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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Deshalb haben Sie ihn bestraft.
Mit Ihrer Höchststrafe.«
    »Blödsinn!«, schnaubte der Alte,
der gar nicht so alt war. Er war höchstens 50.
    »Wir haben für alles Beweise.« Unbeeindruckt
fuhr Grundler fort. »Was Sie wahrscheinlich nicht wussten oder dank des körperlichen
Einsatzes Ihrer Rose erst sehr spät erfuhren, war der Ordnungswahn oder Gründlichkeitsfimmel
von Kardinal. Er hat in seiner Wohnung in Aachen alles auf seinem Computer vermerkt.
Aus seinen Notizen musste man nur die richtigen Schlüsse ziehen.«
    »Wieder Blödsinn!«, fauchte der
Mann. »Was faseln Sie von einer Wohnung in Aachen? Davon weiß ich nichts.«
    »Stimmt nicht«, hielt Grundler,
immer noch freundlich, dagegen. »Rosi, wie Sie Ihre Geliebte nennen, hat garantiert
mit Raffinesse und engagiertem körperlichen Geschick alle Geheimnisse aus Kardinal
herausgekitzelt. Woher sollte der Tölpel auch wissen, dass Sie Ihre schärfste Waffe
auf ihn angesetzt haben? Er hat wahrscheinlich geglaubt, es sei Liebe gewesen, die
Frau Fabritius in seine Arme und in sein Bett getrieben hat.«
    Zunehmend lauter werdend, näherte
sich mindestens ein Streifenwagen. Es konnten auch mehrere sein, deren Signalhörner
ineinander verschwammen.
    »Außerdem habe ich Sie im Hausflur
in Aachen gesehen, als Sie aus der Wohnung von Kardinal einen Karton mit Präservativen
holten.« Böhnke stutzte. Wieso gab Grundler vor, dort gewesen zu sein, obwohl es
nicht den Fakten entsprach?
    »Kann nicht sein.«
    »Ist aber«, lächelte Grundler wissend.
»Die Spurensicherung hat in der Wohnung eindeutige Hinweise auf einen bislang Unbekannten
gefunden, die erst nach Ihrem Besuch vorhanden waren und die garantiert Ihnen zugeordnet
werden können.«
    »Warum sollte die Spurensicherung
danach suchen und warum sollten diese Spuren Hinweise auf mich zulassen?« Der Unterwelt-Alte
schien seine Souveränität wiederzugewinnen.
    »Weil Sie in der Wohnung von Kardinal
waren. Dessen Schlüssel haben Ihre Helfershelfer an sich genommen, als sie ihn ermordeten.
Sie sind dann persönlich nach Aachen gekommen und haben die Türe aufgeschlossen,
die schon vorher von der Polizei durchsuchte Wohnung selbst durchwühlt und sind
mit den Präservativen abgezogen.«
    Jetzt war es für Böhnke sonnenklar,
was passiert war und was Grundler in die Wege geleitet hatte.
    »Sie haben nach Ihrer Durchsuchung
die Wohnungstür von Kardinal nur zugezogen. Daher wussten wir, dass jemand drin
gewesen sein musste, denn die Tür war zuvor von der Polizei nach Abschluss der Spurensicherung
verschlossen worden. Das war Ihr Fehler.« Grundler lachte böse. »Mehr noch: Das
war Ihr Kardinalfehler in Ihrem diabolischen Pokerspiel.«

Nachspann
     
    Die KGB beschloss die Vereinsauflösung mit Ablauf der Wahlperiode.
     
    Regina Engelen erklärte ihren Austritt aus dem Europaparlament und
ihren Rücktritt von allen politischen Ämtern aus gesundheitlichen Gründen, nachdem
der AZ-Reporter Sümmerling einen anonymisierten Artikel über den Missbrauch von
Geldern für Fördervereine veröffentlicht hatte und sie eine Stellungnahme dazu verweigert
hatte.
    Die Informationen für seine Berichterstattung
hatte Sümmerling mit Böhnkes Billigung von Grundler erhalten.
    Der Sprecher der sozialdemokratischen
Fraktion im Europaparlament aus der Städteregion Aachen bedauerte lauthals das Ausscheiden
der engagierten Politikerin und würdigte ihre Verdienste um die deutsch-türkischen
Beziehungen.
     
    Der liberale Ratsherr Bückenfänger ging eine eheähnliche Gemeinschaft
mit einem homosexuellen Zeitungsredakteur aus Köln ein und zog sich aus der Politik
zurück.
     
    Die Kommunalpolitikerin Pohlke wunderte sich nach wie vor über all
die Schlechtigkeiten um sie herum.
     
    Die nächsten Reisen, die von den Energieversorgungsunternehmen gesponsert
wurden, führten Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und deren Partner in die USA,
wo ein neuartiger Windpark besichtigt wurde, und auf die Malediven, wo die Auswirkungen
der Erderwärmung auf das Ansteigen des Meeresspiegels thematisiert wurden.
    Ringelzweig und Schlingenheim waren,
ebenso wie ihre Ehefrauen, jedes Mal sehr beeindruckt.
     
    Das Verfahren gegen Josef Lipperich wegen seiner Flucht aus Polizeigewahrsam
wurde stillschweigend eingestellt, nachdem er sich verpflichtet hatte, niemals etwas
über die Umstände seiner Flucht zu berichten.
     
    Böhnke unterstützte ebenso wie Grundler mit dem Honorar von Müller
und Lipperich die von Sabine gegründete Stiftung zum Bau
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