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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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heranzulassen, obwohl ich sie gut verstehen konnte. »Du hast uns, das weißt du doch.«
    Sie sah mich nur schweigend an, dann wechselte sie das Thema. Meist plauderten wir über etwas Belangloses; sie wollte mich schützen, indem sie ihre Verzweiflung vor mir verbarg.
    Obwohl wir wirklich ständig telefonierten und uns nach wie vor häufig sahen, war es nicht mehr so wie früher. Wenn ich Pearl von der Goldküste in Australien aus anrief oder von Palm Springs, klang sie oft sehr fern und manchmal auch richtig verwirrt. Ihre Stimme war nicht mehr kräftig und von Neugier erfüllt, sondern flach, leise und unaufmerksam.
    »Pearls Herz war gebrochen«, sagte ihre Freundin Rose. »Es wurde ihr alles zu viel. Sie hat mir gesagt, die größte Enttäuschung ihres Lebens war es, dass sie sich nicht mehr gebraucht fühlte.«
    Ich fragte Rose, ob sie glaube, dass Granny mir böse sei. »Böse nein, aber traurig ist sie schon«, erwiderte Rose. »Sie ist einfach sehr einsam. Du bist für sie das Kind, das sie nie hatte. Das hat sie mir gesagt.«
    Als ich das erfuhr, wusste ich, dass es Zeit war heimzukehren.

25
    Die Liebe bleibt
    I m Juni 2004 war das Buch endlich fertig, an dem ich als Ghostwriter gearbeitet hatte, und ich flog von Palm Springs nach Hause. Ich war froh, bald wieder in Battery Park City zu sein und nicht mehr bei dreiundvierzig Grad in der Wüste schmoren zu müssen.
    In New York herrschte das schönste Sommerwetter. Auf dem Hudson tummelten sich wie üblich zahlreiche Segelboote, und auf der Esplanade vergnügten sich die Fahrradfahrer, die Jogger und Dutzende glückliche Hunde.
    Es war ein tröstlicher Willkommensgruß, und ich freute mich auf einen entspannenden Urlaub – und darauf, wieder mit Pearl zusammen zu sein.
    »Hallo, Granny!«, rief ich, stürmte in ihr Schlafzimmer und umarmte sie herzlich. Ich überreichte ihr ein paar Geschenke: eine kleine Uhr aus Bambus, die ich in Kalifornien gefunden hatte, und mit Schokolade überzogene Kokoshäppchen.
    »Mein Junge ist wieder zu Hause!« Sie lächelte schwach und kämpfte darum, sich aufzurichten.
    »Erinnerst du dich noch an mich, Älteste?«
    »Gerade noch.«
    »Nein, nein, Süßigkeiten sind nichts für sie, ihr Magen ist nicht in Ordnung«, erklärte mir Naia leise und nahm die Häppchen an sich.
    »Erzähl mir von deiner Reise. Hast du denn noch ein paar Geschenke für mich?«, scherzte Granny.
    Nachdem wir ein Weilchen geplaudert hatten, ging ich unter einem Vorwand ins Wohnzimmer.
    »Sie ist wieder krank«, flüsterte Naia. Sie wirkte erschöpft. Kein Wunder, sie kümmerte sich Tag für Tag um Granny und konnte sich kaum ausruhen.
    »Es ist wieder eine Dickdarmentzündung«, erklärte sie mir. Wegen dieser Krankheit hatte sich Pearl 2001 operieren lassen müssen.
    »Welche Symptome hat sie denn?«, fragte ich.
    »Die gleichen wie beim letzten Mal – Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung. Und sie friert ständig.«
    Trotz Naias Fürsorge war Pearls Zustand weit schlechter als bei unserer letzten Begegnung. Sie wirkte gespenstisch bleich, sie hatte ziemlich abgenommen, und ihre Hände waren trotz einer auf vollen Touren laufenden Heizung und einer erstickenden Wärme im Zimmer eiskalt.
    Naia berichtete mir, dass Pearl kaum noch aufstand und den Großteil des Tages verschlief. Sie litt oft unter Albträumen oder Halluzinationen, verursacht von ihrem Hirntumor.
    Pearl flüchtete sich zunehmend in ihre eigene kleine Welt und unterhielt sich laut mit Arthur, wenn sie gerade nicht schlief. Seit seinem Tod waren zehn Jahre vergangen, doch Pearls Freundin Rose sagte mir, dass Pearl ständig von ihm träumte. »Sie wusste, dass ihre Zeit ablief, und meinte, Arthur riefe sie und wartete auf sie. Sie freute sich darauf, ihn auf der anderen Seite wiederzusehen.«
    Naia spürte, wie einsam Pearl war, und bemühte sich nach Kräften, sie bei Laune zu halten, aber es gelang ihr nicht. Und die Medikamente halfen auch nicht mehr viel.
    Am bedrohlichsten aber waren Pearls Verdauungsprobleme.
    »Ich gebe ihr Pflaumen und Rosinen und koche spezielle Sachen, die ich püriere und ihr füttere«, sagte Naia. »Aber nichts scheint zu helfen.«
    Pearls Hausarzt versuchte es mit den unterschiedlichsten Therapien, konnte jedoch nicht viel ausrichten. Im Herbst 2004 hatte sie innere Blutungen. Eine Darmspiegelung stand an, doch sie konnte sich nicht aufraffen, die nötigen Vorkehrungen zu treffen.
    Anfang Oktober, eine Woche nach Grannys zweiundneunzigstem Geburtstag,
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