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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen?
Autoren: Sarah Harvey
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Andrew sein Geld verdiente, bemerkte sie nur trocken, dass sie sich ihren Märchenprinzen nicht gerade als einen Zahlenverdreher vorgestellt hätte.
    Sie hatte Andrew in einer Weinbar in Upper Whattelly kennengelernt, jenem großen Bruder von Lower Whattelly, das ein winziges Dorf war. Upper Whattelly dagegen war eine richtige Kleinstadt, sehr malerisch mit Kopfsteinpflasterstraßen und Häusern aus dem frühen 18. Jahrhundert, die sich um einen Marktplatz reihten, auf dem immer noch jeden Freitagmorgen ein Viehmarkt und jeden Samstag ein lokaler Wochenmarkt stattfanden.
    Andrews große braune Augen leuchteten auf, kaum dass Flo hereinspaziert kam. Er stürzte zum Tresen, um die schöne Fremde auf einen Drink einzuladen, stellte fest, dass sie mindestens einen Kopf größer war als er, und trat sofort wieder enttäuscht den Rückzug an.
    Deprimiert verkroch er sich in eine Ecke und beobachtete sie, während seine Freunde ihn Feigling nannten und damit aufzogen, dass sie dann eben das tun würden, wozu ihm das nötige Selbstbewusstsein fehlte.
    Flo war nicht besonders hübsch. Sie war zu groß, hatte zu breite Schultern, ihre langen braunen Haare glänzten nicht wie Seide, und ihre Gesichtszüge waren einfach zu durchschnittlich, als dass man sie hätte schön nennen können. Doch sie glänzte auf besondere Art. Ihre blauen Augen – versteckt hinter Brillengläsern, wenn sie arbeitete oder las – strahlten lebendig und intelligent, sie war gut in Form, hatte Humor, brachte andere zum Lachen, war leidenschaftlich in dem, was sie tat, und alles in allem einfach eine tolle Frau, der es nie an Verehrern gefehlt hatte.
    Für Andrew war es Liebe auf den ersten Blick gewesen.
    Florence dagegen hatte ihn nicht einmal richtig wahrgenommen.
    Doch dann kam es zu einem Zwischenfall mit einem betrunkenen Muskelpaket, dessen Annäherungsversuch Flo höflich abgewiesen hatte. Worauf der sie anbrüllte, sie sei »ein trampeliger Brauereigaul, der den Karren, vor den man ihn spannen sollte, eh nicht ziehen könnte«.
    Da verließ der kleine, durchschnittliche, selbstzweiflerische Andrew seine Ecke wie ein Hund, der sein geliebtes Herrchen verteidigen wollte, baute sich wütend zwischen den beiden auf und erklärte lautstark, dass Flo »die schönste Frau im Pub« sei, während er mit seiner Nebelhornstimme und seinen grässlichen Manieren es nicht einmal wert sei, die gleiche Luft zu atmen wie sie.
    Das Muskelpaket hatte gelacht und mit der Anmerkung, dass kleine Männer ja immerhin einen praktischen Mehrwert hätten, sein Bierglas auf Andrews Kopf abgestellt.
    Andrew nahm das Glas vom Kopf, versuchte, dem Hünen eine reinzuhauen, und verfehlte ihn. Der Hüne versuchte, Andrew eine reinzuhauen, und verfehlte ihn nicht. Im Gegenteil, er traf ihn sogar so übel, dass er zu Boden ging. Woraufhin Flo einschritt und dem Hünen derartig eine reinhaute, dass er k.o. ging. Mit der unversehrten Hand half sie dann Andrew von den bierverschmierten Schieferfliesen auf und zurück in seine Ecke, wo sie sich liebevoll um sein ramponiertes Gesicht kümmerte.
    Andrew kriegte an diesem Abend ein schreckliches blaues Auge und eine wunderbare neue Freundin ab. Letztere machte er anschließend in Lichtgeschwindigkeit zu seiner Frau, bevor sie – wie er allen erzählte – dahinterkomme, mit was für einem absoluten Trottel sie zusammen sei.
    Die beiden waren seither irrsinnig glücklich, und als Nathan beschloss, eins der zu Whattelly Hall gehörenden Pförtnerhäuser zu verkaufen, hatten die Frischvermählten als Allererste beim Immobilienmakler auf der Matte gestanden.
    Tja, und wenn die beste Freundin am anderen Ende der Einfahrt wohnt, ist es ja logisch, dass man massenweise Zeit miteinander verbringt.
    Zum Beispiel jeden Donnerstagabend um sechs. Da gab es dann immer ein Glas Wein, etwas Leckeres zu essen und jede Menge Tratsch und Gelächter.
    Florence arbeitete noch immer als Lehrerin. Sie unterrichtete Hockey und andere Sportarten in der Schule und Klavier in ihrer Freizeit.
    Als Alice ihr treues rostiges Drahtross gegen die Gartenmauer des Pförtnerhäuschens lehnte, hörte sie, wie einer von Flos Schülern das gute Instrument malträtierte. Die Terrassentüren vom Wohnzimmer standen offen, um den Lärm in den Garten zu entlassen und zu verhindern, dass die Scheiben darin zersprangen. Alice
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