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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein?
Autoren: Christina Zacker
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Gäste-WC. Dunkle Holztüren mit geschliffenem Glaseinsatz, eine Traumküche mit allen Schikanen. Und einen offenen Kamin mit Marmorumrandung.
    Leider merke ich nicht, dass der Kamin die einzige Heizung ist. António sagt ebenfalls nichts – der ist als Portugiese kalte Wohnungswinter gewohnt. Ich kenne das noch nicht, sondern bin der Überzeugung: Ich lebe ab sofort schließlich im Süden, da ist es doch wohl warm im Winter! Wenn jetzt, kurz vor Ostern, bereits sommerliche Temperaturen herrschen?
    Das Beste – findet António – an der Wohnung in São Domingos ist allerdings etwas ganz anderes: Sie gehört einem ehemaligen Spieler von Benfica. Klar, dass diese Information für ihn ausschlaggebend dafür ist, dass wir sie nehmen! Bleibt nur noch zu klären, dass wir die Wohnung am liebsten leer – also unmöbliert – mieten würden.
    »Hm«, Dona Clara, die Maklerin, wiegt den Kopf, »das ist jetzt ein bisschen ungewöhnlich. Normalerweise wird die Einrichtung immer mitvermietet. Aber ich schau mal, was sich machen lässt.«
    Sie greift zum telemóvel, und wir haben Glück. Endlich! Der Exspieler von Benfica freut sich, dass er Mieter gefunden hat. Und er ist anstandslos bereit, seine Möbel einzulagern. Allerdings müsste er dafür den Garagenplatz verwenden. Ob das schlimm wäre? Draußen seien, so versichert er, immer genügend Parkplätze frei. Wir sollen bloß mal sagen, was wir von der Einrichtung übernehmen wollen – sicher doch wenigstens die Küche, oder?
    »Genau«, sind António und ich uns einig, »die Küchenmöbel und alle Geräte bleiben bitte drin. Aber alles andere kann in die Garage«
    Okay. Kein Problem.
    Auch Dona Clara scheint glücklich. Denn wie sonst soll ich’s mir erklären, dass sie nicht nur António, sondern auch mich mit einer Umarmung und einem Küsschen verabschiedet? Genauso übrigens, wie sie uns beim nächsten Treffen mit einem beijinho begrüßt.
    Den Vorvertrag machen wir am nächsten Tag. »Nicht vergessen«, sagt sie noch, »bringen Sie die erste Mietzahlung bitte gleich mit. Sozusagen als Bestätigung, dass Sie den Vertrag wirklich abschließen wollen. Aber keine Sorge: Damit ist die erste Miete schon beglichen.«
    »Und die zweite Miete?«, fragt António.
    Von welcher zweiten Miete spricht er?
    »Na, das ist hier üblich«, erklärt er mir. »Du zahlst normalerweise bei Vertragsabschluss zwei Monatsmieten. Die erste wohnst du sozusagen gleich ab – im ersten Monat. Und die zweite im letzten Monat, also bevor du wieder ausziehst. Wenn wir also nicht hierbleiben sollten …«
    »Genau«, bestätigt Dona Clara. »Aber mit der zweiten Miete haben wir noch ein bisschen Zeit. Erst wenn wir den Vertrag mit allen Papieren zusammenhaben, ist sie fällig.«
    Das dauerte dann allerdings noch geraume Zeit. Erst einmal mussten Kopien meiner Ausweisdokumente vorliegen. Dann aber war alles unter Dach und Fach. Endlich!
    Ende April ging es allmählich los. Vier Wochen später wollte ich ja auswandern. Obwohl: So richtig auswandern ist es ja im Grunde nicht, wenn man innerhalb Europas den Wohnort wechselt. Falls man nicht gerade vom nördlichsten Punkt Skandinaviens ins südlichste Dörfchen Siziliens zieht. Manchmal kommt es einem viel fremder vor, wenn man von Bayern nach Hamburg geht oder von Köln nach Österreich.
    Das Wichtigste ist jetzt die Spedition. Gar nicht so einfach, da nicht nur eine vertrauenswürdige zu finden, sondern eine, deren Preisvorstellungen nicht irgendwo im Nirwana angesiedelt sind. Mal eben so einfach mit einem gemieteten und selbst gefahrenen Transporter von Deutschland nach Portugal umzuziehen – das klappt bei vielen Möbeln und vor allem Büchern leider nicht. Es sei denn, António, ich und vielleicht fünf bis zehn Freunde fahren in einer Kolonne mit mehreren Transportern. Aber als Umzugskarawane will ich eigentlich nicht unterwegs sein.
    Erster Kostenvoranschlag eines örtlichen Unternehmens: mal eben 10000 Euro plus Mehrwertsteuer.
    Eine schnelle Recherche im Internet ergibt: Es geht preiswerter. Viel preiswerter. Da existiert beispielsweise eine Umzugsbörse, auf der es wie bei einer Auktion zugeht. Nur umgekehrt. Das heißt: Das erste Angebot ist das höchste, und nach und nach steigern (oder besser: mindern) sich die Angebote, und es kommen preiswertere herein. Obwohl ich in Offenburg lebe, finde ich einen Umzugsunternehmer aus Berlin. Der reist zur Besichtigung an und erweist sich als echter Freak. Nicht nur, weil er seinen Hund dabeihat.
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