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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen
Autoren: Jack Vance
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schüttelte den Kopf. »Aber mit welchen Mitteln …! Vierhundert Amarant müssen nun in der Separation verweilen, neue Surrogate kultivieren und neue Egoidentifikationen herbeiführen. Einige von ihnen fallen vielleicht einem Unglück zum Opfer, und ohne die Surrogate ist ihr Hinscheiden endgültig. Diese Leben werden Sie auf dem Gewissen haben.«
    Waylock zeigte keine Betroffenheit. »All dies hätte sich vor sieben Jahren vermeiden lassen.«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Vielleicht. Aber der Aufstieg durch die Einstufungsphylen geht in jedem Fall zu Lasten der Lebensspanne anderer Bürger. In dieser Beziehung habe ich vergleichsweise wenig Schuld auf mich geladen. Meine Opfer sind nur jene zwei oder drei Personen, die Sie erwähnten. Jeder andere Amarant hat sich eines Teils der Leben von zweitausend Menschen bemächtigt.«
    Der Roland Zygmont lachte bitter. »Glauben Sie, Sie hätten keine zweitausend Bürger um Lebensdauer betrogen? Der Aktuarius wird die Quotierung beibehalten; Ihr Aufstieg geht zu Lasten derjenigen Rand, die kurz vor Amarant standen, und ebenso aller Mindereingestuften!« Er warf die Arme hoch, um anzudeuten, daß er dieser Thematik überdrüssig war. »Wir wollen uns nicht streiten. Sie sind Amarant, aber Sie werden feststellen, daß die Gesellschaft nicht mehr ganz so exklusiv ist, die Privilegierung nicht mehr ganz so üppig und der Umgang nicht mehr ganz so erlesen.«
    »Wieso?«
    »Jedem der eintausendsiebenhundertzweiundsechzig Surrogate ist das Recht auf den Amarantstatus zugesprochen worden.«
    Waylock schnaubte. »Sie kümmern sich wirklich um die Ihren! Und was heißt das für die Quotierungen des Aktuarius?«
    Der Roland setzte zu einer Antwort an, zögerte dann und runzelte die Stirn. »Wir können nur das tun, was wir für richtig halten«, sagte er schließlich.
    Waylock erhob sich. »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, erwiderte Der Roland.
    Waylock ging hinaus aufs Landedeck, wo er seinen gemieteten Luftwagen geparkt hatte. Er stieg weit empor, hoch hinaus über die Verkehrsschneisen. Unter ihm breitete sich Clarges aus, eine vor Leben wimmelnde, uralte Stadt, pulsierend, exotisch, mannigfaltig.
    Was nun, dachte Waylock. Er konnte sich eine Zeitlang ausruhen, vielleicht in den Bergen jenseits des Alten Hafens, und dort Pläne schmieden. Der Druck, die Dringlichkeit, die Gefahr … das alles war nun vorbei. Er lachte schallend. Er war Der Gavin Waylock, und er hatte eine Zukunft vor sich, die sich bis in die Unendlichkeit hineinerstreckte. Keine Mühsal mehr, keine Kämpfe, die es auszufechten galt, keine Herausforderungen mehr, denen er sich stellen mußte … keine Intrigen, keine kühl kalkulierten Aktionen, keine Vergehen. Und, so dachte er wehmütig, auch nicht mehr der Triumph, wenn sich seine Intrigen und Kalkulationen als erfolgreich erwiesen.
    Waylock empfand eine vage Beunruhigung. Er hatte gewonnen, der Preis gehörte ihm – aber was war dieser Preis wert? Was taugte ein System, das einen Mann vor jenen Tollkühnheiten zurückschrecken ließ, die er einst genossen hatte? Amarant waren genauso furchtsam wie Lulks – und ebenso unehrenhaft.
    Waylock dachte an die Star Enterprise , die inzwischen sicher neu ausgerüstet und dazu bereit war, sich erneut in die Ewige Nacht hinauszuwagen. Vielleicht war es ganz interessant, zum Eigenburg-Raumhafen hinüberzufliegen und Reinhold Biebursson einen Besuch abzustatten.

 
ZWANZIG
     
1
     
    Der Roland Zygmont verbrachte einen weiteren hektischen Tag beim Direktivkonzil, konnte sich jedoch freimachen, bevor es Zeit zum Abendessen war.
    Er nahm die Mahlzeit allein zu sich, war dankbar für die Ruhe und blätterte durch die Tageszeitungen.
    Das Wiedererscheinen Des Gavin Waylocks war thematisch Gegenstand erregter Bulletins, doch die Formulierungen waren behutsam und sachlich.
    Auf der Titelseite der Rundschau , einem Massenblatt, das größtenteils bei den Lulks und Angehörigen von Schwarm Verbreitung fand, las Der Roland:
     
    Die RUNDSCHAU hat immer großen Wert auf die objektive Berichterstattung über die einzelnen Einstufungsphylen gelegt und nie eine bestimmte Phyle zum Gegenstand bevorzugter Kritik gemacht. Nichtsdestotrotz müssen wir unserer Besorgnis über die Politik der Amarant-Gesellschaft in Hinsicht auf die 1762 Simulacra Ausdruck verleihen, die durch die unerhörte Aktion Gavin Waylocks in die Welt entlassen wurden.
    Bei diesen Surrogaten handelt es sich zugegebenermaßen um Identitäten
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