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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Pleasures vermieten natürlich. Ich soll über ihre wunderschöne Anlage berichten.“
    Vesnas Blick verfinstert sich zusehends: „Schöne Anlage? Wenn du wüsstest, Mira Valensky. Früher war das da schöne Anlage, einzige da. Und jetzt: Geldsäcke machen alles kaputt, nicht nur Geschäft von Bata und Michel, auch Umwelt, auch Insel.“
    Ersteres glaube ich, Zweiteres scheint mir ein wenig übertrieben.
    „Aber wann bist du gekommen? Kein Wunder, dass ich dich nicht habe erreicht über Internet.“ Wenn Vesna aufgeregt ist, verschiebt sie die deutsche Grammatik.
    „Vor einer Stunde. Irgendwann werde ich einfach in einer Ecke einschlafen.“
    „Nix mit Schlafen, man muss Jetlag gleich überwinden, indem man Normalzeit annimmt.“
    Vesna redet, als würde sie jeden Monat rund um die Welt fliegen. Dabei weiß ich zufällig genau, dass sie vor dieser Reise noch nie eine größere Entfernung zurückgelegt hat als die zwischen Bosnien und Wien. Als ich ihr das sage, lacht sie: „Manche lernen schnell und es gibt Bücher. Jedenfalls wird nicht geschlafen, Michel ist ein Koch, den du wirst lieben. Französische Küche. Für mich etwas viel, aber unstehlich.“
    „Unwiderstehlich.“
    „Natürlich. Und Bata ist seine Frau, kommt aus Ungarn, aber ist schon lange in Karibik.“
    „Michel wird für Sie etwas ganz Besonderes kochen“, verspricht Bata mit ihrer Reibeisenstimme. Um mich zu gutem Essen zu überreden, braucht es nicht viel. Aber um halb acht habe ich mein Treffen mit dem General Manager des Hotels.
    „Nicht sagen, dass du bei uns gewesen bist“, ruft Vesna aufgeregt. „Man muss ihn ausfragen. Über Mord, den sie Öko-Freunden in Schuhe schieben wollen. Und über Bestechung, davon reden alle auf der Insel.“
    „Wie stellst du dir das vor? Da kommt eine Journalistin aus Wien und sagt: ‚Guten Abend, herzlichen Dank, dass ich in Ihrer Suitewohnen darf, sehr nett, aber haben Sie den Wächter eigenhändig erwürgt? Und außerdem: Wen haben Sie alles bestochen, dass Sie hier bauen durften?‘“
    Vesna seufzt. „Du wirst es eleganter machen, Mira Valensky, weiß ich. Aber besser nichts sagen, dass du uns kennst. Wir sind Feinde. Man will uns schließen.“ Vesna weiß offenbar schon ganz genau, wohin sie gehört. Mir klingt es etwas zu melodramatisch. Vielleicht macht das die Sonne.
    Bata nickt. „Der Manager ist Schweizer. Nichts als Zahlen im Kopf.“ Sie wedelt mit ihrem Arm durch die Luft, Geklimper der Armreifen. „Herz aus Stein.“
    Die beiden stehen schon an der Hotelbar, als ich komme. Ich hätte mich umziehen sollen. Der General Manager ist um die fünfzig, schlank und trägt einen der leichten Sommeranzüge, die aussehen, als würde es ihren Trägern nie zu heiß und nie zu kalt, Luxusqualität. Seine Haare sind weißblond – oder doch schon weiß mit einem Stich ins Gelbliche? Die Augen kühl und grün, er gibt mir die Hand und sagt mit Schweizer Akzent: „Peter Hoffmann. Willkommen an der Sonne. Und das ist meine Resident Managerin Angela la Croix.“
    Der Name passt. Seine Begleiterin ist dunkel und schön. Maximal Anfang dreißig, groß gewachsen, schmal, mit endlos langen Beinen. Sie trägt ein gut geschnittenes beiges Leinenkostüm und lächelt mich an, als hätte sie noch nie verloren.
    „Mira Valensky“, antworte ich und versuche ebenso strahlend zurückzulächeln. Wahrscheinlich bin ich von oben bis unten voll Staub. Ich versuche den Bauch einzuziehen.
    Der General Manager lässt rum punch mixen, Angela la Croix will bloß ein Perrier. Auch das noch. Die Karrierefrauen Anfang dreißig gehen mir zunehmend auf die Nerven. Man sieht neben ihnen so alt und fett und undiszipliniert aus. Oder fühlt sich zumindest so. Ich nippe am rum punch, während Hoffmann über die Philosophie des Konzerns und dieses Hauses erzählt. Es scheint die Einheitsphilosophie internationaler Luxushotels zu sein: Man soll sich umsorgt, aber privat fühlen, besser als zu Hause, aber doch wie daheim. Ich will mich nicht wie daheim fühlen, momentan schon gar nicht.
    „Karibisches Flair, aber nicht zu viel Exotik, wenn Sie verstehen, was ich meine“, doziert Hoffmann weiter.
    Ich verstehe es nicht ganz.
    „Unsere deutsch-amerikanischen Eigentümer achten darauf, dass es im Management und bei den Angestellten die richtige Mischung aus lokalem und internationalem Personal gibt.“
    La Croix scheint unserem Gespräch auf Deutsch folgen zu können, spricht dann aber englisch mit mir. Es ist Oststaaten-Englisch,
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