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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen
Autoren: Sarah Harvey
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ist. Ich bin deine Freundin, und ich werde jetzt nicht irgendeinen sentimentalen Scheiß reden. Wahrscheinlich ist es das Beste für dich, dass er weg ist. Wahrscheinlich wird es dir ohne ihn viel besser gehen, Hanny, das sage ich ja schon die ganze Zeit. Männer sind einfach darauf programmiert, Frauen unglücklich zu machen. Die können da gar nichts für. Ganz egal, was für nette, tolle Kerle die sonst sind. Sie sind von Natur aus darauf programmiert, ihre Gene möglichst weit zu verbreiten. Männer, die sich mit einer einzigen Frau zufriedengeben können, existieren nicht. Punkt. Schluss. Aus. Basta. Nimm doch mal deinen Vater, der ist doch ein Paradebeispiel. Mit der wievielten Frau ist er jetzt verheiratet? Mit der vierten?«
    Â»Mit der fünften«, brummte Hanny unwillig. »Aber nicht alle Männer sind wie er.«
    Â»Nein, aber viel mehr Männer wären wie er, wenn sie sicher sein könnten, ungeschoren davonzukommen. Wenn die Gesellschaft nicht vorgeben würde, dass es normal ist, einen Beruf zu haben, ein Auto, eine Frau, ein Haus und zwei Komma vier Kinder. Na, wenigstens das ist dir erspart geblieben.«
    Edith blieb den ganzen Tag.
    Und redete. Und redete. Und redete.
    Hier und da baute sie eine sekundenlange Pause in ihren Monolog ein, um Hanny die Gelegenheit zu geben, das Wort zu ergreifen und ihr Herz auszuschütten. Aber entweder bemerkte Hanny diese Pausen gar nicht, oder sie wollte sie einfach nicht bemerken.
    Am Abend, als Edith um zehn Uhr den Rückzug antrat, war Hanny so erschöpft von all den unterhaltsamen Geschichten, mit denen Edith sie so wunderbar abgelenkt hatte, dass sie sofort ins Bett ging und augenblicklich in einen komatösen Schlaf fiel.
    Nach vier Stunden segensreichem Nirwana förderte ihr sich endlich entspannendes Gehirn die Antwort zutage, nach der sie seit dem Morgen gesucht hatte, und sie riss die Augen auf.
    Â»Hör auf, beständig gegen eine Wand zu hämmern und dabei zu hoffen, sie möge sich in eine Tür verwandeln.«
    Chanel.
    Coco Chanel.
    Das hat Coco Chanel einmal gesagt.
    Erfreut über diesen Geistesblitz, der ihr im Traum widerfahren war, schloss sie die Augen wieder, um noch einmal einzuschlummern.
    Als sie Bastian kennenlernte, war er gerade mit seinem Medizinstudium fertig geworden und hatte seine erste Stelle in einer angesehenen Hausarztpraxis am Ortsrand der kornischen Küstenstadt Quinn angetreten. Er war ganz aufgeregt gewesen.
    Spätabends hatte er sie mit in die Praxisräume in dem wunderbaren alten Gebäude genommen und ihr stolz alles gezeigt. Die private Praxisführung endete in seinem neuen Sprechzimmer, einem großen Raum mit hohen Stuckdecken und einem alten lederbezogenen Schreibtisch, Bücherregalen voller medizinischer Fachliteratur, einem Chefsessel für ihn auf der einen und zwei kleineren Stühlen für die Patienten auf der anderen Seite des Schreibtischs, auf dem die üblichen Faltblätter mit Patienteninformationen lagen. Ein seriöses Ambiente für einen seriösen Beruf.
    Das Beste von allem war, dass er von dort aufs Meer sehen konnte. Na ja, das Zweitbeste ...
    Selbstverständlich hatte Hanny alles genauso überschwänglich bewundert, wie sein stolzes Lächeln es förmlich verlangt hatte. Strahlend sah sie sich in dem Sprechzimmer um und war glücklich, weil er so glücklich war. Und während sie sich so umsah, fiel ihr zwischen seinen gerahmten Approbations- und anderen Urkunden ein Rahmen auf, der aus der Reihe fiel. Er enthielt ein Zitat der berühmten Modeschöpferin.
    Er erklärte ihr, er habe es dort aufgehängt, damit es ihn daran erinnere, Coco Chanels Rat nicht zu befolgen. Er war nämlich überzeugt, mit der nötigen Ausdauer letztlich alles verändern zu können, wenn man es nur leidenschaftlich genug wollte.
    Dann führte er ihr seinen großen Leder-Drehsessel vor, auf dem je nach Sitzordnung durchaus zwei Personen Platz hatten ...
    Am nächsten Tag war er bei ihr eingezogen.
    Am ersten Dezember.
    Und als Einzugsgeschenk hatte er ihr einen kleinen Adventskalender mitgebracht – ganz klassisch mit prächtigem Weihnachtsmotiv und vierundzwanzig Türchen, hinter denen sich kleine Schokoladenstückchen verbargen.
    Er zwinkerte ihr zu, dann öffnete er flugs das erste Türchen und mopste sich die Schokolade dahinter.
    Jeden Tag, wenn sie das aktuelle Türchen
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