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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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habe heute Nacht geholfen einen Brand zu bekämpfen. Außer mir scheint niemandem im Hotel aufgefallen zu sein, dass es bei den Nachbarn gebrannt hat.“
    Angela la Croix nickt, als hätte ich ein Geständnis abgelegt. „Seien Sie vorsichtig, dort drüben wimmelt es von Ungeziefer und Spinnen.“
    „Davor hab ich keine Angst. Außerdem: So was verläuft sich zuallererst bei einem Brand.“
    „Um es klar zu sagen: Sie sollten wissen, auf welcher Seite Sie stehen. Sie sind unser Gast – Ihren Teil des Vertrages müssen Sie noch erfüllen.“
    Ich sehe sie so gelassen wie möglich an. „Ich bin ebenfalls Juristin, auch wenn ich nicht in Cambridge, sondern in Wien studiert habe. Sie bekommen Ihre Story.“
    „Es ist Ihnen hoffentlich bewusst, dass es unsinnig wäre, etwas über die Störenfriede zu schreiben. Bis Ihr Artikel in Druck geht, sind die längst weg und das so genannte Hotel ist geschlossen.“
    „Was hat Ihnen das Golden Sand getan?“
    Angela reißt in gespielter Unschuld ihre Augen auf. Das mag bei Männern reingehen, aber nicht bei mir, meine Süße.
    „Also?“
    „Sie geben diesen Radikalen Unterschlupf und die belästigen widerrechtlich unsere Gäste. Außerdem ist das Anwesen feuergefährlich – hat man ja erst gestern gesehen, von der Hygiene gar nicht zu reden.“
    „Das Restaurant war blitzsauber, und wenn ich recht gesehen habe, so haben einige der Gäste des Pleasures bei Michel gegessen.“
    „Michel ist naiv, seine Frau macht mit ihm, was sie will. Dabei ist sie viel älter als er.“ Sie zieht ein Gesicht, als wäre das das schlimmste Verbrechen überhaupt. „Wir haben Michel angeboten, bei uns Küchenchef zu werden, mit einem wirklich guten Gehalt, höher als das, was er in der besten Zeit des Golden Sand je verdient hat. Aber er hat abgelehnt. Wissen Sie, wie man auf der Insel das Golden Sand nennt? Golden Sad.“
    Goldene Traurigkeit. Ich finde irgendwie, dass das ein sehr schöner Name ist.

[ 3. ]
    Michel versteht nicht, dass ich heute Abend wirklich nur ein wenig Fisch möchte. Wenn es ums Essen geht, kann er etwas anstrengend sein. Aber ich kann ihn damit versöhnen, dass ich ihn um das Rezept für die Papayasauce anflehe. Zuerst hat er keine Zeit, dann meint er, es gebe dafür kein wirkliches Rezept, man nehme nur so dies und das, aber er werde überlegen. Weg ist er wieder.
    Ich hole Bata zu Hilfe. Auch sie will uns noch etwas Gutes tun und bringt Rum. Die meisten harten Getränke mag ich nicht, abgesehen von irischem Whiskey oder hie und da einem guten Grappa. Rum gibt man bestenfalls in den Tee oder in die Schokoglasur. Natürlich weiß ich, dass der echte karibische Rum besser ist als die Massenexportprodukte, die es auch in Wien und Umgebung zu kaufen gibt, aber … Ich habe ohnehin keine Chance, selbst Vesna, die außer ab und zu ein wenig Rotwein gar keinen Alkohol trinkt, entkommt Batas Gastfreundschaft nicht. Zu meiner Überraschung meint sie: „Rum ist wirklich gut, Mira Valensky, schmeckt auch mir.“
    Vesna versteht es wirklich, sich anzupassen.
    Bata bringt uns Tumbler mit Eis und für sich ein Glas, das zu zwei Dritteln mit Cola gefüllt ist. Sie setzt sich und schenkt uns aus einer Flasche mit der Aufschrift „Mount Gay“ ein. Ich kichere: „‚Gay‘ bedeutet auf Englisch schwul“, erkläre ich Vesna.
    „Aber auch fröhlich“, erwidert Bata mit ihrem Reibeisenlachen, „dieser Rum ist einer von den besten, er macht fröhlich, nicht traurig – und er bringt Liebe.“
    Klingt nach einer Empfehlung. Bata schenkt uns großzügig ein, sich selbst füllt sie das Glas bis zum Rand auf.
    Ich koste vorsichtig. Die Flüssigkeit ist eiskalt, trotzdem geht sie warm den Magen hinunter, keine aggressive Hitze, man schmeckt Sonne und sorgsam verarbeiteten Zucker. Bata beobachtet mich zufrieden, steckt sich einen Zigarillo an und saugt gierig den Rauch ein.
    „Ließe sich sehr gut leben da“, sagt sie und hustet ein wenig.
    „Wieso sperrt ihr das Hotel nicht zu und beschränkt euch auf das Restaurant?“, frage ich. Es ist auch heute Abend wieder fast voll. Touristen, die etwas vom Essen verstehen, dazu die so genannte bessere Gesellschaft von St. Jacobs und solche, die einen besonderen Anlass, einen Hochzeitstag oder einen Geburtstag, feiern wollen. Zum Glück liegt das ausgebrannte Apartment am anderen Ende des Gebäudes und der Wind bläst den kalten Rauch Richtung Pleasures davon.
    „Man darf sich nichts wegnehmen lassen, das hab ich gelernt. Außerdem wollen
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