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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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statt des
Aachener Nummernschilds eines aus Köln benutzte, er brachte darauf auch noch eine
Nummer auf, die es tatsächlich gab. Die Polizeicomputer konnten allenfalls die zweite
Fälschung erkennen, weshalb sie zwangsläufig auf Müllers Fahrzeug gestoßen waren.

32.
     
    Es dämmerte bereits, als die Limousine auf das ehemalige Tankstellengelände
fuhr. Böhnke wunderte sich, dass das schwere Metalltor nicht wieder geschlossen
wurde. Dann erkannte er den Grund. Ein unauffälliger Kleinwagen, den die Blondine
steuerte, näherte sich wenige Minuten später und parkte neben der Luxuskarosse.
    »Wetten, dass die den Kleinen gegen
den Karton getauscht haben?«, raunte Grundler Böhnke zu. »Ruf schon mal deine ehemaligen
Kollegen an! Es gibt was für sie zu tun.«
    Ehe sich der Kommissar versah, war
sein Freund schon ausgestiegen. Er beeilte sich, ihm zu folgen, derweil er Kontakt
zu einer Polizeistation aufbaute.
    Von kläffenden Hunden war nichts
zu hören oder zu sehen. Der alte Hofverwalter kniete vor der Limousine und entfernte
das Kennzeichen.
    »Jetzt kommt wieder das reguläre
Schild aus Aachen drauf«, meinte Grundler aus dem Hintergrund.
    Erschrocken drehten sich der Verwalter,
die Blondine und der Mann, der offenbar alle Fäden in der Hand hielt, um.
    »Schön, Sie kennen zu lernen«, fuhr
Grundler freundlich fort, »auch wenn unsere Bekanntschaft nur von kurzer Dauer sein
wird.«
    »Was wollen Sie?«, bellte der elegant
gekleidete Anführer herrisch, alles andere als ein alter Mann. Vielmehr stand ihnen
ein großer, schlanker Mann mit kurzen, schwarzen Haaren gegenüber. Er war, das räumte
Böhnke sofort ein, von hinten leicht mit dem Oberbürgermeister von Köln zu verwechseln.
    »Sie sind hier auf einem Privatgelände,
das Sie auf der Stelle verlassen!«, schnauzte sie der selbstsichere Mann an. So
musste man wohl sein, wenn man zu den Großen der Unterwelt gehören wollte. »Verschwinden
Sie, sonst hole ich die Polizei.« Wie zur Bekräftigung zückte er sein Mobiltelefon.
    ›Wie im Film‹, dachte sich Böhnke.
›Jetzt wird Tobias garantiert erwidern: ›Brauchen Sie nicht, die ist schon unterwegs.‹
    Grundlers prompte Bemerkung entlockte
dem Mann nur ein müdes Lächeln. »Warum sollte sie kommen?«
    »Um Sie festzunehmen und Ihre attraktive
Begleiterin Roswitha Fabritius ebenfalls.«
    »Unfug.« Der Unterweltkönig, der
eher einem seriösen Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens ähnelte
als einem skrupellosen Strippenzieher im Drogensumpf und Prostitutionsgeschäft,
machte Anstalten, in seinen Wagen einzusteigen. »Komm, Rosi! Das ist mir einfach
zu blöd hier.«
    »Das nützt Ihnen doch überhaupt
nichts mehr, wenn Sie jetzt abhauen«, sagte Grundler provozierend lässig. »Wir haben
Sie doch am Schlafittchen wegen Drogenhandels und mindestens dreifachem Mord. Vermutlich
kann ich Sie auch noch mit dem Mord an Josef Langenwang in Verbindung bringen. Denn
ich glaube nicht, das der noch unter uns weilt.«
    Spontan lachte die ›Weiße Rose‹
spitz auf.
    Böhnke lächelte kurz. Das Überraschungsmoment
wirkte bei Frauen immer noch viel besser als bei Männern.
    Er mischte sich in das Gespräch
ein. »Und glauben Sie etwa, Sie kommen ungeschoren davon?«, sprach er den perplexen
Rentner an, der das Gelände bewachte. »Sie sind dran wegen Beihilfe zum Mord. Immerhin
haben Sie das Fahrzeug manipuliert, in dem Kardinal von Langenwang befördert wurde.«
Er schaute dem schweigenden Padrone streng ins Gesicht. »So skrupellos wie Sie kann
eigentlich kein Mensch sein. Sie räumen alle aus dem Weg, die Sie nicht mehr gebrauchen
können.« Er wandte sich der Begleiterin zu. »Das gilt auch für Sie, Frau Fabritius
oder Frau Friedrichs. Oder glauben Sie, Sie werden alt an der Seite dieses Mannes?«
Er konnte sich den Satz nicht verkneifen. »Irgendwann welkt jede Rose.«
    Zwietracht säen, Unsicherheit verbreiten;
wenn es gelang, den Kerl zu isolieren, schafften sie es vielleicht, ihn zu überführen.
    »Ich kann Ihnen sagen, wie das mit
Kardinal gelaufen ist. Sie haben ihn für seine Kurierdienste mit Koks honoriert,
wenn er Ihnen die Drogen aus Holland holte. Sie hatten für ihn ja einen schönen
Vertreterjob geschaffen. Kardinal hat seinen Anteil auf eigene Rechnung verkauft.
Dann sind Sie dahintergekommen, dass er sie hinterging, indem er das Kokain mit
Traubenzucker streckte und er sich mehr nahm, als ihm zustand. Im wahren Leben nennt
man das Betrug, in Verbrecherkreisen unehrenhaft.
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