist ziemlich viel für eine deutsche Schlange, die nicht giftig ist. Einmal habe ich gesehen, wie sie sich von einem grünen Frosch ernährte. Sie schnellte auf ihn zu, riß das Maul auf und hat ein einziges Mal zugebissen, da zappelten nur noch die Froschbeine zwischen den Zähnen. Es sah nicht schön aus. Wahrscheinlich sagt deshalb meine Oma bei Tisch: »Schling nicht so, Katja Henkelpott!«
    Im September sind Großmutter und ich das letzte Mal baden gegangen. Da lag die Ringelnatter geringelt auf einem Stein. Sie sonnte sich und hatte keine Lust mehr zu schwimmen. Und im Herbst ist sie in unseren Komposthaufen gekrochen, um ihren Winterschlaf zu halten. Ich bin gern bei meiner Oma in Pälitzhof, aber ich freu mich auf Weihnachten. Dann mache ich ein paar Tage Urlaub bei meinen Eltern in Rostock. Vielleicht darf ich zu ihnen ins Bett kriechen und auch meinen Winterschlaf halten.

Warmes und Kaltes

    Morgens kann ich lange schlafen in Pälitzhof und brauche nicht ins Bad, weil es bei meiner Oma Habenicht keins gibt, dafür aber eine richtige Küche. Dort steht die Blechschüssel auf einem Stuhl, und wenn der Teekessel singt, mischt Großmutter kaltes Wasser mit heißem und sagt: »Nun wasch dich, Katja Henkelpott!« Im Herd bullert das Feuer, das hört sich angenehm warm an.
    Draußen war es kalt und hatte geschneit. Ich ging zum Briefkasten und wollte die Zeitung holen. Da sah ich, wie sie
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