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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen
Autoren: Werner Schrader
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Sätze auf Band sprechen für meine Mutter.“
    „Das müssen Sie auf alle Fälle!“ rief Karl. „Damit Ihre Mutter Sie im Radio hören kann.“
    Der Personalchef ließ, nachdem Fräulein Klingeberg ihm gesagt hatte, daß ihr Verlobter auch in der Spinnfaser AG arbeite, diesen kommen und führte die ganze Gruppe in das Sitzungszimmer, das zur Zeit leer war. Dort machte Egon mit Hilfe seiner Techniker eine Bandaufnahme von der fortgelaufenen Tochter und ihrem zukünftigen Mann. „Liebe Mutti“, sagte Christa in das Mikrophon, „ich habe deine Stimme gehört, sie hat mich sehr bewegt. Es tut mir leid, daß du dir meinetwegen Sorgen machst. Ich war trotzig, weißt du. Ihr habt damals nicht sehr freundlich über meinen Fedor gesprochen, das hat mich gekränkt. Jetzt, nachdem ich dich gehört habe, weiß ich, daß ich dir hätte schreiben müssen. Sei mir nicht mehr böse, Muttchen. Ich bin dir auch wieder gut. In vierzehn Tagen habe ich Urlaub, dann besuche ich euch. Und meinen Fedor bringe ich mit. Wenn ihr ihn erst kennengelernt habt, werdet ihr sehen, was für ein feiner Mensch er ist. Zurückkommen und bei euch wohnen kann ich aber vorläufig nicht. Ich habe hier eine gute Anstellung gefunden, Fedor verdient auch gut. Wir sparen beide tüchtig und wollen Weihnachten heiraten. Mach’s gut, Muttchen! Grüß auch den Papa schön. Auf Wiedersehen im August!“
    Karl hielt nun dem dunkelhaarigen Hünen aus Jugoslawien das Mikrophon vor die Nase, der langsam und mit deutlich fremdländischem Akzent nur wenige Worte sprach. „Liebe Mutter“, sagte er, „ich mir freue serr, daß ich dir kennenlernen und deine Papa.“ Er lächelte hilflos und sah seine Braut verlegen an. Die gab Egon ein Zeichen, das Tonband wurde ausgeschaltet.
    „Wenn ihr doch über Minden zurückfahren solltet“, sagte sie, „bestellt meinen Eltern viele Grüße. Ich werde gleich heute einen langen Brief schreiben. Und bei euch möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder mit meinen Eltern zusammengekommen wäre, wenn ihr nicht die Aufnahme gemacht hättet.“
    Als das Radio-Bremen-Team wenige Minuten später im Wagen saß, sagte Tante Hannelore: „Meinen Glückwunsch zu diesem Erfolg! Darauf dürft ihr stolz sein.“
    Den Nachmittag verbrachten sie mit Minigolfspielen, Eisessen und einer Stadtbesichtigung, und am Abend saßen sie noch lange zusammen und unterhielten sich. Erst gegen 22 Uhr gingen sie zu Bett.
    Tante Hannelore weckte sie am nächsten Morgen um halb acht.
    Wieder war der Tisch schon gedeckt, und die Gäste brauchten nur noch zu essen.
    Pünktlich waren sie auf dem Schiff.
    Sie versprachen zu schreiben, wenn sie wieder in Bremen angekommen wären, und dankten Tante Hannelore vielmals für die Gastfreundschaft.
    „Sollte das Schicksal Sie mal nach Bremen verschlagen“, rief Egon der am Ufer Stehenden zu, „finden Sie bei uns stets offene Türen.“
    „Aber geschlossene Fenster“, ergänzte Karl, „damit es keinen Durchzug gibt.“
    So gab es Gelächter zum Abschied, obwohl es zu regnen begann.
     

 
    Frau Bobenhausen winkte schon mit einem großen Regenschirm, als das Schiff in Karlshafen festmachte. Sie sagte den Jungen, daß ihr Mann aus dem Krankenhaus zurückgekommen sei und sich gefreut habe über die eingebrachte Ernte. Herr Bobenhausen saß im Lehnstuhl, als die Gäste und sein Sohn ins Zimmer traten. Er sah noch blaß aus, fühlte sich aber schon ganz leidlich.
    „Ihr seid ja die geborenen Bauern“, sagte er. „Helfer wie euch könnte ich das ganze Jahr über auf meinem Hof brauchen.“
    Egon wehrte bescheiden ab.
    „Mit solch primitiven Maschinen kann ja jeder umgehen. Bei uns in der Stadt gibt es ganz andere!“
    „O ja“, sagte Rolf spöttisch, „Rasenmäher und Kaffeemühlen!“
    Am Nachmittag spielten sie Federball.
    Sie spannten ein Seil, steckten ein Spielfeld ab und fochten ein Turnier aus.
    „Trimm dich“, rief Karl. „Ich habe bestimmt noch ein halbes Pfund Übergewicht, das muß ‘runter.“
    „Halbes Pfund?“ sagte Egon grinsend. „Einen halben Zentner!“
    Diese taktlose Bemerkung ärgerte Karl. Er lieferte dem langbeinigen Egon daraufhin einen so erbitterten Kampf, daß dem das Hemd am Leibe klebte und er sich verärgert mit zwei Punkten Rückstand geschlagen geben mußte. Den letzten Ball schlug er in die Regenrinne, aus der er nur mit Hilfe einer langen Leiter wieder herausgefischt werden konnte.
    Für den nächsten Tag planten sie eine Fahrt zur
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