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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein?
Autoren: Christina Zacker
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die Sonne strahlt vom knallblauen Himmel, kein Wölkchen ist zu sehen. Es ist sogar warm genug, dass ich am Weihnachtstag in den Pool springen kann. Dazu kommt die beeindruckende Landschaft: Die schmale Straße rund um die Insel, teilweise als Tunnel in den Fels gehauen, führt hoch über dem Atlantik entlang und bietet nach jeder Kurve einen grandiosen Ausblick. In der Inselhauptstadt Funchal lässt es sich bestens bummeln. Überall grünt und blüht es. Madeira ist wirklich herrlich. Gerade im Winter, und es erweist sich als perfekte Therapie gegen Liebeskummer.
    Dass sich zudem ein netter Portugiese – der Manager aus meinem Hotel – um mich bemüht, krönt den Aufenthalt.
    António hat eine kleine Inselrundfahrt mit mir gemacht.
    »Darf ich dich zum Abschluss noch auf einen ganz speziellen Drink einladen?«
    »Aber gern! Der typische Wein der Insel, also der Madeira, ist das aber nicht, oder?«
    »Nein – das wäre ja langweilig, den kann man ja überall haben«, meint António. »Wir gehen in eine kleine Bar, die nur Einheimische kennen.«
    In der Serra da Água, zwischen Ribeira Brava und São Vicente, links genau in einer unübersichtlichen Kurve, steht ein unscheinbares Haus. Eher ein etwas größerer Schuppen. Kein Mensch würde darin eine Kneipe vermuten. Es fällt allerdings auf, dass sowohl auf der schmalen Straße als auch auf dem zum Parkplatz umfunktionierten Hinterhof eine Menge Autos wild durcheinanderstehen. Alte und neue, sogar ein paar Luxusschlitten sind dabei. António stellt meinen kleinen Leihwagen dazu.
    Im Schuppen ist die Hölle los. Ich bin die einzige estrangeira , rundherum nur Madeirenser. Es gibt eine winzige Theke, eigentlich nur ein Brett vor dem Eingang in einen kleinen Raum. Dahinter stehen zwei junge Frauen und ein älterer Mann. Ohne Pause produzieren die drei poncha. Einen Krug nach dem anderen.
    Dazu isst man Erdnüsse, die man ganz frisch aus der Schale pult. Die Reste lässt man auf den Boden fallen. Genau wie Zigarettenasche und Kippen. Es stört niemanden – es gehört einfach dazu. Selbst wenn es aussieht wie bei Hempels unterm Sofa. Es wird geraucht, geredet, gelacht. Irgendwann holt jemand eine Gitarre raus, fängt an zu singen – und alle singen oder summen wenigstens mit.
    Das erste Glas poncha schmeckt teuflisch gut. Leider auch das zweite – oder waren es gar drei? Man hätte sich danach sicher nicht mehr ans Steuer setzen dürfen, aber nachdem alle anderen auch fuhren …
    Poncha bleibt mir in bester Erinnerung. Nach dem ersten Glas gibt es nämlich den ersten Kuss.
    Kleine Notiz am Rande:
    Poncha ist – selbstverständlich neben dem Madeirawein – das Nationalgetränk der Insel. Lecker, aber man sollte nicht mehr als maximal zwei genießen. Denn Poncha ist ziemlich stark.
    Man nehme als Zutaten für 1 Glas: den Saft von einer Zitrone, den Saft von einer Orange, zwei Esslöffel Honig, 2 cl weißen Rum sowie eine geheime Menge aguardente de cana-de-açúcar . Mit anderen Worten: ganz nach Gusto. Dann alles mit einem Holzquirl vermischen – fertig. Genießen.
    Ich habe wieder Spaß am Leben. Wie sagt man so schön? Auch andere Mütter haben hübsche Söhne …
    Genau.
    António ist ein netter Urlaubsflirt. Mehr habe ich nicht geplant, ich habe gar nichts geplant.
    Mehr will ich auch nicht.
    Was ich allerdings unbedingt will: wiederkommen.
    Nicht wegen António, selbst wenn mir das keiner glauben wird. Sondern weil ich Madeira einfach wunderschön finde.
    Mit meiner Freundin Anna fliege ich ein paar Monate später wieder auf die Insel. Und wie es der Zufall will (natürlich wissen wir alle: Zufälle gibt es nicht!), wohnen wir im selben Hotel – es ist einfach zu schön dort. Aber António arbeitet nicht mehr hier. Wo er abgeblieben ist? Wir sehen beide überhaupt keinen Grund, die anderen Angestellten hochnotpeinlich zu befragen.
    »Ist nicht schlimm«, meine ich, »wir wollen schließlich die Insel erkunden, und das geht ohne Herrenbegleitung.«
    Das findet Anna auch.
    Allerdings: Bereits am zweiten Abend, als wir in einer Strandkneipe in Ribeira Brava bei Gambas und Wein sitzen, kommen zu vorgerückter Stunde noch ein paar Portugiesen ins Lokal.
    António ist dabei, und diesmal funkt es gewaltig zwischen uns.
    Anna spricht bereits vier Tage später davon, das Aufgebot zu bestellen. Ganz so schnell geht es zwar nicht, aber ich fliege in den kommenden Monaten mehrmals nach Madeira. Aus dem Urlaubsflirt wird eine Fernbeziehung, wir planen und überlegen, und
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