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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott
Autoren: Helmut Sakowski
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die Arme gehenkelt, und sie rief: »Katja Henkelpott, was führst du im Schilde?«
    Ich schielte auf meine Nasenspitze und piepste: »Es wird in das Futter schneien. Die Katzen werden krank. Ich kann mich erkälten.«
    Meine Oma rief: »Die Katzen kommen nicht ins Haus!« Sie hatte eine Zornfalte in der Stirn und sah so dick und so gewaltig aus, als hätte sie sich aufgeblasen.
    Da sagte ich mein Zauberwort: »O-mi-lein!« Und kaum hatte ich es gesprochen, da ging ihr auch schon die Luft raus, wie bei einem angestochenen Ballon. Sie zuckte mit der Schulter. Die Katzen durften rein.
    Sie fraßen gierig, und wir schauten zu. Da hatte ich eine Idee. Ich sagte: »Ich werde die Katzenkinder in meinen Puppenwagen legen und im Dorf spazierenfahren. Die alte Katze darf mich begleiten.« Wo ist denn die Katzenmutter?
    Sie saß auf der Küchenschwelle, satt und zufrieden und blinzelte schläfrig. Ihre Barthaare waren mit vielen kleinen Daunenfederchen geschmückt.
    Sie hatte Tante Einbein gefressen.
    »Hättest du auf mich gehört«, sagte meine Oma Habenicht und verlangte sogar, ich sollte der Katze nicht böse sein, es sei ihre Natur.

Der Kokosnußbaum

    Meine Großmutter sagt: »Die Katze läßt das Mausen nicht. Es ist ihre Natur.« Also mußte ich damit zufrieden sein, daß dieses Raubtier die arme Tante Einbein verspeist hatte. Die Katze wurde sogar meine Freundin. Ich nannte sie Baba. Für die Herbstkatzen hatte ich noch keine Namen. Sie müssen sich erst entwickeln, damit ich sie unterscheiden kann. Zwischen mir und meiner Großmutter Habenicht können die Katzen sehr gut unterscheiden, denn meine Oma mußte an der Hüfte operiert werden und hat noch immer einen schweren Fußtritt. Und wahrscheinlich hat sie mit ihrer lauten Stimme den Katzen zu oft vorgerechnet, wie teuer die Freundlichkeit ist. Sie gehen ihr aus dem Wege. Aber mich mögen sie und warten so lange auf dem Haustritt, bis ich heraustrete.
    »Sie lauern dir auf«, sagt meine Oma.
    Ich denke, sie wollen mich sehen.
    Wo ich gehe, da gehen auch die Katzen, manchmal bis zu Heinos Getränkemarkt unten im Dorf, und wo ich stehe, da bleiben auch die Katzen stehen. Und wenn ich eine Weile stehe, dann lassen sie sich vor mir auf dem Hintern nieder und stützen sich auf ihre Vorderpfoten.
    ‘ Sie heben die Köpfe mit den grünen Katzenaugen und den komischen Pupillen darin, die bei Tageslicht nicht rund sind, sondern schmal wie der Schlitz einer Sparbüchse. Die Katzen blicken zu mir auf. »Sie erwarten, daß du sie fütterst«, sagt meine Großmutter.
    Manchmal wünsche ich, es wären uns statt vier Katzen sieben zugelaufen, und ich wäre nicht Katja Henkelpott, sondern Schneewittchen. Dann würden die sieben Katzen wie die sieben Zwerge nicht wegen des Futters zu mir aufblicken, sondern weil ich eine Königstochter bin.
    Eines Morgens hockte Moritz auf dem Fensterbrett, und der Schwanz hing wie eine Heringsgräte traurig herab. Der Eichkater schimpfte. Wenn er sich ärgert, dann meckert und keckert er. Ich öffnete das Fenster, aber er wollte nicht hereinkommen, sondern sprang vom Fensterbrett in den Garten und sah sich nach mir um, als sollte ich ihm folgen.
    »Zieh aber eine Jacke an und setz dir eine Mütze auf«, sagte meine Großmutter. »Der Frühling läßt sich heuer Zeit.«
    Als ich vor die Haustür trat, warteten dort nicht die Katzen, und Moritz hüpfte schimpfend im Baum herum. Da sah ich die schöne Bescherung. Aus dem Loch in der Astgabel schauten ein großer Katzenkopf und drei kleine Katzenköpfe und blickten auf mich mit funkelnden grünen Augen.
    »Unerhört«, sagte meine Großmutter. »Sie haben Moritz aus der Wohnung verdrängt.« Und dann seufzte sie: »Hoffentlich geht es uns nicht eines Tages ebenso.«
    Ich finde, unser Haus ist viel zu groß für eine alleinerziehende Katze mit drei Kindern.
    So wurde Moritz ein Pflegefall. Er durfte sich seine Unterstützung jeden Morgen vom Fensterbrett abholen, mindestens vier Nüsse. Ich beschütze ihn, auch die Katze darf ihm nichts tun.
    »Aber was wird aus den Meisen im Baum? Ihre Nester sind ein gefundenes Fressen für Katze Baba mit den drei Räubern?« sagte meine Oma.
    Als mein Vater zu Besuch kam, wußte er Rat. Er flickte ein paar ausgehöhlte Kokosnußschalen zusammen, bohrte Einfluglöcher hinein und hängte sie katzensicher in die Zweige. Die Vögel verstanden und zogen ein.
    Nun haben wir den ersten Walnußbaum in den neuen Bundesländern, der Kokosnüsse trägt.

Wenn man sich ein Bild
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