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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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gern, wenn jemand zu neugierig war.
    »Ich bin in einer kleinen Pension
hinter dem Bahnhof untergetaucht. Die Pensionswirtin ist so blind und taub, die
kriegt nichts mehr mit. Die Alte hat sich nur über die 200 Euro gefreut, die ich
ihr im Voraus bezahlt habe. Ach, übrigens«, er räusperte sich, »den Laptop habe
ich auf Reisen geschickt. Er ist als Paket unterwegs an die Kanzlei Ihres Freundes.
Und bevor ich es vergesse und Sie es herausfinden, ich habe mir von Ihnen die 300
Euro geliehen, die Sie zwischen den Suppentellern im Küchenschrank versteckt hatten.
Mein Vater gibt Ihnen das Geld bestimmt sofort wieder. Ich hoffe, Sie zeigen mich
nicht an.«
    »Das kommt drauf an«, knurrte Böhnke
verärgert. »Wenn das Geld sinnvoll investiert ist, überlege ich es mir. Dann verrechne
ich es als Spesen. Also, warum haben Sie sich ausgerechnet in Köln eingenistet?«
    »Um in der
Nähe von Roswitha Fabritius zu sein. Sie ist in eine moderne Wohnung in der Jakordenstraße
gezogen, direkt in meine Nähe. Das hatte sie ihren früheren Nachbarn verraten. Aber
offensichtlich lebt sie dort allein und schafft auch nicht an. Entweder legt sie
eine Schaffenspause ein oder sie hat ihren Nuttendienst eingestellt. Die geht nur
noch shoppen und ins Fitnessstudio, sagen die Leute. Sieht verdammt gut aus, die
Perle. Aber da kommt so ein armer Schlucker wie ich nicht ran. Keine Chance.«
    »Bevor Sie in Selbstmitleid zergehen,
haben Sie auch die Hausnummer?«
    »Klaro, Sie unsentimentaler Mensch.
Drei.«
    Grundler nickte zufrieden. Das passte.
Auch dieses Haus gehörte der Immobiliengesellschaft der dubiosen GmbH mit Sitz in
Aachen. Es stand auf einer Liste, die Sabine inzwischen für ihn im Grundbuchamt
ermittelt hatte.

31.
     
    Der Firmensitz der GKI in Aachen bestand aus einem Postfach und einem
Briefkasten an der Zufahrt zu einem unscheinbaren Betriebsgelände in Brand. Böhnke
hatte nicht gezögert und war, mit Grundler im Schlepptau, dorthin gefahren.
    »War wohl mal
’ne Tanke«, vermutete der Anwalt und klärte den staunenden Pensionär auf. »Tanke
ist Tankstelle, so sprechen die unter 50-Jährigen. Und es gab wohl auch ’nen Reparaturbetrieb,
wenn ich es richtig deute. Groß genug, um dort einen Fuhrpark abzustellen.« Grundler
hatte sich gegen das nachträglich eingebaute Absperrtor in der mannshohen Ziegelsteinmauer
gelehnt und beobachtete einen aus einem Anbau heranschlurfenden Greis.
    »Was wollen Sie hier?«, fragte der
vermutliche Hofmeister.
    »Ein Auto leihen«, antwortete Grundler
betont höflich. »Ich habe gehört, Sie verleihen hier auch Autos.«
    »Wir nicht. Da irren Sie sich«,
raunzte der Mann.
    »Sind Sie alleine hier?« Grundler
schaute sich um.
    »Sehen Sie sonst jemanden?«, erhielt
er zur Antwort. »Aber versuchen Sie nicht, auf das Gelände zu kommen. Sie machen
keine drei Schritte unbeobachtet. Das Gelände ist kameraüberwacht und meine vierbeinigen
Freunde haben seit Tagen nichts mehr zu fressen bekommen.« Der Greis pfiff kurz
auf zwei Fingern. Kläffend rannte sofort ein Dutzend Hunde heran. »Die zerfetzen
Sie schneller, als wie es Piranhas können, glauben Sie mir.«
    Den Ratschlag von Böhnke, besser
zu gehen, hätte Grundler nicht gebraucht. Langsam trotteten sie zu ihrem Wagen zurück.
    »Da ist doch was faul in Alemannias
Stadt«, meinte er. Damit veranlasste er Böhnke zu einer Replik: »Es stinkt gewaltig
im Staate Karls des Großen. Aber haben wir irgendetwas gegen irgendjemanden in der
Hand, mein Freund?«
     
    War es Glück für Lipperich oder eher Pech?
    »Sie haben mich erwischt«, sagte
er überraschend gelassen in den Telefonhörer. »Die Polizei hat mich geschnappt,
als ich die Pension verlassen habe. Die Alte war wohl doch nicht so taub und blind,
wie ich gedacht habe. Und Ihre 200 Euro hat sie auch noch, Herr Böhnke.«
    Die deutsche Polizei war wohl doch
besser als ihr Ruf, dachte sich der Kommissar. »Ich werde Tobias Grundler informieren.
Er wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Behalten Sie die Ruhe und provozieren
Sie niemanden, dann sind Sie jetzt wahrscheinlich sicherer als nachts auf den Straßen
der Kölner Altstadt. Wir kommen, so schnell wir können.«
    Bereitwillig reichte Lipperich den
Hörer weiter an einen Polizeibeamten, der nicht schlecht staunte, als sich Böhnke
als ehemaliger Kollege und Mordermittler vorstellte.
    Lipperich habe sich gewaltlos festnehmen
lassen und gemeint, es würde sich herausstellen, dass er unschuldig sei, berichtete
er. »Sie
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