Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
ihrer ehrenwerten Amarant und in diesem Sinne um identische Personen mit identischen Rechten.
    1762 neue Amarant bedeuten jedoch eine Steigerung der Angehörigenzahl dieser Phyle um 17,62 Prozent, und das stellt eine entsprechend schwere Belastung der Produktionskapazität der Enklave dar. Es ist bekannt, daß jeder Amarant aufgrund seiner langen Mußezeiten und der Möglichkeit zu einer umfassenden Steigerung seines persönlichen Wohlstands etwa zehnmal soviel vom Bruttosozialprodukt für sich beansprucht, als das bei einem durchschnittlichen Angehörigen von Schwarm der Fall ist.
    Unserer Meinung nach könnte die Gesellschaft ihrer hohen Vertrauensstellung dadurch gerecht werden, indem sie die Simulacra in Schwarm registriert. Ihre gegenwärtige Verhaltensweise deutet auf einseitige Bevorzugung und Günstlingswirtschaft hin.
     
    Der Roland lächelte säuerlich und wandte seine Aufmerksamkeit dem Clarino zu, einem Nachrichtenblatt, das im allgemeinen vorherrschende Einstellungen der oberen Einstufungsphylen widerspiegelte:
     
    In der Stadt breitet sich eine eigentümliche Erregung aus – ein emotionaler Aufruhr, der unserer Meinung nach in keinem Verhältnis zu dem Vorfall steht, der ihn verursacht hat: der Aufnahme der 1762 auf so unglückliche Weise freigesetzten Surrogate in die Amarant-Gesellschaft.
    Wir haben es hier in der Tat mit einem wirklich unangenehmen Vorkommnis zu tun, aber wie sonst könnte man Gerechtigkeit walten lassen? Diese Personen sind ganz gewiß ohne eine Möglichkeit der eigenen Entscheidung in die Welt entlassen worden. Jede einzelne von ihnen stellt die Identität eines Amarants dar, und es käme einer Unmenschlichkeit gleich, diesen Individuen noch einmal die Einstufung in eine untere Phyle aufzuzwingen.
    Lassen Sie uns alle das Beste aus dieser unliebsamen Situation machen. Behandeln wir in aller Ruhe die Wunden unserer verletzten Gemüter und sorgen wir dafür, daß so etwas nicht noch einmal passieren kann.
    Was empfinden die Bürger von Clarges angesichts des neuen Gavin Waylock? Das ist schwer zu sagen. Der Puls der Öffentlichkeit hat nie zuvor auf so undeutbare Weise geschlagen. Tatsächlich scheinen die Ressentiments gegenüber der Gesellschaft in Hinsicht auf die 1762 kürzlich neu anerkannten Amarant stärker ausgeprägt zu sein. Aber die Bürger von Clarges stellten schon immer eine unbekannte Größe dar, und das ist noch nie so deutlich geworden wie gerade in der derzeitigen Lage.
     
    An anderer Stelle fiel sein Blick auf einen kurzen Absatz, dem er jedoch keine besondere Aufmerksamkeit schenkte.
     
    Während der Verarbeitung neuer Informationen unterbrach der Aktuarius heute morgen kurz den Berichtsdienst über persönliche Steigungsquotienten.
     
    An diesem Abend war Der Roland zur Wahrnehmung einer sozialen Aufgabe verpflichtet, der er sich nicht entziehen konnte. Seine Teilnahme an der Veranstaltung sollte nur von symbolischem Charakter sein, aber erst gegen Mitternacht war es ihm möglich, nach Hause zurückzukehren.
    Er öffnete ein Fenster. Die Nacht war klar und kühl. Er sah zum Firmament empor, an dem ein blasser Mond entlangglitt.
    Der gröbste Ärger war nun überstanden, sagte er sich. Die schwierigen Entscheidungen waren getroffen worden, und nun galt es nur noch, Einzelheiten zu regeln. Eine lästige Arbeit, die jedoch an andere delegiert werden konnte. Er fühlte sich erleichtert und entspannt.
    Es war spät, die Stadt dunkel und still. Der Roland gähnte, wandte sich vom Fenster ab und ging zu Bett.
    Die Nacht ging ihrem Ende entgegen; der Mond sank hinter den hohen Türmen dem Horizont entgegen. Dämmerung begann die Finsternis zu erhellen, die Sonne ging auf.
    Der Roland schlief noch immer.
    Einige Stunden verstrichen. Der Roland bewegte sich und erwachte. Ein sonderbares Geräusch hatte seine Ruhe gestört, und er blieb einen Augenblick lang liegen und versuchte, es zu identifizieren. Es schien durch das offene Fenster hereinzuwehen – gleich dem dumpfen Rauschen eines träge dahinfließenden Stroms.
    Er stand auf und trat ans Fenster. Auf der Straße drängten sich Tausende von Menschen. Die Massen fluteten langsam in Richtung Esterhazyplatz.
    Der Kommu summte. Der Roland wandte sich wie ein Schlafwandler vom Fenster ab. Das Gesicht auf dem Schirm gehörte Dem Olaf Maybow, der stellvertretender Vorsitzender der Amarant-Gesellschaft war.
    »Roland!« platzte es aufgeregt aus Dem Olaf heraus. »Haben Sie sie gesehen? Was sollen wir nur tun?«
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher