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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein?
Autoren: Christina Zacker
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knapp: Eine Woche ist nämlich schon vorbei, in vier Tagen ist Ostern. Bleibt uns also nichts anderes übrig, als einen Makler aufzusuchen. Ich habe allerdings eine natürliche Scheu davor, jemandem Geld in den Rachen zu schmeißen, der dafür »eigentlich« nichts tut.
    António versteht gar nicht, was ich meine:
    »Wieso willst du den Makler bezahlen?«, fragt er verblüfft.
    Ich bin genauso verblüfft: »Weil das so üblich ist?«
    »Ja aber – den zahlt doch der Vermieter.«
    »Wie – den zahlt der Vermieter? Aber in Deutschland …«
    »Wir sind nicht in Deutschland, querida . In Portugal ist das anders!«
    Mir fällt ein Stein vom Herzen. Also auf – zum Makler!
    Treffpunkt: ein kleines Café in Parede.
    Mittlerweile haben wir davon Abstand genommen, uns in der Nähe von Lissabon eine Wohnung zu suchen. Sondern wir haben uns für die linha entschieden; das ist die Strecke zwischen Lissabon und Cascais. Nicht nur weil es hier ganz gute Angebote zu geben scheint, sondern weil das Meer so nahe ist, Einkaufsmöglichkeiten ohne Ende vorhanden sind (für den normalen Bedarf, wir reden hier nicht unbedingt von schicken Shoppingtouren) und António problemlos mit dem Vorortzug zur Arbeit kommt. So kann ich tagsüber mit dem Auto die Gegend erkunden und meine neue Heimat kennenlernen. Auch Parede liegt an der linha . Ein hübscher Ort, in dem alles zu finden ist, was man so braucht. Cafés, eine kleine Markthalle, mini mercados , Restaurants, Friseure, Lottogeschäft – kurzum: eine gewachsene Struktur, in der ich mich durchaus wohlfühlen könnte.
    Und zum Meer? Maximal fünf bis zehn Minuten! Zu Fuß!
    Ich sehe mich schon den abendlichen Wein mit Blick auf den Sonnenuntergang überm Atlantik schlürfen …
    Pünktlich stürmt eine kleine, quirlige Dame ins Café Astória: Dona Clara, die Maklerin, mit der António gestern einen Termin vereinbart hat. Schnell bestellt sie sich noch eine bica, eine portugiesische Espressovariation, und dann geht es los. Sie hat eine ganze Menge zu bieten: Insgesamt vier Wohnungen werden wir uns allein heute Nachmittag anschauen. Wir fahren wieder im typisch portugiesischen Fahrstil hinter der Maklerin her: durch enge Gassen, über verkehrsreiche rotundas (ohne zu blinken, natürlich), bergauf und bergab. So gelangen wir nach der dritten Besichtigung nach São Domingos de Rana. Das liegt zwar etwas weiter weg vom Meer: mit dem Auto wohl zehn Minuten. Dafür aber ist diese letzte Wohnung, die Dona Clara uns heute zeigt, endlich mal so, wie ich es mir vorstelle: »ein T3«, wie António und die Maklerin begeistert kommentieren. Ich zähle zwar vier Zimmer – was meinen die beiden bloß immer mit diesem »T und eine Nummer dazu«?
    António klärt mich auf: »Hier zählt man nur die Schlafzimmer. Jede ordentliche Wohnung hat nämlich ein Wohnzimmer – sala –, eine Küche und natürlich das Bad. Mindestens eines. Ein T3 ist in Deutschland also eine Vierzimmerwohnung.«
    Aha – wieder was gelernt.
    Kleine Notiz am Rande:
    Es gibt auch etwas für mich völlig Unerklärliches. Nämlich ein »T0«.
    Was – bitte schön – soll das sein?
    Eine Wohnung mit keinen Zimmern? Ein noch zu bauendes Apartment? Ein Luftschloss?
    Nein – so heißt in Portugal ein Einzimmerapartment mit Kochnische und Bad oder Dusche. Übrigens kennt man hier sogar halbe Zimmer: Das sind Wohnungen, in denen sich ein Raum ohne Fenster befindet. Oder ein Zwischengeschoss, etwa eine Galerie, die man nutzen kann. Das lerne ich aber erst ein paar Jahre später, als ich wieder mal umziehe …
    120 Quadratmeter. Keine hässlichen Fliesen an den Wänden. Eine ruhige kleine Wohnanlage. Zwei kleine Balkone – na ja, der eine ist eher ein Mauervorsprung. Aber für ein paar Pflanzen reicht es. Auf dem anderen kann man zu zweit sitzen. Sogar eine Mini-Grünfläche ist vor dem Haus, mit ein paar Bäumchen drauf, die sicher noch wachsen werden. Immerhin sind es Palmen – das ist doch schon mal was! Ich habe mein Portugal-Gefühl wieder.
    Supermarkt und vor allem ein Café – unerlässlich für jeden Portugiesen und bald auch mich – sind zu Fuß gut erreichbar. Selbst wenn das Ganze eher eine »Schlafstadt« zu sein scheint: Hier könnte es mir gefallen.
    Es kommt mir sogar richtig edel vor: allein die Schließanlage! Ich fühle mich beinahe wie in einem Luxusapartment im Nobelviertel Münchens. Ich habe noch nie eine Wohnung mit eingebautem Safe gehabt. Die Böden sind aus Marmor, wir haben zwei Bäder und ein extra
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