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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen
Autoren: Jean Terbrack
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ein wenig feucht schimmernd. Einen halben Kopf kleiner als ich. Er ist ein wenig glubschäugig. Wenn er jemanden durch seine goldgeränderte Brille ansieht, weiß man nicht immer, mit welchem Auge er einen ansieht. Was selten vorkam. Nicht, weil er einem nicht in die Augen sehen konnte, sondern weil sein Blick rastlos umherwanderte. Blauer Anzug ohne Falten, weißes Hemd mit offenem Kragen. Er hatte sichtlich Spaß. Ich machte ihn mit Willi bekannt. Hoffmann schüttelte unsere Hände. „Schön, dass Sie da sind. Kommen Sie.“ Er drehte sich schon wieder zum Gehen. Was für ein Hektiker.
      Wir nahmen unser Gepäck und rannten ihm nach. „Ich hatte Sie draußen erwartet,“ sagte ich zu seinem Rücken.
      „Ach. Das dauert mir zu lange.“ Er öffnete ein Absperrband, das die Wartenden von den Schaltern trennte, winkte uns durch und schloss es wieder. Dann steuerte er auf einen dicken, finster blickenden Mann in schwarzem Anzug mit Krawatte zu, der neben den Schaltern stand und rief ihm etwas auf Spanisch zu. Zu uns gewandt: „Das ist Jorge. Geben Sie ihm Ihre Pässe.“ Wir nickten Jorge zu, kramten unsere Dokumente heraus und gaben sie ihm. Er nahm sie, warf einen kurzen Blick auf die Formulare, die wir im Flugzeug ausgefüllt hatten und verschwand. „Kommen Sie.“ Hoffmann lief am äußersten Schalter vorbei, winkte dem Beamten darin und dem Uniformierten dahinter zu. Die erwiderten den Gruß und lachten. Wir hasteten hinter ihm her zum Gepäckband, direkt hinter den Häuschen. Wir waren die ersten. Natürlich. „Das ist das Gute hier in Maiquettia , kurze Wege.“
      Meinte er jetzt seine kurzen Wege, oder die tatsächlichen Entfernungen in dem doch überschaubaren internationalen Flughafen von Caracas?
      „Zigarette?“ Hoffmann holte eine Schachtel und Feuer aus seiner Jackentasche und hielt sie uns hin. Willi winkte ab, aber ich nahm dankbar eine. „Ist zwar ein Nichtraucherflughafen,“ er gab mir Feuer „aber,“ er zündete seine an und pustete den Rauch nach oben, „aber irgendwie kümmert es keinen.“ Er lachte triumphierend.
      Ich zog gierig an der Zigarette und inhalierte den Rauch bis in die Lungenspitzen. Wow. Ich musste mich am nächsten Gepäckwagen festhalten. Die venezolanischen Marlboros waren stärker als unsere. Dazu die Entwöhnung durch den Flug.
      „Alles in Ordnung?“ Hoffmann sah mich ein wenig besorgt an.
      „Ja, ja. Dreht sich nur alles ein bisschen.“
      Er lachte wissend. „Geht mir auch immer so bei der ersten Zigarette nach der Landung.“
      Während wir darauf warteten, dass sich das Band in Bewegung setzte unterhielten wir uns. Small-Talk und die üblichen Fragen. Wie war der Flug? Service in Ordnung? Ja, bei denen ist der Service besser als bei… Waren Sie schon mal in Venezuela? Wenn ja, wo waren sie denn schon und was haben sie gesehen? Sprechen Sie castellano ?
      „ Castellano und Spanisch ist so wie englisches Englisch und Amerikanisches Englisch?“ fragte ich.
      „Ja. Aber noch mehr. Die Leute hier sind sicherlich nicht mehr wirklich stinkig auf die Spanier. Aber sie wollen sich doch irgendwie von ihnen abgrenzen. Sie bekommen ja in der Schule beigebracht, dass Spanien in der Geschichte des Landes für conquistadores , Eroberer, Unterdrückung, Ausbeutung steht. Dem gegenüber Simon Bolivar und die Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.“ Er grinste über seinen Witz. „Halt die ganzen Ideale für die die Unabhängigkeit so steht. Die Menschen sind stolz auf das, was damals gemacht wurde.“ Hoffmann warf die Zigarette auf den Boden und trat sie aus. „Sehen Sie zum Beispiel unsere Fahne. Gold steht für den Reichtum des Landes, blau für das Meer, das uns von Spanien trennt und Rot für das Blut, das für die Befreiung vergossen wurde. Die ist zwar schon ziemlich alt, aber den Menschen ist die Bedeutung bewusst.“ Und er fügte grinsend hinzu: „Und bei uns wird sie nicht nur zum Fußballspiel `rausgeholt.“
      „Klingt ziemlich pathetisch,“ meinte Willi, teilnahmslos auf das Band starrend.
      „Nun,“ erwiderte Hoffmann, „die Deutschen haben ein Problem mit allem, was mit Staat, Vaterland und so weiter zu tun hat. Ist alles gleich nationalistisch. - Oder wird zumindest so gesehen.“ Sein Blick wanderte umher. „Klar, hier gibt es auch Nationalisten. Aber die meisten sind einfach nur froh und vielleicht auch ein bisschen stolz hier leben zu dürfen.“ Er grinste wieder mit funkelnden Augen. „Ist ja auch
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