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Kann ich dir jemals widerstehen?

Kann ich dir jemals widerstehen?

Titel: Kann ich dir jemals widerstehen?
Autoren: Cindy Gerard
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Rauchfaden
aus dem Kamin der Hütte, die auf einer Lichtung in etwa
fünfhundert Metern Entfernung von ihrem jetzigen Standort stand.
"Es kann nicht anders sein, oder ich wäre jetzt tot,
anstatt mich zu fragen, ob ich es bis zur Toilette schaffe, bevor ich
in die Hose mache."
    Trotz
der ausgestandenen Ängste lachte sie vor Freude über den
glücklichen Zufall, Damien auf freier Wildbahn gestellt zu
haben, wo sie ihn in seiner ganzen Herrlichkeit hatte fotografieren
können. Ohne Zweifel war er der größte, bedrohlichste
und schönste Schwarzbär in ganz Koochichin County,
Minnesota. Und einen Moment lang hatte er ihr, der Fotografin Tonya,
gehört.
     
    "Unglaublich",
sagte Webster Tyler leise, als die laut lachende Frau an ihm vorbei
durch den Wald stürmte. Tonya Griffin würdigte ihn keines
Blickes aus ihren hellblauen Augen.
    Zumindest
glaubte er, dass es sich bei diesem seltsamen weiblichen Wesen um die
einsiedlerische Miss Griffin handelte. Er war ihr nie persönlich
begegnet. Allerdings hatte er Fotos der preisgekrönten
Naturfotografin gesehen – die meisten in körnigem
Schwarz-Weiß und in irgendeinem entlegenen Winkel des Erdballs
aufgenommen. Er kannte ihre Arbeiten sehr gut. Wer je eine Ausgabe
von National Geographic oder ähnlichen Zeitschriften
aufgeschlagen hatte, merkte sich ihren Namen. Ihr Talent war
überragend.
    Deshalb
war er jetzt hier. Tonya Griffin war die Beste ihres Fachs. Und da
Webster das Beste brauchte, hatte er zähneknirschend die
Zivilisation und sein weiches Bett hinter sich gelassen, in aller
Herrgottsfrühe einen Flug vom Kennedy Airport in New York
genommen, um sie aus den Wäldern zu locken und zu einem Vertrag
mit dem Verlag Tyler-Lanier zu überreden. Und seitdem war alles
schief gegangen.
    Angefangen
hatte es damit, dass der Firmenjet nicht verfügbar war, so dass
Webster einen Linienflug nach Minnesota nehmen musste. Seine
Sekretärin Pearl hatte vergessen, ihm das mitzuteilen. Nach
einem dreistündigen Aufenthalt in Minneapolis, der ihm schier
endlos erschienen war, hatte ihn ein winziger Flieger in zwei Stunden
nach International Falls, Minnesota, gebracht, eine Kleinstadt an der
kanadischen Grenze. Da bei der einzigen Mietwagenfirma in diesem
Provinznest alle komfortablen Limousinen ausgeliehen waren, musste er
sich mit einem abgenutzten Kombi zufrieden geben.
    Und
als wäre das schon nicht schlimm genug, sagte man ihm, dass er
das Bärenrefugium in den Wäldern, wo Tonya Griffin sich
verbarg, in zwei Stunden erreichen könnte – vorausgesetzt,
er verfuhr sich nicht. Was er prompt tat, und zwar gleich mehrfach.
Erst nach einer wahren Odyssee von vier Stunden und siebenunddreißig
Minuten gelangte er ans Ziel. Unterwegs war er irgendwo in ein
riesiges Schlagloch geraten, seitdem gab der Wagen merkwürdige
Geräusche von sich, was Webster jedoch ignorierte, da er ohnehin
nichts dagegen unternehmen konnte. Er war kein
Kraftfahrzeugmechaniker, ebenso wenig wie Pfadfinder oder
Frischluftfanatiker.
    Die
Hände in die Hüften gestützt, schaute er sich grimmig
um und konnte nur den Kopf schütteln über sich und seine
Dummheit. Er befand sich Lichtjahre entfernt von seinem üblichen
Terrain. Als eingefleischter Stadtmensch sehnte er sich von ganzem
Herzen fort aus diesem Land der Elche und Mücken. Und während
er so dastand, umgeben von Felsen, Bäumen, weitem Himmel und der
für ihn völlig ungewohnten Stille, fragte er sich, was er
sich eigentlich dabei gedacht hatte, sich in diese Wildnis zu
begeben.
    Die
Antwort war einfach. Er hatte einzig und allein ans Überleben
gedacht. Genauer, an sein wirtschaftliches Überleben. Und an
seinen guten Ruf als Verleger. Dafür brauchte er Tonya Griffin –
ob sie wollte oder nicht.
    Er
stieß die Luft aus und sah Tonya nach, wider Willen von ihr
fasziniert. Sie musste ihn doch bemerkt haben, wie er hier am Rand
der Lichtung stand, oder? Es war verwirrend, ja ärgerlich, dass
sie ihn ignoriert hatte, dennoch lächelte er über die
beharrliche Konzentration, mit der sie an ihm vorbeigeschossen war,
als wäre er mit seinen einsdreiundachtzig praktisch unsichtbar.
    Anstatt
sich bemerkbar zu machen, verhielt er sich still und schaute ihr
nach, wie sie auf die alte Blockhütte am Rand der Lichtung
zueilte.
    "Was
wäre gegen ein kurzes Hallo einzuwenden?" murmelte er,
während sie im Innern verschwand.
    Eine
Weile starrte er die geschlossene Tür an. Okay, du kleine Hexe,
und was jetzt? dachte er.
    Jetzt
musste er offenbar warten. Es war
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