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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma
Autoren: H Brown
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Wegweiser zum Hotel entgegen. Aus den Schatten trat eine Gestalt und kam auf das Auto zu; der Fahrer kurbelte sein Fenster herunter. Der Mann wollte ihm einen Zettel geben, aber der Fahrer drückte aufs Gaspedal und raste das letzte Stück hügelaufwärts.
    »Das sind gefährliche Leute«, sagte er. »Der Mann will, dass wir im Hotel jemanden für ihn finden, den es vielleicht überhaupt nicht gibt. Er verkauft Drogen. Er wird uns alle umbringen. Sie rufen die Polizei und wir enden alle in einer einzigen Zelle. Zwei Singhalesen und zwei Ausländer.«
    Als wir das Hotel endlich erreichten, war ich unbeschreiblich erleichtert. Ich wollte mich von dem Mönch und dem Fahrer verabschieden, aber sie erklärten, für ein kleines Getränk hätten sie noch Zeit.
    Im Hotel schwelgte ich in der schlechten Fahrstuhlmusik, dem künstlichen Leuchten des Swimmingpools und den Uniformen des Personals, verkitschten Spielarten der traditionellen einheimischen Kleidung.
    An unserem Tisch dachte ich müde darüber nach, wie wandlungsfähig Klostertrachten doch waren. Man war damit in einer schicken Hotellobby ebenso passend angezogen wie in einem abgelegenen Dschungelkloster.
    Nachdem wir etwas Tee getrunken hatten, räusperte sich der Mönch. Ich war viel zu erschöpft und benommen, um mir vorstellen zu können, dass er gleich etwas Wichtiges sagen würde.
    »Lydia«, erklärte er mit seinem charismatischen Lächeln, »wenn du dich dem Kloster anschließen und zur Nonne ordinieren lassen möchtest, bist du herzlich eingeladen. Du könntest Meditationslehrerin werden.«
    Auf einen Schlag hellwach, beugte ich mich vor und wartete auf Lydias Antwort. Wegen dieses Moments war ich um die halbe Welt geflogen. Wenn sie ja sagte, wäre das in Ordnung. Ich könnte mir vielleicht sogar ein Häuschen in Kandy kaufen und mehrere Monate im Jahr an diesem verrückten, wunderbaren Ort verbringen. Und dennoch …
    Lydia rührte mit dem Strohhalm in ihrer Limonade herum.
    Der Mönch, der Fahrer und ich warteten darauf, dass sie etwas sagte.
    Aber abgesehen von dem sanften Klirren der Sektgläser am Nachbartisch und Elton John aus den Lautsprechern – blieb es still.

43.
Ehrfurcht
    Manchmal kommt ein Freund im Gewand eines Feindes daher.
    Der junge Mann, der unser Hotelzimmer saubermachte, verliebte sich Hals über Kopf in Lydia. Als sie ihn das erste Mal auf Singhalesisch ansprach, gingen seine Augenbrauen nach oben wie eine Zugbrücke. Sein Erstaunen wich Bewunderung, die sich zu Leidenschaft verfestigte, als er erfuhr, dass sie in monatelanger Andacht in einem Kloster gelebt hatte.
    Wenn Lydias neuer Bewunderer sich nicht gerade im Flur vor unserem Zimmer herumtrieb, erfand er tausend Ausreden, um an unsere Tür zu klopfen. Die Teebeutel hatten vergessen, sich nachzufüllen. Unsere Kissen lagen schief auf dem Bett. Die Vorhänge mussten geschlossen werden.
    Er war zwar ein sehr hübscher und charmanter Mann, aber leider auch einen Kopf kleiner als Lydia. Dieser Größenunterschied tat seiner Leidenschaft allerdings keinen Abbruch. Er sei wie sie Buddhist und würde, fügte er ernst hinzu, eines Tages gerne Australien besuchen.
    Das letzte Mal, als ich einen so schweren Anfall von Liebeskrankheit gesehen hatte, hatte Elvis noch in den Windeln gesteckt. Ich machte Lydia darauf aufmerksam, aber sie zuckte nur die Achseln. Mit Beginn ihrer religiösen Phase hatte sie die Fähigkeit eingebüßt, Balzsignale zu erkennen. Jeder Mann, der sein Interesse an ihr kundtat, wurde einfach ignoriert. Anders als ihre Schwester war sie immun gegen schwellende Muskeln und Aftershave. Sie beherrschte zwar vier Sprachen, war aber zur Flirt-Analphabetin geworden.
    Singhalesisch ist bekannt dafür, sehr schwer zu sein. Das einzige Wort, das ich erkannte, war »oh« für »ja«. Begleitet von vielen Ohs und Nicken plauderten Lydia und der junge Mann angeregt miteinander. Ich fühlte mich ein wenig wie ein übriggebliebenes Räucherstäbchen in einem Aschram und fragte sie, worüber sie sich unterhielten.
    »Heute ist Poya-Tag«, sagte Lydia in einem Ton, als hätte ich das wissen müssen. »Im buddhistischen Kalender ist an Vollmond ein besonderer Tag. Es ist die beste Zeit, um den Zahntempel zu besuchen.«
    Der junge Mann lächelte Lydia verliebt an und versprach, dass in unseren Zimmern »etwas Besonderes« auf uns warten würde, wenn wir zurückkamen. Dann entschuldigte er sich und schob sein Wägelchen mit den vergesslichen Teebeuteln den Flur hinunter.
    »Was meint
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