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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen
Autoren: Jack Vance
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Vergangenheit und den gleichen Zukunftserwartungen. Sie alle betrachteten sich mit vollem Recht als Amarant. Daraus erwuchs eine peinliche Situation.
    Das Problem wurde während der lebhaftesten Sitzung des Direktivkonzils beraten, an die sich Der Roland erinnern konnte. Und schließlich fand man die einzig mögliche Lösung: Die eintausendsiebenhundertzweiundsechzig Surrogate mußten als vollberechtigte Amarant in die Gesellschaft aufgenommen werden.
    Nachdem diese Entscheidung getroffen war, blieb es nicht aus, daß der Name Gavin Waylock zur Sprache kam. »Die Hinrichtung dieses Mannes allein reicht nicht aus«, sagte Der Carl Fergus bitter – er war einer derjenigen, dessen Surrogate freigelassen worden waren. »Man sollte ihn wieder zum Leben erwecken und dann nach Art der Nomaden mehrmals entleiben!«
    Der Roland verlor die Geduld und gab eine scharfe Antwort. »Sie sind hysterisch und sehen das ganze Problem nur in den engen Grenzen ihrer eigenen Schwierigkeiten.«
    Der Carl starrte ihn wütend an. »Wollen Sie dieses Ungeheuer in Schutz nehmen?«
    »Ich möchte nur bemerken, daß Waylock unter einem extremen Druck stand«, gab Der Roland kühl zurück. »Und daß er sich mit den Mitteln wehrte, die ihm zur Verfügung standen.«
    Unbehagliches Schweigen breitete sich in der Beratungskammer aus. Dann meldete sich der stellvertretende Vorsitzende, Der Olaf Maybow, mit versöhnlicher Stimme zu Wort. »Jedenfalls ist die ganze Geschichte nun zu Ende.«
    »Für mich nicht!« schrie Der Carl Fergus. »Der Roland kann hier leicht eine gezierte Selbstgefälligkeit zur Schau tragen – seine Surrogate befinden sich nach wie vor in ihren Zellen und sind somit in Sicherheit. Wenn er nicht so unfähig, zögernd und wankelmütig gewesen wäre …«
    Die Nerven Des Roland waren ohnehin bereits zum Zerreißen gespannt, und diese Beschuldigung raubte ihm die Selbstbeherrschung. Er sprang auf die Beine, packte Den Carl an der Jacke und schleuderte ihn gegen die Wand. Der Carl wehrte sich mit den Fäusten. Rund eine halbe Minute lang schlugen die beiden aufeinander ein, bis es den anderen Konzilsmitgliedern schließlich gelang, sie zu trennen.
    Die Beratung endete mit Aufruhr und gegenseitigen Vorwürfen. Der Roland kehrte in seine Wohnung zurück und hoffte, seinen Zorn mit einer Massage, einem heißen Bad und reichlichem, erholsamen Schlaf besänftigen zu können. Aber der schlimmste Schock des Abends stand ihm noch bevor. Als er sein Appartement erreichte, stellte er fest, daß im Foyer jemand auf ihn wartete.
    Der Roland blieb wie erstarrt stehen. »Gavin Waylock!« brachte er mit einem heiseren Flüstern hervor.
    Waylock erhob sich. »Der Gavin Waylock, wenn ich bitten darf.«
    »Aber … Sie sind doch eliminiert!«
    Waylock zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nur wenig von dem, was geschehen ist – nur das, was ich darüber in den Zeitungen gelesen habe.«
    »Aber …«
    »Warum erstaunt Sie das so?« fragte Waylock ein wenig irritiert. »Haben Sie vergessen, daß ich Der Grayven Warlock bin?«
    Der Roland begriff plötzlich.
    »Sie sind das von Dem Grayven Warlock ichidentifizierte Seniorsurrogat!«
    »Selbstverständlich. Gavin Waylock hatte sieben Jahre Zeit, die Egoidentifikation herzustellen.«
    Der Roland ließ sich in einen Sessel fallen. »Warum habe ich das nicht vorausgesehen?« Er rieb sich die Schläfen. »Was für eine Situation! Was sollen wir nur tun?«
    Waylock hob die Augenbrauen. »Haben Sie irgendwelche Fragen an mich?«
    Der Roland seufzte. »Nein. Ich möchte keine Neuauflage dieses Wortstreits erleben. Sie haben gewonnen, und der Preis gehört Ihnen. Kommen Sie.« Er führte Waylock in sein Arbeitszimmer, schlug ein großes, antikes Buch auf, tauchte einen Federkiel in purpurne Tinte und trug den Namen GAVIN WAYLOCK ein.
    Dann schloß er das Buch wieder. »So, das wär’s. Sie sind eingetragen. Morgen präge ich Ihnen ein Bronzemedaillon. Die Behandlungen haben Sie bereits hinter sich, und weitere Formalitäten gibt es nicht.« Er musterte Waylock von Kopf bis Fuß. »Ich will nicht vorgeben, von Ihrer Aufnahme in die Gesellschaft angetan zu sein, denn das ist nicht der Fall. Ich möchte Ihnen aber dennoch einen Kognak anbieten.«
    »Ich nehme mit Vergnügen an.«
    Die beiden Männer nippten schweigend an den Gläsern. Der Roland lehnte sich zurück. »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, sagte er ernst. »Sie sind Amarant. Die Ewigkeit liegt vor Ihnen. Sie haben einen kostbaren Schatz gewonnen …« Er
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