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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein?
Autoren: Christina Zacker
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Sondern auch, weil er vor der Besichtigung erst einmal die Inlineskater anschnallt und mit dem Vierbeiner eine Runde läuft.
    Alles andere nimmt er ebenfalls locker. »Sie haben gar keinen richtig großen Umzug«, meint er nämlich.
    »Habe ich nicht?«
    »Nein«, sagt er. »Das sind höchstens sechzig Kubikmeter. Da haben wir schon ganz andere Ladungen gehabt.«
    Okay – ich halte das zwar für viel, aber wenn er meint …
    »Wir haben schon ganze Botschaften umgezogen – mit Akten, Büros und allen Privaträumen des Botschafters und seiner Familie. Aus Bonn nach Berlin.«
    Ach, wen denn zum Beispiel so?
    Leider ist Eckhard diskret und verrät weder Tratsch noch Klatsch. Obwohl er, wie er sagt, schon eine Menge zu erzählen wüsste. Bücher könnte er schreiben, sagt er. »Jetzt aber geht es erst mal um Ihren Umzug.«
    Und der genaue Terminplan?
    »Da stimmen wir uns noch per Mail ab. Ich komme auf jeden Fall mit einem Lkw und einem Hänger. Dann brauchen wir Leute zum Ein- und Ausladen. Hier und in Lissabon.« Darum kümmert er sich ebenfalls.
    Sein Preis: unglaublich wenig. Vor allem im Vergleich zu dem Anfangsgebot. Heimlich checke ich mal im Internetportal seine Bewertungen. Schließlich will ich ja, dass alle meine Sachen heil ankommen. Aber da ist nichts Negatives zu finden. Ganz im Gegenteil. Und so steht der Entschluss fest: Mit dem machen wir den Umzug!
    Anfang Mai geht es dann richtig los. Am Monatsende soll der Umzug stattfinden. Kurz vor der Europameisterschaft. Was natürlich reiner Zufall ist. António ist vor Ort in São Domingos de Rana, er wird den Spediteuren sagen, wo Möbel und Kartons verstaut werden sollen. Schließlich soll ja alles in den jeweils richtigen Zimmern stehen. Es wäre außerdem schön, wenn meine heiß geliebten Pflanzen nicht gerade tagelang in der prallen Sonne darben müssten. Ab 29. Mai hat António ein paar Tage Urlaub und fliegt nach Zürich; dann wollen wir mit meinem Autochen gemeinsam nach Lissabon. Wir wollen uns Zeit lassen, nicht rasen, sondern Strecke, Landschaft und Fahrt genießen. Langsam ankommen.
    Warum António mit mir gemeinsam fährt?
    Weil mal eben gut zweieinhalbtausend Kilometer ganz alleine im Auto erstens eine Riesenstrecke sind, und zweitens weil es allein schlicht und ergreifend langweilig ist.
    Fünfundachtzig Kisten Bücher.
    Und da wurde bereits »ausgemistet«. Von den anderen Sachen ganz zu schweigen. Man glaubt ja nicht, was sich so alles ansammelt im Laufe der Jahre.
    Der Countdown beginnt.
    Noch achtzehn Tage.
    Jetzt geht es in die Endphase.
    Alle Termine sind bestätigt.
    Am Samstag und Sonntag, 22. und 23. Mai, wird gepackt und geladen.
    Am Montag, 24. Mai, gehen die Jungs samt Truck und Hänger auf die Strecke. Sie rechnen mit zweieinhalb Tagen Fahrt, und da ist eine Sicherheitsspanne schon mit eingeplant: für Unvorhergesehenes wie Baustellen, Staus und Ähnliches.
    Am Donnerstag, 27. Mai, wird in São Domingos de Rana ausgeladen.
    Das Ganze ist so genau terminiert, weil in Deutschland Lkws an Sonn- und Feiertagen nicht fahren dürfen. Nach der ursprünglichen Planung hätte der Truck zwei Tage irgendwo in Frankreich herumgestanden. Das kostet unnötig Geld, und weil ich ja für meinen Umzug einen günstigen Preis ausgehandelt habe, stört es mich nicht, dass die Abfahrt in Deutschland einen Tag früher beginnt.
    Noch fünfzehn Tage.
    Mittlerweile feiere ich fast jeden Tag irgendeinen Abschied von Freunden, Bekannten, Kollegen. Unser Stammitaliener freut sich, denn er ist natürlich derjenige, bei dem wir uns immer und immer wieder treffen. Den werde ich wirklich vermissen; hierher komme ich seit fast siebzehn Jahren, irgendwie gehöre ich schon zur Familie. Stefano und Carlo sind mir samt Ehefrauen und Kindern ans Herz gewachsen. Dass Pasta & Co. in ihrem Lokal immer etwas ganz Besonderes sind, scheint beinahe nebensächlich. Trotzdem esse ich natürlich noch einmal alle meine Lieblingsgerichte. Hinterher immer einen Sambuca. Mindestens einen. Gut, dass ich in der Nähe wohne und zu Fuß nach Hause gehen kann …
    Noch zwölf Tage.
    Langsam werde ich ein wenig melancholisch: Einerseits freue ich mich auf mein neues Leben, auf das Abenteuer in einem fremden Land, wieder einmal – und das in meinem Alter! – etwas ganz anderes anzufangen. Andererseits bin ich traurig, viele Freunde zurückzulassen. Selbstverständlich haben wir ein Gästezimmer in Portugal, natürlich versprechen alle, den Urlaub künftig bei uns einzuplanen und
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