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Karlebachs Vermaechtnis

Karlebachs Vermaechtnis

Titel: Karlebachs Vermaechtnis
Autoren: Uwe von Seltmann
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waren sie da: Yassir, Zahi, Ahmed und die anderen, Doktor Naseer und Eli Levy, Schlomo Karlebach und Ester Lewin, Lea und Fatma. Sogar Abu Shaban gab sich die Ehre. Von ihm stammt der Sack mit dem Weihnachtskitsch in deinem Kofferraum.« Die Bauern hoben ihre Gläser und stießen auf mich an. Ob ich mein Gedächtnis bei Anita in der Papillon Bar verloren hätte, fragte einer und lachte los. Er kenne da jemanden … Seine Worte gingen im Gelächter der anderen unter. Ich verstand den Witz nicht und berichtete weiter: »Dieser rotweiß-karierte Alfons war auch zur Feier in Mustapha’s Restaurant. Er verhielt sich so tollpatschig, dass er rasch im Mittelpunkt stand. Alle kümmerten sich um ihn, die einen, um sich über ihn lustig zu machen, die anderen, weil sie Mitleid mit ihm hatten. So gegen zwei Uhr verabschiedete sich Yassir, um Fatma und die anderen nach Bethlehem zu fahren. Yassir sagte, dass er mich leider nicht zum Flughafen bringen könne, weil er um acht Uhr eine Touristengruppe nach Jericho kutschieren müsse. Daraufhin sagte Alfons, ich solle mir keine Sorgen machen, er habe sich ein Auto gemietet und könne mich zum Flughafen fahren.«
    »Und du warst sturzbetrunken?«, unterbrach mich Helmut. »Nein!«, rief ich. »Zwei Arrak, mehr nicht. Ich hatte gar keine Zeit zum Trinken. Ich war absolut nüchtern. Aber dann: Ich wollte gerade ins Bett kriechen, als Alfons in mein Zimmer trat, um sich für meine Hilfe zu bedanken. Er hatte zwei kleine Gläser mit Arrak dabei. Als Abschiedstrunk, sagte er. Wir stießen an, ich wurde müde. Das ist das Letzte, woran ich mich erinnern kann.« Ich schob mein Schnitzel beiseite, das längst kalt geworden war. »Der wollte Sie vergiften«, meinte einer der Bauern mitleidig.
    »Quatsch!«, sagte ein anderer. »Dann saß er ja nicht hier. Der hat ihm ein Schlafpulver eingeflößt.« Ich sprang auf und griff in meine Hosentasche. »Das ist der Beweis!«, rief ich. »Fatma hatte mir eine kleine Dose Valium gegeben. Jetzt ist sie weg. Alfons wusste, dass ich Flugangst habe. Das habe ich ihm oft genug vorgejammert. Und er hat beobachtet, wie ich die Dose mit den Pillen in meine Hosentasche gesteckt habe.«
    »Dann hat er dich eingeschläfert und konnte in Ruhe die Bilder einstecken«, sagte Helmut zwischen zwei Rauchwolken. »Aber wie hat er dich durch die Sicherheitskontrolle geschleust?«
    »Das würde ich auch gerne wissen«, sagte ich.
    Wir zahlten und verabschiedeten uns von den Bauern. Sein Neffe sei bei der Zeitung, rief uns einer nach, dem müsse ich unbedingt die Geschichte erzählen. »Wer ist dieser Alfons? Woher wusste er, dass du diese Fotos von Karlebach bekommst?«, überlegte Helmut auf dem Weg zum Auto. Es war inzwischen dunkel geworden. »Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte ich nach einer Weile. »In unserer Redaktion sitzt jemand, der meine Faxe aus Israel gelesen hat und über den Stand meiner Nachforschungen unterrichtet war. Ein Maulwurf, der für Pietsch und Co. arbeitet. Der sie über alle meine Recherchen informiert hat. Pietsch und Kumpane haben dann Alfons nach Israel geschickt.«
    Helmut stopfte sich eine neue Pfeife und schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Dann hätte dieser ominöse Maulwurf schon bei meinen Nachforschungen über die Neonazis eingegriffen. Röthers vorläufige Festnahme hat Pietsch völlig unvorbereitet getroffen. Nun gut, ich durfte zwar nicht alles schreiben, was ich herausgefunden hatte, dafür haben Stumpf und Frick schon gesorgt. Aber einige Kollegen von anderen Zeitungen und vom Hörfunk haben doch kräftig nachgehakt.«
    »Und?«
    »Pietsch steht heute besser da denn je. Er hat eben wie bei der Lokalpost überall seine Hofberichterstatter, die ihn wieder ins rechte Licht rücken. Wir konnten ihm keine Kontakte zu den rechten Schlägern nachweisen.«
    »Was ist mit Amacker?«
    »Amacker wird einmal groß Karriere machen, das verspreche ich dir. Er ist hochintelligent, skrupellos und ein gewiefter Taktiker. Ich habe genügend Beweise, dass er Kontakte zur rechten Szene besitzt. Aber er hat sogleich mit einer Klage gedroht, als ich ihn mit meinen Rechercheergebnissen konfrontiert habe. Und das war für Stumpf Grund genug, meinen Artikel nicht ins Blatt zu nehmen. Es wird Zeit, dass ich die Lokalpost verlasse. Seit Frick die Mehrheitsanteile besitzt, ist es unerträglich. Mein Häuschen in der Toskana erwartet mich.«
    Helmut versuchte trotz des starken Windes seine Pfeife anzuzünden. Als es ihm nicht
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