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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen?
Autoren: Sarah Harvey
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Alice.

    Und jede Prinzessin braucht natürlich einen Prinzen.
    Als Alice und ihre beste Freundin Flo klein waren, machten sie die Ländereien von Whattelly Hall unsicher, indem sie sich als Piraten verkleideten, sich von Baum zu Baum hangelten und ihr Bollwerk verteidigten oder auf imaginären wilden Hengsten über die Wiesen preschten.
    Später, als sie selbst blumengleich zu jungen Frauen erblühten und ihnen aufging, dass Jungs genauso interessant waren wie Ponys und Rollenspiele, breiteten sie unter einer Laube aus Gartenblumen vornehm eine Picknickdecke aus, träumten stundenlang von der »Liebe ihres Lebens« und versuchten, sich vorzustellen, wie ER wohl aussehen, was er beruflich machen und wie er heißen würde.
    Der Prinz, von dem Alice immer geträumt hatte, sah natürlich blendend aus und war reich und klug. Zwar verwandelte sich der heißblütige Hengst, auf dem er angeritten kam, später in ein Transportmittel mit vier Rädern statt vier Beinen, aber ansonsten blieb ihr Traum unverändert.
    Ihr ganz persönlicher Traumprinz, der perfekte Mann, würde sie zu sich auf das rassige Ross heben, um sie – die Braut in Weiß – zu heiraten, und sie würden eine unvergleichliche Märchenhochzeit feiern …
    Whattelly Hall war ein Ort der Hoffnung und der Träume.
    Es hatte den Coopers über Generationen als Zuhause gedient – bis William Huntley-Cooper, Alices Vater, beim Poker in Las Vegas aufgrund aberwitzig hoher Einsätze nicht nur Haus und Hof, sondern sogar seinen ehrwürdigen Doppelnamen an einen Ölmagnaten aus Texas verspielte.
    Alice war damals achtzehn und studierte gerade im ersten Jahr Anglistik an der Uni in London.
    Ihr Vater schämte sich in Grund und Boden und kehrte einfach nicht nach England zurück, um seinem Fehler nicht ins Auge blicken zu müssen. Stattdessen suchte er Trost im Alkohol und bei den Frauen.
    Er war Mitte dreißig gewesen, als er Alices Mutter kennengelernt und geheiratet hatte, die ihrerseits gerade mal zwanzig gewesen war. Bis Alice geboren wurde, war er bereits fast vierzig. Zwar hatte Alices Mutter ihren Mann aufrichtig geliebt, aber sie hatte auch jene liebevolle Ungeduld empfunden, die man einem unartigen Haustier entgegenbringt, das man zwar heiß und innig liebt, das einen aber einfach immer wieder mit seinem unangemessenen Verhalten vor den Kopf stößt.
    Ganz gleich, wie sehr man liebt – verzeihen kann man nicht unendlich oft. Und William war mit seinem vergnügungssüchtigen Leben ohnehin nie ein besonders guter Ehemann gewesen.
    Kaum hatte Williams Anwalt angerufen und Alices Mutter mitgeteilt, was sein Mandant selbst nicht mitzuteilen wagte, packte diese ihre Louis-Vuitton-Taschen und reiste nach London. Dort sicherte ihr das Ableben einer alten Tante eine schöne warme Wohnung in Hampstead sowie eine Erbschaft, die es ihr erlaubte, sich mit Streifzügen durch Knightsbridge abzulenken, statt darüber zu jammern, was hätte sein können.
    Mutter und Tochter hatten ihre neue Nähe als tröstlich empfunden, während William sich nach der von seiner aufgebrachten Frau initiierten Blitzscheidung umgehend von einer jungen brasilianischen Kaffeeerbin namens Paloma trösten ließ, deren üppiges Vermögen und nicht minder üppiger Busen den alternden Schuft aufheiterten und ihren noch unter dem BMI eines Supermodels liegenden IQ mehr als wettmachten.
    Und was Whattelly Hall betraf, so hatten sich die Dorfbewohner bereits zähneknirschend für einen amerikanischen Freizeitpark gewappnet, als die Frau des Texaners beschloss, das England jenseits des Burggrabens der M25 sei einfach viel zu ländlich, als dass es sie interessieren könnte. Woraufhin der Ölmagnat das Anwesen auf dem freien Markt zum Verkauf anbot.
    Wo es aufgrund des völlig überhöhten Preises, den die Texaner dafür forderten, drei Jahre lang verharrte … Als wartete es darauf, dass Alice nach Hause käme.
    Und das tat sie.
    Trotz allem, was passiert war, kehrte Alice nach gutem Abschluss des Anglistikstudiums nach Whattelly zurück. Natürlich nicht zum Haus selbst, denn das war ja nun nicht mehr ihr Zuhause, ihr Märchenschloss, ihr Spielplatz. Doch sie kehrte zurück in das Dorf, wo sie und Flo, die auch frisch von der Uni zurück war, sich ein Cottage mit Blick auf die Dorfwiese mieteten.
    Flo, die in Edinburgh Sport studiert hatte, fand sofort
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