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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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rief mich Naia aufgeregt an. »Bitte, komm rüber. Es geht um Granny. Komm schnell!«
    Als ich in Pearls Schlafzimmer kam, lag sie reglos auf dem Rücken. Naia stiegen die Tränen in die Augen, während sie mir hastig berichtete: »Heute Morgen war sie sehr schwach und konnte kaum reden. Jetzt hat sie das Bewusstsein verloren. Sie atmet, aber ihr Blutdruck ist sehr niedrig. Ich habe Angst, dass sie ins Koma gefallen ist.«
    Wir riefen den Rettungsdienst, und innerhalb kürzester Zeit standen ein Feuerwehrmann und zwei Notärzte in Pearls Schlafzimmer. Sie setzten ihr eine Sauerstoffmaske auf und legten einen venösen Zugang. Sie wurde auf eine Trage gehoben, und wir begleiteten sie im Rettungswagen mit heulenden Sirenen ins St. Vincent’s Hospital. Ich saß neben ihr, hielt ihre Hand und redete mit ihr über – wen wohl? – Katie.
    »Granny, weißt du noch, wie Katie immer vom Kuchen genascht hat, sobald du ihn aus dem Ofen geholt hast?« Sie schlug die Augen auf und nickte schwach. »Böses Mädchen«, wisperte sie.
    Nachdem Pearl untersucht und in einem Krankenzimmer untergebracht worden war, bat mich der Arzt, mit ihm hinauszugehen. Er wusste, dass ich eine medizinische Vollmacht und eine Patientenverfügung hatte, die besagte, dass Pearl kurz vor ihrem Tod keine lebensverlängernden Maßnahmen haben wollte. Darüber hatten wir uns eingehend unterhalten.
    »Das MRT zeigt, dass Pearl einen Darmverschluss hat«, erklärte er mir. »Sie muss innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden operiert werden.«
    »Und wenn sie nicht operiert wird?«, fragte ich.
    Der Arzt zögerte. »Wenn sie die Operation ablehnt, dann stirbt sie. Sie müssen jetzt sofort mit ihr darüber reden.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie es ihr erklären würden.«
    »Ich finde, Sie sollten das tun«, erwiderte er.
    »Aber Sie sind der Arzt«, meinte ich.
    Doch nachdem er sich beharrlich geweigert hatte, mit Pearl zu sprechen, ging ich schließlich zurück und berührte sie sachte am Arm, um sie aufzuwecken. Mir graute vor diesem Moment. Sie war sehr schläfrig, doch ich sah, dass sie mich hören und verstehen konnte.
    »Granny«, sagte ich ziemlich laut, »ich muss mit dir reden. Ich habe gerade mit deinem Arzt gesprochen, und er hat mir gesagt, dass du operiert werden musst. Kannst du mich hören?«
    Sie nickte bejahend.
    »Der Arzt meint, dass du die Operation unbedingt brauchst. Wenn du dich nicht operieren lässt, dann ...« Ich verstummte, weil mir die nächsten Worte kaum über die Lippen kommen wollten.
    »Wenn du es nicht machen lässt, Granny, dann stirbst du wahrscheinlich, meinte der Arzt. Hast du mich verstanden?«
    Sie nickte wieder schwach.
    »Also, Granny ... willst du operiert werden?«
    Sie stand vor der Wahl, ihr Leben zu verlängern oder zu sterben. Wie würde sie sich entscheiden? Ich kannte die Antwort.
    Pearl schlug mühsam die Augen auf und schüttelte verneinend den Kopf.
    »Bist du dir sicher, dass du es nicht willst? Du könntest operiert werden, das ist gar keine Frage.«
    Sie schüttelte abermals den Kopf.
    »Okay«, sagte ich und umfasste sanft ihre Hand. Ihr Griff war überraschend stark. »Mach dir keine Sorgen, wir werden es nicht tun. Ruh dich einfach aus.«
    Ich konnte verstehen, dass für Pearl die Vorstellung eines weiteren medizinischen Eingriffs unerträglich war. Es erinnerte mich an Katies Leid und daran, wie sie sich versteckte, sobald sie die Möglichkeit dazu hatte.
    Benommen saß ich an Pearls Bett. Meine Gedanken wanderten in die Vergangenheit, und vor mein inneres Auge traten all unsere gemeinsamen Abenteuer der letzten sechzehn Jahre – von dem Tag an, als ich zum ersten Mal an Pearls Tür klopfte.
    Ich sah meinen krummbeinigen jungen Hund in Battery Park ankommen, auf Pearls Schoß klettern und dort rasch einschlafen. Ich sah Katie draußen am Hudson, wie sie neugierig die Boote betrachtete, während Pearl sie mit einem Pistazieneis verwöhnte. Ich sah, wie Katie besitzergreifend eine Pfote auf Pa-Re-Els Arm gelegt hatte, während Granny ihr ins Ohr flüsterte: »Mein Mädchen, du bist so hübsch!«
    Die beiden waren einander tief verbunden gewesen. Selbst zwei Jahre nach Katies Ableben hörte Pearl nicht auf, von ihrem Mädchen zu sprechen und an sie zu denken. Ihre Liebe währte ewig.
    Ich sah, wie Pearl mir den Pflaumenkuchen überreichte, den sie für Katharine Hepburn gebacken hatte, und wie ihr Gesicht vor Stolz und Aufregung glühte, als sie den Kuchen für seinen Weg nach Uptown in
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