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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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war .
    Lipperich war verschwunden und mit
ihm, zu Grundlers Entsetzen, der Laptop.

30.
     
    Der alte Lipperich harrte immer noch in der Alten Post aus. Ungeduldig
hockte er in der Gaststube, zu der es ihn jeden Tag trieb. Nein, er habe nichts
von seinem Sohn gehört oder gesehen, jammerte er Böhnke vor. Der Junge bliebe wie
vom Erdboden verschluckt. Die vage Hoffnung, hier fündig zu werden, hatte sich zerschlagen.
    »Bestimmt haben die Josef wieder
geschnappt«, stöhnte der Mann. »Aber sie sagen es uns nicht.«
    Böhnke und Grundler sahen sich an.
Von dem Zwerg konnten sie sich offensichtlich keine Unterstützung erhoffen.
    Sie würden alles tun, um seinen
Jungen zu finden, versicherten sie Lipperich, bevor sie sich wieder zurückzogen.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, fluchte
Grundler lautstark auf dem Rückweg zum Hühnerstall. »Wenn ich mir vorstelle, dass
Lipperich den Laptop mit den Daten verhökert, werde ich verrückt. Dann kann ich
mich begraben lassen. Wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass jemand die
Daten bekommt.«
    »Und wie?«
    »Weiß ich doch nicht!«, bellte Grundler.
»Ich bringe den Kerl um!«
     
    Gerade noch rechtzeitig, um das Telefonat entgegennehmen zu können,
trafen sie erneut in Böhnkes Wohnung ein.
    »Ich hätte
es nur noch ein Mal schellen lassen, dann hättet ihr euch bis heute Abend gedulden
müssen«, knurrte Küpper. »Oder glaubt ihr etwa, ein viel beschäftigter Dezernent
im Landeskriminalamt hätte nichts anderes zu tun, als sich die Finger wund zu wählen,
nur um einen Pensionär zu unterhalten? Warum hast du eigentlich ein Handy?«
    »Zur Sache, du Dummschwätzer«, bellte
Böhnke zurück.
    »Okay, aber schalte den Lautsprecher
ein, damit dein Mithörer alles mitbekommt. Du bist doch nicht alleine und du vergisst
doch die Hälfte«, lästerte Küpper. Er hustete kurz. »Also, die Fakten. Josef Langenwang,
63 geboren, entlassen aus der JVA Ossendorf, verurteilt wegen schwerer KV in der
Bewährungszeit, gemeldet in Aachen in einer Wohnung an der Euskirchener Straße.
Die Mietwohnung gehört zu einem Gebäudekomplex einer Immobiliengesellschaft, die
wiederum Teil einer GmbH ist, die in Aachen registriert ist.«
    »Die GmbH gehört nicht zufälligerweise
zum Imperium der Familie Großknecht?« Böhnke hätte nicht sagen können, welcher Teufel
ihn geritten hatte, als er die Frage stellte. Erschrocken sah er Grundler an. Er
merkte, dass sein Freund sich vor der Antwort sorgte.
    »Das weiß ich nicht. Der Zugriff
auf die Dateien in Aachen ist momentan gestört. Aber das könnt ihr wohl selbst rausfinden,
denke ich mal. Ihr seid ja keine kleinen Dummen.«
     
    »Das fehlt mir noch, dass wir uns die ganze Zeit im Prinzip im Kreis
gedreht haben und ich den Mördern vielleicht auch noch geholfen habe«, stöhnte Grundler.
»Ich möchte mir gar nicht ausmalen, dass eventuell die Großknechts hinter allem
stecken.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«,
erwiderte Böhnke, wenig überzeugt. Das Geschehene war gewiss nicht der Stil des
Aachener Geldadels. Der ging lieber mit wehenden Fahnen unter, als sich mit unerlaubten
Mitteln über Wasser zu halten. Aber es gab bekanntlich keine Regel ohne eine Ausnahme.
    »Warten wir ab, was uns dein Freund
Müller an Infos liefert. Dann sehen wir weiter«, versuchte er, seinen verunsicherten
Freund zu beschwichtigen. »Bestimmt kommt alles ganz anders«, sagte er floskelhaft.
     
    Langeweile kam erst gar nicht auf. Sie kamen nicht einmal dazu, das
Gehörte zu diskutieren.
    Als sei es zeitlich abgesprochen,
meldete sich Müller auf Grundlers Handy und rief auf dessen Empfehlung wenige Augenblicke
später wegen der Lautsprecherfunktion auf Böhnkes Festnetzanschluss an.
    Müller hielt sich nicht lange mit
Einleitungen auf. »Also, zu Punkt eins: In Köln sind insgesamt vier Fahrzeuge vom
Typ meiner Limousine registriert. Zwei gehören seriösen Nachbarn von mir aus dem
Hahnwald, für die ich mich mit allem, was ich habe, verbürge. Der vierte Wagen gehört
einem Industriellen, der dieses Fahrzeug aber in einer Garage auf Sylt stehen hat.
Ich kenne ihn. Er hat es mir gesagt. An den Tagen, an denen mein Wagen angeblich
in Aachen am Tivoli gesichtet wurde, war er nachweislich in Westerland. Da bleibt
nur noch mein Auto.« Der Oberbürgermeister klang resigniert. »Ich weiß nicht, wie
das sein kann.«
    ›Ich schon‹, hätte Böhnke sagen
können, aber er sagte es nicht. Müller sollte ruhig weiter im Ungewissen bleiben.
Vielleicht war
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