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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein?
Autoren: Christina Zacker
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– wir kommen!

Kapitel 2
    Countdown nach Portugal
    Der Entschluss ist also gefallen: Auf geht’s nach Portugal!
    Nachdem ich endlich wieder meinen eigentlichen Beruf ausübe, nämlich als Buchautorin zu arbeiten, ist mir der Entschluss leichtgefallen: Wo ein PC mit Internetanschluss zu finden ist, kann ich recherchieren und schreiben. Will ich zwar oft nicht, aber das ist leider nicht die entscheidende Frage. Ich buche Flug und Mietwagen für zwei Wochen, rund um Ostern. Erstens, um meinen Liebsten zu treffen. Und zweitens, um eine hübsche Wohnung für uns beide zu finden.
    In Deutschland fängt man langsam an, Ostereier zu verstecken, damit die Kinder etwas zu suchen haben. In Portugal dagegen versteckt man Wohnungen, damit António und ich etwas zu suchen haben. Gar nicht so einfach, eine einigermaßen erschwingliche Mietwohnung zu entdecken. Die Portugiesen mieten und vermieten nämlich nicht gern. Sie kaufen lieber. Was bedeutet: »Kinder«, die gern schon mal dreißig sind, wohnen bei den Eltern, bis sie heiraten und es sich leisten können, eine eigene Wohnung oder gar ein Haus käuflich zu erwerben.
    Unser erster Anlauf: António schaut mal in die Zeitung. In die richtige. Nicht in seine Lieblingszeitung, die A Bola (»Der Ball«) heißt, und sich beinahe ausschließlich mit Fußball, und zwar in allererster Linie mit »seinem« Verein SL Benfica beschäftigt. Kaum zu glauben, dass es in Portugal drei täglich erscheinende Sportzeitungen gibt, deren Hauptthema – natürlich – Fußball ist. Doch das ist eine ganz andere Geschichte …
    Zurück zur Wohnungssuche. Ein paar Angebote finden wir im Diário de Notícias. Bloß müssen wir uns erst einmal darüber klar und vor allem einig werden: Was suchen wir genau? Wo wollen wir wohnen? In der Stadt – also Lissabon? Oder doch ein bisschen außerhalb? Und wenn außerhalb: eher westlich oder östlich von Portugals Hauptstadt?
    Nach einer kurzen Erkundungsfahrt in Richtung »östlich« ist für mich die Sache klar: Dort will ich auf gar keinen Fall hin. Hässliche Hochhäuser gibt es da, alles sieht etwas verwohnt aus, und grün ist es, zumindest auf den ersten Blick, so ganz und gar nicht. Insgeheim träume ich von einem Häuschen am Meer. Wenn es kein Häuschen wird, dann doch bitte wenigstens ein schickes Apartment mit dem viel gerühmten Blick auf den Atlantik. Oder wenigstens auf den Tejo, der in Lissabon in den Ozean mündet.
    António meint: »Lass uns doch mal direkt in Lissabon schauen. So eine Wohnung mitten in der Stadt – da hätte ich es halt nicht weit zur Arbeit. Und danach, wenn wir wirklich wollen, können wir immer noch umziehen.«
    Ich habe stark den Eindruck, dass mein hauseigener Portugiese nicht mehr so recht weiß, was alles in meiner deutschen Wohnung steht. Und was vor allem alles – nach dem Ausmisten und Verschenken – für den Umzug nach Portugal immer noch übrig bleibt. Mittlerweile bin ich in meinem Leben fast ein Dutzend Mal umgezogen. Ich bin sozusagen Umzugsexpertin. Als Studentin stemmt man das ja alleine, mit ein paar Freunden. Da braucht man noch keine Spedition.
    Später dann, im Berufsleben, hat man dann manchmal die ausgesprochen angenehme Situation, dass ein Arbeitgeber einen unbedingt haben möchte, dass er nicht nur Makler und Wohnungssuche bezahlt, sondern dazu auch noch die Spedition für den Umzug. Mit anderen Worten: Man schleppt nicht mehr selbst. Man lässt schleppen.
    Beim Umzug nach Portugal wird das genauso sein. Dennoch muss eben alles vorher aussortiert und der »Rest« gepackt werden. Das nimmt mir leider niemand ab.
    Die erste Wohnung »mitten in der Stadt« befindet sich im Lissabonner Stadtteil Benfica. Ein kleiner Platz, in den drei Straßen münden.
    Kein Baum, kein Strauch – und auch kein einziger freier Parkplatz weit und breit. Ich bekomme allerdings mit, dass sich António und der Vermieter ausführlich darüber unterhalten, ob wohl schon bald die Metro von hier zum Estádio da Luz führen wird. Das ist – rein zufällig – das Stadion von genau dem Verein, dem António zujubelt. Aber okay – als erste Option schauen wir uns die Wohnung an. Wenn sie innen einigermaßen ansehnlich ist …
    »Einmal müssen wir ja anfangen«, seufzt António.
    Es ist – ein Schock. Klein, obwohl es drei Zimmer sind. Keine Ahnung, wo ich da meine Möbel und vor allem meine circa 3000 Bücher unterbringen soll. Von Antónios Sachen ganz zu schweigen.
    Meerblick? Keine Spur. Überhaupt ein Ausblick?
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