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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
Autoren: Mark Prayon
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abwehren. Sekundenbruchteile später zermalmte ihn der Koloss wie ein unbedeutendes Insekt.
    Der Kommissar verminderte das Tempo und starrte wie hypnotisiert auf die Rollbahn. Auch wenn er kaum erkennen konnte, was da hinten auf dem Asphalt lag, wurde ihm speiübel. Er breitete die Arme aus und hielt De Gruye und Nicole zurück. „Das müsst ihr euch nicht antun. Lauft zum Terminal und sagt den Kollegen bescheid.“ Van den Berg blickte nach oben, er sah, dass die Maschine der United Airlines immer mehr an Höhe gewann, so als ob nichts gewesen wäre. Er überlegte, ob er sich anschauen sollte, was von dem Mann übrig geblieben war, den er so erbittert gejagt hatte. Doch dann ging sein Blick in die entgegengesetzte Richtung. Da stand ein Wagen, der dort eben noch nicht geparkt hatte. Ein Mann stieg aus und streckte seine Hand empor, wie zu einem Abschiedsgruß. Ein kalter Schauer lief dem Kommissar über den Rücken, als er sah, wer da aus sicherer Entfernung in seine Richtung guckte. Er trabte auf den Wagen zu, jetzt konnte er deutlich sehen, wer ihn fixierte. „Es tut mir leid, Marc“, schrie der Mann, bevor er in das Auto stieg und davon fuhr

 
 

Epilog

 
 
    Jetzt, wo alles vorbei war, fühlte sich van den Berg matt und ausgelaugt. Er erschrak, als er in den Spiegel schaute und in ein fahles, ausgemergeltes Gesicht blickte. In den Boulevardmedien und den Fernsehanstalten wurde er gefeiert. Eine Zeitung verpasste ihm den Spitznamen „Superhirn“, ausgerechnet jenes Blatt, das ihn noch vor wenigen Tagen als Totalversager abgestempelt hatte. Van den Berg lachte über die Schlagzeilen, Einladungen zu Exklusivinterviews lehnte er dankend ab. Er hatte keine Lust auf schleimige Schulterklopfer und schon gar nicht auf Journalisten.
    Die heftigsten Wochen seines Lebens lagen hinter ihm, er fragte sich, ob er sowas noch einmal durchstehen würde. Er glaubte, dass es keinen Fall mehr geben konnte, der ihm so sehr an die Nieren ging.

 
    Am nächsten Morgen nahmen Nicole und van den Berg Abschied. Die Mädchen gackerten und flachsten, während sie ihre Koffer packten, am Abend gingen ihre Flieger in den Osten. Van den Berg kam sich vor wie in einem Hühnerstall. Der Kommissar nahm Irina in die Arme und blickte ihr ernst in die Augen. „Ich danke dir dafür, wie mutig du uns geholfen hast. Ich muss dich um Verzeihung bitten, ich habe dich in große Gefahr gebracht. Ich hätte das nicht tun dürfen.“ Die Russin lachte und machte lässig eine wegwerfende Handbewegung. „Hauptsache, wir haben die Bastarde fertiggemacht.“ „Dass Hugo und Fontaine nichts mehr anstellen können, ist die beste Therapie für die Mädchen“, erklärte Nicole dem Kommissar beim Verlassen des Mädchenheims.

 
    Es war an der Zeit, Hugo einen Besuch abzustatten. Als sich die Zellentüre öffnete, bemerkten die beiden Polizisten gleich, dass der Killer nicht mehr der alte war. Zusammengekauert saß jener Mann, der die Fäden in der grässlichsten Mordserie in der belgischen Geschichte gezogen hatte, auf seiner kargen Pritsche. Er schien durch den Kommissar hindurchzuschauen.
    Hugos Augen wirkten glasig, seine Haut fahl. Die beiden setzten sich auf die schmalen Stühle. „Hugo, wir möchten mit ihnen reden“, begann der Kommissar. „Natürlich müssen sie nicht mit uns sprechen, aber wenn sie es tun, könnten wir ihnen hier zu ein paar Annehmlichkeiten verhelfen.“ Hugo schaute auf. „Ich will einen Fernseher“, sagte er mit einer Stimme, die seltsam tonlos klang. „Das lässt sich sicher machen“, antwortete van den Berg knapp. „Ich will gleich zu Sache kommen. Es interessiert mich nicht, warum sie das alles gemacht haben. Dazu wird sie der Staatsanwalt befragen. Aber verraten sie mir doch, wie sie meinen Kollegen in die Sache rein gezogen haben.“ Hugo setzte ein schiefes Grinsen auf. „Das war nicht schwer. Deflandre ist so geldgeil. Er war der perfekte Spitzel, im Grunde der Einzige, der infrage kam. Oder hätten sie es auch gemacht, für richtig viel Kohle?“ „Was haben sie ihm gezahlt?“ „Insgesamt 250.000.“ Der Kommissar schaute zu Nicole, die ihre Mundwinkel nach oben zog. „Dafür hat er ihnen unsere Pläne verraten.“ „Exakt!“ „Warum ist er wieder ausgestiegen?“ „Er hat sich überschätzt, er konnte den Hals nicht vollkriegen. Er wollte immer mehr Geld, und er wollte Bedingungen stellen.“ „Was für Bedingungen?“ „Er wollte uns nur noch helfen, wenn wir die Mädchen freilassen.“
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