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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen
Autoren: Jack Vance
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hinaus in die Ewige Nacht. Welch bessere Mission könnte es erfüllen, als die der Suche nach neuen Welten für die Menschheit? Welch bessere Bestimmung gäbe es für Gavin Waylock, als an Bord der Star Enterprise zu gehen?«
    Hinter Nile, hoch oben auf der Plattform vor der Luke, bewegte sich etwas. Gavin Waylock trat aus dem Raumschiff heraus. Er blickte auf die Menschenmassen hinab. Ein Aufschrei ging durch die Menge, dann drängte sie vor.
    Waylock hob die Hand, und sofort wurde es unter ihm wieder still. »Ich habe gehört, welches Urteil ihr über mich gefällt habt«, sagte er. Er straffte seine Gestalt. »Ich habe es vernommen und akzeptiere es. Ich werde ins All hinausziehen. Ich werde neue Welten für den Menschen suchen.«
    Er winkte, verneigte sich, drehte sich um und verschwand im Schiff.
    Das Raumschiff hob langsam ab. Schneller und immer schneller werdend, kletterte es in die Abenddämmerung empor.
     

 
Nachwort
     
    »›Wenn das, was Sie da sagen, wahr ist‹, bemerkte Magnus Ridolph mild, ›so bin ich wohl in den allgemeinen Fehler verfallen, Kreaturen, die von ganz anderer Wesensart sind als ich, meine eigene Haltung aufzwingen zu wollen.‹
    ›Ich sehe auch diese sadistischen Geschäftemacher nicht gern, die sich an diesen Kriegen bereichern wollen‹, sagte Clark voll Nachdruck, ›aber was kann ich da schon tun? Die Touristen sind ja auch nicht besser, diese morbiden Schakale, die sich am Anblick des Todes weiden …‹«
    Diese Sätze stammen aus der Story »Die Kokod-Krieger« (»The Kokod Warriors«) von Jack Vance. Ein zweites Zitat, dieses Mal aus der Vance-Story »Die Mondmotte« (»The Moon Moth«):
    »›Welches sind seine Untaten?‹ sang der Waldschrat. ›Er hat gemordet und betrogen, er hat Schiffe zerstört, er hat gefoltert, erpreßt, geraubt und Kinder in die Sklaverei verkauft. Er hat …‹
    Der Waldkobold gebot Einhalt. ›Deine religiösen Differenzen sind unwichtig. Wir können aber deine jetzigen Verbrechen beschwören.‹
    Der Stallknecht trat vor. Wild sang er: ›Diese freche Mondmotte versuchte vor neun Tagen, mein bestes Reittier zu stehlen.‹
    Ein anderer Mann drängte sich durch. Er trug einen Universal-Experten und sang: ›Ich bin ein Maskenmachermeister. Ich erkenne diesen Außenweltler, die Mondmotte. Erst kürzlich kam er in meinen Laden und zweifelte an meiner Meisterschaft. Er verdient den Tod!‹«
    In diesen beiden Zitaten steckt der halbe Jack Vance. Er liebt es, Kulturen mit starren, ritualisierten Normen zu schildern und zeigt Konfrontationen mit Außenseitern auf, die diese Normen nicht verinnerlicht haben. In der Kurzgeschichte »Die Kokod-Krieger« handelt es sich um Außerirdische, deren Lebensinhalt darin besteht, sich in sinnlosen Stammesfehden – nach Art mittelalterlicher Burgbelagerung – zu zerfleischen. Das ist nach Auffassung jedes friedliebenden Menschen pervers. Aber Vance verteidigte die Lebensweise dieser Außerirdischen, die sich nicht nach menschlichen Wertvorstellungen beurteilen läßt, gegen Einflußnahme von außen. Pervers für Vance ist hingegen, daß es Menschen gibt, die diese Kriege als aufregendes Spektakel genießen und auf deren Ausgang Wetten abschließen.
    Ähnlich die Kurzgeschichte »Die Mondmotte«. Wie das Zitat zeigt, wischen die Bewohner des Planeten Sirene die schwerwiegenden Anklagen gegen einen Verbrecher aus einer ihnen fremden Welt kurzerhand als »religiöse Differenzen« vom Tisch. Angeklagt und verurteilt wird der Verbrecher jedoch wegen einiger Delikte, die nach menschlichem Empfinden Bagatellen sind und ohne böse Absichten begangen wurden. Sie jedoch sind todeswürdige Verbrechen nach den Normen der sirenischen Kultur. (Wobei der Witz der Story darin besteht, daß diese »Verbrechen« gar nicht von dem Kriminellen, sondern von dessen Verfolger begangen wurden und der Kriminelle also für etwas bestraft wird, das er gar nicht verbrochen hat; er stahl nämlich seinem Verfolger die Maske – die jedermann auf Sirene zu tragen hat – und glaubte damit seine Identität zu ändern und den anderen dem Verderben preiszugeben.) {5}
    Grundzüge dieser typischen Jack-Vance-Konstellationen finden sich auch in The Blue World (Der azurne Planet) {6} – mit kleinen, aber bedeutsamen Unterschieden. Hier wird nicht die Kultur von fremden Wesen dargestellt, sondern von Nachfahren irdischer Flüchtlinge, und der Außenseiter, an dem sich diese Zivilisation reibt, ist kein Außenweltler, sondern ein aus ihr
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