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Kann ich dir jemals widerstehen?

Kann ich dir jemals widerstehen?

Titel: Kann ich dir jemals widerstehen?
Autoren: Cindy Gerard
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machte, mit
ihm zu flirten, sondern sich ausgesprochen kratzbürstig gab. Sie
ging ihm bereits mächtig auf die Nerven, obwohl sie nur wenige
Worte miteinander gewechselt hatten.
    Eine
halbe Stunde verging. Allmählich verlor er die Geduld und
beschloss, ein Gespräch mit ihr anzufangen – so oder so.
Er wollte ihre Unterschrift, und dann würde er schnellstens
verschwinden. Doch kaum war er aufgestanden und hatte sich den Staub
vom Hosenboden abgeklopft, als sich seine Nackenhaare sträubten.
    Er
fühlte sich beobachtet. Von wem, wusste er nicht, aber da hier
außer Tonya niemand wohnte, wie er in Erfahrung gebracht hatte,
waren die Möglichkeiten begrenzt.
    Langsam
wandte er den Kopf. Und erstarrte.
    Keine
zwei Meter von ihm entfernt stand ein gewaltiger Schwarzbär auf
den Hinterbeinen – ein wahres Monster und vermutlich sehr, sehr
hungrig. Mit einem einzigen Tritt oder Prankenhieb könnte dieser
Riese ihn umbringen. Und er gab ein tiefes Knurren von sich, das
nichts Gutes verhieß.
    Jeder
Muskel in Websters Körper spannte sich. Nur weg hier! sagte sein
Instinkt. Je schneller, desto besser. Er wollte gerade lossprinten,
als er jemanden hinter sich spürte.
    "Nicht
bewegen", sagte seine unfreundliche Gastgeberin mit leiser,
ruhiger Stimme direkt hinter ihm. Er hatte weder sie noch den Bären
kommen hören.
    Jetzt
hörte er ohnehin nichts anderes als das drohende Knurren des
Tieres und das Rauschen des Bluts in seinen Ohren. Und obwohl sein
erster Impuls Flucht gewesen war, musste er nun erkennen, dass er
unfähig war, sich zu rühren. Der Bär mit seinen Furcht
erregenden Zähnen und messerscharfen Krallen musterte ihn mit
seinen großen kohlschwarzen Augen und schnüffelte laut.
    "Haben
Sie etwas Essbares bei sich?"
    Ohne
den Blick von dem schwarzen Ungeheuer zu nehmen, das in ihm
offensichtlich die Vorspeise zu seinem Abendmenü sah, versuchte
Webster nachzudenken. "Nein. O ja, doch. After Eight." Er
hatte die Packung am Flughafen aus einem Automaten gezogen.
    "Holen
Sie sie ganz, ganz langsam heraus. Keine hastigen Bewegungen. …
Ja, so ist es gut. Und jetzt werfen Sie sie ein paar Meter weit weg.
Gut. Heben Sie nun langsam die Hände, die Handflächen nach
außen, damit er sieht, dass sie leer sind."
    Webster
gehorchte schweigend. Der Bär schnüffelte ein letztes Mal,
dann trabte er davon, um sich die Leckerei zu holen. Erstaunlich
geschickt riss das Tier die Packung auf, verschlang die dünnen
Schokoladenplätzchen und trottete einen Pfad entlang zu einem
der Näpfe mit Hundefutter, die Tonya am Rand der Lichtung
platziert hatte.
    Erst
jetzt konnte Webster wieder Luft holen. Er brachte sogar ein Lächeln
zu Stande. "Überlebenslektion Nummer eins", erklärte
er und schaute in Tonyas düstere Miene. "Nie zwischen einem
Bären und seinem Pausensnack stehen. Außer, man möchte
der Snack sein."
    Der
Scherz entspannte ihn, aber bei Tonya blieb er wirkungslos.
    "Lektion
Nummer zwei: Lektion eins wird nicht wiederholt." Sie ging um
ihn herum und die Treppe zur Veranda hinauf, wobei sie in Richtung
Straße wies. "Oscar ist der Erste aus der Bärentruppe,
die sich innerhalb der nächsten Stunde ihren Abendimbiss holen
wird. Nicht alle sind so freundlich wie er. Wenn ich Sie wäre,
würde ich mich aus dem Staub machen, solange ich noch kann. Zur
Schnellstraße und zur Zivilisation geht es dort entlang."
    Webster
starrte die zufallende Tür an. Er fuhr sich durchs Haar und
stellte beschämt fest, dass seine Hand zitterte.
    "Amüsieren
wir uns nicht prächtig, Tyler?" murmelte er und stapfte
ebenfalls die Treppe hoch, nachdem er sich hastig überzeugt
hatte, dass der Bär sich in die andere Richtung davongemacht
hatte.
    Nein,
er amüsierte sich überhaupt nicht. Man hatte ihn aus New
York weggescheucht, er war stundenlang in einem Müllkübel
auf Rädern in fremder Landschaft umhergeirrt, um dann auf eine
schlecht gelaunte Frau in Wanderstiefeln zu stoßen, die ihn
widerstrebend vor einem hungrigen Bären gerettet hatte.
    Das
war alles andere als lustig. Während er zunächst nur leicht
irritiert war, hatte er jetzt endgültig die Nase voll. Es lag
nicht allein daran, dass er sich hier nicht in seinem Element fühlte.
Auch nicht daran, dass Miss Wildnis so abweisend war und nicht einmal
sein Angebot hören wollte. Es lag an der Tatsache, dass sie
diejenige war, die das Kommando führte. Das war er nicht
gewohnt.
    Das
ging ihm gewaltig an die Substanz.
    Dies
war ihr Terrain, so viel stand fest.
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