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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma
Autoren: H Brown
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versäumen.
    Auf dem Weg sahen wir schreckliche Flutschäden. Ein ganzer Abhang war in das Tal gerutscht. Bulldozer und Bagger versuchten einen Pfad freizuschaufeln, der eines Tages vielleicht wieder eine Straße werden würde. Dieses Mal wirkte das Wunder, gemeinsam mit einem Mönch zu reisen, nicht. Ein Mann mit einem Bauarbeiterhelm hielt ein Stoppschild in die Höhe und wir mussten warten … und warten. Ungefähr eine Dreiviertelstunde später winkte man uns endlich durch, und es war fast vier, als wir den Eingang des Botanischen Gartens erreichten, zehn Minuten vor Ende der Öffnungszeit. Zu dem Eintritt von zehn Dollar pro Person war noch eine Gebühr für das Auto fällig. Für die hiesigen Verhältnisse kam das einem Raubüberfall am helllichten Tag gleich. Da ich keine Lust zu streiten hatte und möglichst schnell nach Kandy wollte, zahlte ich.
    Wir glitten an einer weißen Betonsäule vorbei, in die die Jahreszahl 1861 gemeißelt war, und passierten ein Eisentor. Der Garten war sehr hübsch, unterschied sich jedoch kaum von anderen aus dieser Zeit. Der Mönch und der Fahrer meinten übereinstimmend, es sei offenbar nicht die richtige Jahreszeit für Blumen.
    Nach einer schnellen Runde durch den Botanischen Garten konnten wir endlich die fünfstündige Fahrt zum Hotel antreten. Lydia nutzte die Gelegenheit und bat ihren Lehrer, ihr einen buddhistischen Namen zu geben.
    Ich wand mich unbehaglich auf meinem Sitz, während er summte und murmelte und laut mehrere Möglichkeiten erwog. Wir hatten Lydia nach der Mutter meines Vaters genannt, einer ebenso willensstarken Frau, nach allem, was man hörte. Nach langem Hin und Her hatten wir uns für diesen Namen entschieden. Ein Name ist wie eine Marke, eine Erkennungsmelodie. Es war ein schöner Name, mit einer langen Geschichte. Das alte Land Lydia (in der heutigen Türkei) war das erste gewesen, in dem Münzen geprägt wurden. In der Bibel gibt es eine Lydia, die Purpurstoffe verkauft.
    Wenn unsere Tochter ihr gesamtes bisheriges Leben ablehnte, war es nur logisch, dass sie auch ihren Namen loswerden und einen neuen annehmen wollte. Aber einen so schwerwiegenden Schritt würde sie ja wohl in einem Tempel und nicht auf dem Rücksitz eines japanischen Autos unternehmen? Der Mönch entschied sich schließlich für Nanda, was so viel wie strahlendes Glück bedeutet. Womöglich würde sie das von jetzt an sein: Schwester strahlendes Glück.
    Zu meiner Bestürzung bat Lydia auch für mich um einen buddhistischen Namen. Wenn er bereit war, einer Ungläubigen einen buddhistischen Namen zu geben, dann war das vielleicht doch keine so große Sache. Nach neuerlichem Nachdenken entschied er sich für Ramani, was so viel heißt wie die von der Natur Gesegnete. Insgeheim war ich sehr zufrieden damit. Vielleicht kannte mich der Mönch ja besser, als ich dachte.
    Draußen wurde es allmählich dunkel und im Rückspiegel konnte ich sehen, wie die Augenlider des Fahrers immer schwerer wurden. Hinter ihm lag ein anstrengender Tag mit mörderischem Verkehr auf aberwitzigen Straßen plus der Sondermission zum Krankenhaus.
    Um ihn wach zu halten, fragten Strahlendes Glück und Die von der Natur Gesegnete ihn nach seinem Hobby aus – Autos. Toyotas, sagte er, seien die besten Autos in Sri Lanka. Er erkundigte sich, welches Auto wir fahren würden. Er schüttelte den Kopf, als ich Subaru sagte. Die Ersatzteile wären viel zu teuer. Einmal habe er einen Ferrari gefahren, aber sein Traumauto sei ein Lamborghini.
    »Da fällt mir ein«, sagte er, »kennen Sie eigentlich den Weg zum Hotel?«
    Buddha sei Dank gab es Google Earth. Die Wegbeschreibung war klar, aber wie der Fahrer erklärte, befanden wir uns offenbar auf der Safari-Route. Als wir endlich den Stadtrand von Kandy erreichten, mussten wir laut Karte eine Klippe erklimmen. Ich hatte gehört, dass die Straße zum Hotel wegen der Überschwemmungen gesperrt war. Vielleicht war das ja eine Umleitung. Während wir durch die tiefschwarze Nacht dahinrumpelten, verlor ich langsam die Lust an unserer Expedition.
    Am Straßenrand leuchteten Augen. Wenn der Fahrer die Leute nach dem Weg fragte, schüttelten sie entweder den Kopf oder verschwanden im Dschungel. Ein Bus kam den Hügel heruntergebraust und hätte uns beinahe in den Abgrund gedrängt. Erschreckt hielten beide Fahrer, und der Busfahrer sagte, wir sollten einfach weiterfahren, wir befänden uns auf der richtigen Straße.
    Kurz vor dem Hügelkamm leuchtete uns beruhigend ein
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