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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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„Ökos sind protestieren vor Gefängnis, für ihren Kollegen, aber später kannst du mit ihnen reden. Sie wollen, dass das Hotel weg muss.“
    „Das ist doch Quatsch.“
    „Nicht sehr praktisch, glaube ich auch. Aber was ist, wenn Protest aufhört? Dann haben die gewonnen.“
    „Wie konnte Pleasures so nah am Golden Sand bauen?“
    „Weiß niemand, hat mit Bestechung zu tun. Und Vater von diese Resident Manager ist Minister. Die ist die Schlimmste.“
    Ich nicke befriedigt. Das jedenfalls passt in mein Weltbild. Vielleicht bin ich auch ein wenig kleinlich.
    Vesna kommt in Fahrt: „Ökos sind schon vor Bau gekommen, weil da hat es Schildkröten gegeben in der Bucht, muss man schützen. Zwei studieren Biologie. Ökos, meine ich. Und überhaupt: Zu viel Tourismus macht alles kaputt.“
    „Viel andere Möglichkeiten haben die Leute hier wohl nicht.“
    „Aber fragt sich: Wo geht Geld und Arbeit hin, wenn internationaler Konzern kommt?“
    Da ist schon was dran.
    „Wie können es sich die Ökos leisten, hier zu wohnen?“
    „Hotel ist billig und sie kriegen Rabatt. In den USA, wer weiß, ob Eltern wissen, wo sie sind. Aber Verbrecher sind das nicht. Manchmal etwas anstrengend, das schon.“
    Der nächste Gang wird von Michel selbst aufgetischt. Er strahlt über das ganze Gesicht, das Doppelkinn zittert vor Stolz. Kaum vorstellbar, dass er um so viel jünger ist als seine Frau.
    „Michel kann nur Französisch“, zischt mir Mira auf Deutsch zu.
    „Oui“, antwortet er und es folgt ein französischer Wortschwall. Ich verstehe nur Bruchteile, meine Französischkenntnisse sind seit der Schulzeit selig entschlafen, einiges kommt mir bekannt vor, aber mehr auch nicht. Ich stottere etwas von „bitte langsamer“, aber da ist Bata schon bei uns und übersetzt mit Reibeisenstimme.
    „Mein Michel will Freundin und Chefin von Vesna mit einer besonderen Kreation begrüßen: Mahi-Mahi-Fisch in einer Sauce aus Papaya, dazu Rice and Beans mit Kokosmilch und gebratene Kochbananen. Ob Sie danach noch etwas Fleisch wollen?“
    Ich schüttle etwas zu entsetzt den Kopf. Der Fischgang sieht großartig aus, aber wieder ist ein ovaler Teller, eigentlich schon fast eine Servierplatte, dekorativ so befüllt, dass nur noch der Tellerrand zu sehen ist.
    Michel sagt aufgeregt etwas zu Bata, ich mische mich auf Französisch ein und sage, das sehe „fantastique“ aus, aber ich hätte eine lange Reise gehabt. Das akzeptiert er gnädig und wandert unter Lobesrufen der Gäste wieder Richtung Küche.
    „Es ist großartig, aber können Sie das alles essen?“, frage ich Bata.
    Bata schüttelt den Kopf und lacht. „Bin ich kleiner Vogel, und außerdem: Während der Arbeit esse ich nicht.“
    „Michel versucht sie spät in der Nacht mit Früchten und etwas Toast zu füttern, vor allem aber sie lebt von Cola-Rum und Zigarillos, inhaliert“, ergänzt Vesna.
    „Cola mit ein wenig Rum gibt Kraft. Ich bin alt“, stahlt Bata, „muss zäh sein, um den Mann zu behalten. Aber vier habe ich schon überlebt, Schätzchen. Und Zigarettenrauchen habe ich aufgegeben, Zigarillos sind viel gesünder, sagt man. “
    „Gesünder nur, wenn man sie nicht inhaliert.“
    „Weiß ich nicht, wie das geht. Muss man sich keine Sorgen machen um mich, ich werde ohnehin bald sterben. Nur“ – sie blickt Richtung Pleasures, das wie ein Schlachtschiff vor ihrem Hotelaufragt –, „die werden mich nicht ins Grab bringen, die nicht!“ Eine Rachegöttin von einem Meter fünfzig in elegantem Schwarz.
    Michel sieht nicht so aus, als wollte er ihr davonlaufen. Aber bekanntlich kann man sich täuschen. Zum ersten Mal seit Stunden denke ich wieder an Oskar. Dann konzentriere ich mich auf den Fisch mit einer der köstlichsten Fruchtsaucen, die ich je gegessen habe. Es fällt gar nicht schwer.
    Endlich schlafen. Von all den Eindrücken und dem chilenischen Rotwein schwirrt mir der Kopf. Ich habe es geschafft, die Klimaanlage auszuschalten, und stattdessen sowohl das Schlafzimmerfenster als auch die Terrassentür geöffnet. Man kann das Meer hören, lauter aber sind die Grillen und noch lauter die Baumfrösche. Es bliept und zirpt und rauscht, immer wiederkehrender Rhythmus der Karibik, aufregend und einschläfernd zugleich.
    Ich träume von einer riesigen Blume mit orangefarbigen Blüten, sie wird zu Angela la Croix und hat auf einmal Zacken an allen Blatträndern wie eine Venusfliegenfalle. Wen hat sie gefangen? Irgendetwas zappelt. Ich schwebe über dem Meer, ganz
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