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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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ohne Blüten und zwei niedrige Wirtschaftsgebäude. Was ich von meinem Zimmer aus nicht gesehen habe: Das Gelände des Hotels wird auf der rückwärtigen Seite von einem hohen Maschendrahtzaun begrenzt. Drei Meter hinter dem Zaun sind die Terrassen der Apartments, die zum Golden Sand gehören. Auf keiner ist jemand zu sehen. Kein Wunder. Wer will schon direkt auf einen hohen Zaun, auf garagenartige Nebengebäude mit Mülleimern davor und auf die Rückseite eines immerhin drei Stock hohen Hotelkomplexes schauen? Die Apartments wirken unbewohnt, das Haus geschlossen. Sieht so aus, als müsste ich noch einmal durch den Garten, dann durch die Hotellobby, die großzügige Auffahrt entlang, hinaus auf die Straße, um von dort zum Golden Sand einzubiegen. Ich spüre jeden Knochen, der Rücken schmerzt. Besonders gut habe ich im Flieger nicht geschlafen. Zwischen Amsterdam und St. Maarten ist ein schwitzender Araber neben mir gesessen, der entsetzliche Angst gehabt hat. Und dann hat der mitreisende Polizeimann bei ihm auch noch einen Extra-Security-Check gemacht. Denn seit dem 11. September sind ja angeblich alle Araber Terroristen. Ich hätte die Nacht zuvor nicht durchmachen sollen, aber ich war völlig aufgedreht, zu viel auf einmal, und außerdem musste ich ohnehin schon um halb sechs in der Früh am Flughafen sein. Billy hat mich hingefahren. Diese Restaurantleute halten was aus. Sie und Daniel wollen heiraten.
    Ich gehe mit sinkender Hoffnung am zweiten Wirtschaftsgebäude des Hotels vorbei, immer am Zaun entlang wie eine müde Tigerin. Im letzten Eck fehlt ein Stück Zaun. Ich sehe mich um. Hierher verirrt sich kein Tourist des Pleasures, und vom Personal ist auch niemand zu sehen. Ich schiebe mich durch das Loch. Schlimmstenfalls werde ich mich auf Vesna ausreden. Ich gehe um das Apartmenthaus herum und stelle fest, dass der Außenanstrich dringend erneuert werden müsste, aber vielleicht wirkt das verblichene Gelb auch nur im Vergleich zum neuen, strahlenden Weiß des Luxushotels so schäbig.
    Die Vorderfront des Golden Sand ist landeinwärts gerichtet. An der einen Seite des Hauses schließt eine Terrasse mit Tischen undSesseln aus weißem Plastik an. Sie könnte zum französischen Restaurant gehören, aber auch sie wirkt wie längst verlassen. Vielleicht öffnet das Lokal erst am Abend.
    Ich gehe unschlüssig in Richtung Eingang, als mir eine zierliche Frau in einem weich fließenden schwarzen Kleid entgegenkommt. Ich kenne sie vom Prospekt.
    Sie strahlt mich an, ihr gebräuntes Gesicht scheint bloß aus Falten zu bestehen, die Lippen sind mit einem dunkelroten Stift nachgezogen, die Augen dezent geschminkt. Apart, auch wenn sie … Wie alt kann sie sein? Fünfzig? Sechzig? Siebzig?
    „You want a room?“, sagt sie mit heiserer, tiefer Stimme, die besser zu einem alten Matrosen passen würde. Ihr Englisch ist gebrochen, schwer zu sagen, woher sie ursprünglich stammt. Französisch hört sich der Akzent nicht an.
    Ich sage ihr, dass ich Vesna Krajner suche, und sie wechselt sofort in die deutsche Sprache. Sie spricht nahezu perfekt Deutsch, aber nun erkenne ich die ungarische Färbung.
    „Sie haben Glück, Vesna ist im Apartment. Soll ich Sie melden?“
    Ich habe etwas Herzklopfen. „Ja, sagen Sie bitte, Mira Valensky ist da. Sie sprechen großartig Deutsch, aber Sie stammen aus Ungarn, nicht wahr?“
    „Bin schon viele Jahrzehnte weg aus meinem Land, ich habe in Wien gelebt ein paar Jahr, mein erster Mann war ein Wiener, Gott hab ihn selig.“ Sie wedelt mit der Hand, einige dünne Armreifen klirren. „Eine anderes Jahrhundert“, sagt sie und lächelt kokett.
    Wir gehen an zwei Türen vorbei, als Vesna aus der dritten kommt: Ihr stehen Shorts deutlich besser als mir. Vesna schaut, als hätte sie eine Erscheinung.
    „Glaube ich nicht, glaube ich nicht“, schreit sie und rennt her zu mir und umarmt mich und küsst mich, um dann, etwas erschrocken über die seltene Vertraulichkeit, wieder einen Schritt zurückzuweichen.
    Ich grinse über das ganze Gesicht. „Da schaust du, was?“ Etwas Besseres fällt mir im Moment nicht ein. Ich klopfe ihr begeistert auf den Rücken. Vesna ist dunkelbraun, jetzt fällt erst so richtig auf, dass sie aus einem südlichen Land stammt.
    „Wie geht das?“, will sie wissen.
    „Per Flugzeug, meine Liebe. Man hat mir sogar das Ticket gezahlt. Und das Hotel wird auch gezahlt, vom Pleasures-Konzern.“
    „Warum von denen? Was wollen die?“ Stirnrunzeln.
    „Hotelzimmer im
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