Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen
Autoren: Werner Schrader
Vom Netzwerk:
ab. Frau Böving hantierte im Morgenrock in der kleinen Wohnküche.
    „Ist jemand verunglückt?“ fragte sie, als Karl durch die offene Tür hereinkam, und lächelte.
    „Mir ist der Klingelknopf hineingerutscht“, entschuldigte sich Karl. Frau Böving nahm die Milch vom Herd. „Magst du noch ein Brötchen mitessen?“ fragte sie.
    „Och, wenn Sie noch eins über haben!“ antwortete Karl.
    Während Guddel mit den letzten Gepäckstücken hin und her lief, aß Karl drei Brötchen mit Marmelade und eine Stulle mit Apfelmus. Er trank auch noch eine Tasse Milch. Dabei versicherte er der besorgten Mutter immer wieder, daß sie ganz vorsichtig sein und nur an sicheren Stellen übernachten würden.
    Da kam Guddel wieder herein.
    „Du hast wenigstens einen großen Pott mit“, sagte er, „meiner ist viel zu klein.“
    „Man braucht mal einen großen und mal einen kleinen Topf“, klärte Frau Böving ihn auf. „Übrigens faßt deiner auch mindestens zwei Liter.“
    Karl beeilte sich, ihr recht zu geben.
    „Meiner ist ein Fünflitertopf“, sagte er, „den nehmen wir für die Hauptmahlzeit und deinen für Pudding. Das haut doch prima hin. Außerdem bringt Egon bestimmt auch noch ein Gefäß mit. Dann können wir uns schon einrichten.“
    „Na, wenn ihr fünf Liter Mittagessen und zwei Liter Pudding gegessen habt, werdet ihr ja wohl satt sein“, sagte Frau Böving lächelnd.
    „Wenn nicht, essen wir noch ein paar Stullen hinterher“, beruhigte Karl sie.
    Mittlerweile war es halb sieben geworden. Egon Langfuß war weder zu sehen noch zu hören.
    „Ob Egon schon vorausgefahren ist?“ fragte Karl grinsend, als er sein Gepäck noch einmal zurechtrückte. „Bestimmt“, antwortete Guddel, „der macht bei Opa Hameln schon Quartier.“ Er verabschiedete sich, so kurz es ging, von seiner Mutter. Dann stiegen sie auf und fuhren Egon langsam entgegen.
    Die Arbeiter der nahen Fabrik bevölkerten den Radweg. Einer klopfte im Überholen auf Karls Eßtopf und fragte: „Wo willst du denn mit der Badewanne hin?“
    „An den Bach, Strümpfe waschen!“ rief Karl ihm nach. Sie blickten dauernd auf die andere Straßenseite hinüber, um zu sehen, ob Egon nicht käme.
    Aber Egon konnte nicht kommen. Er lag nämlich noch im Bett und schlief. Als unten jemand laut an die Haustür klopfte - die Klingel war schon seit zwei Jahren außer Betrieb - wälzte er sich auf die andere Seite und murmelte: „Welcher Idiot hackt denn mitten in der Nacht Holz?“ Da stürzte sein kleiner Bruder an sein Bett und rüttelte ihn. „Steh auf! Ihr wollt doch heute losfahren. Karl und Guddel sind unten!“
    „Ei verflixt!“ schrie Egon und sprang aus den Federn. Zu Peter aber sagte er: „Los, schieß ‘runter! Sag ihnen, ich sei heute morgen schon in Meyenburg gewesen, um mich von Onkel Gregor zu verabschieden. Nun mach schon!!“
    „Onkel Gregor? Wer ist das denn?“ fragte der Kleine. „O Gott, ist der Kerl dumm“, zischte Egon. „Hau ab und tue, was ich dir gesagt habe!“
    Peter griente tückisch, ging ans Fenster, öffnete es und rief hinab: „Hallo, Karl und Guddel, Egon kommt gleich, er hat verpennt, weil er heute morgen schon bei irgend so einem Onkel Gregor in Meyenburg war. Aber den gibt es gar nicht!“
    Egon drohte ihm mit der Faust und hastete aus dem Zimmer. Zu den Freunden sagte er einen Augenblick später: „Gut, daß ihr da seid! Ich hätte mich beinah verspätet.“
    „Ja ja“, sagte Karl, „Morgenstunde hat Gold im Munde. Das war wohl ein Schuß in den Ofen, was?“
    „Ein kleines technisches Versagen“, entschuldigte sich Egon. „Mein Wecker, weißt du, ist nicht mehr der Allerjüngste.“
    So starteten sie, mit wenig Geld, aber viel Mut und noch mehr Übermut.
    Egon setzte sich an die Spitze, um die Verspätung, an der er schuld war, durch ein rasantes Tempo wieder aufzuholen. Er hatte auffallend wenig Gepäck auf seinem Rad. Karl der Dicke wunderte sich darüber, denn sein Rad und auch das von Guddel waren schwer beladen.
    „Egon hat wohl nur ‘ne Ersatzunterhose mit, was?“ fragte er. „Hoffentlich hat er nicht das Wichtigste vergessen! Aber siehst du, alles haben wir durchdacht, nur über das Gepäck haben wir nicht ein Wort verloren. Hast du überhaupt was zu essen mitgenommen?“
    „Klar“, antwortete Guddel“, meine Mutter hat mir ein paar Stullen geschmiert und außerdem noch Eier, Haferflocken und so’n Zeug mitgegeben.“
    „Ich hab auch einiges mit, was uns die ersten Stunden über Wasser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher