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Kampfroboter

Kampfroboter

Titel: Kampfroboter
Autoren: R. R. Merliss
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trottete er zurück in das Büro und ließ sich erschöpft in seinen Sessel fallen. Abwesend brannte er sich eine Zigarette an und überlegte krampfhaft, auf welche Weise diese Risse in dem doch bestimmt nicht weichen Fußbodenbelag entstanden sein konnten. Kopfschüttelnd gab er es schließlich auf.
     
    *     *     *
     
    Ein paar hundert Meter vom Ballaratmeiler entfernt stand Jon in der Dunkelheit und lauschte den Gedanken der anderen. Es war ein Durcheinander von Gedanken: ärgerliche, böse, enttäuschte, hoffnungslose! Jon sah hinüber zum taghell erleuchteten Meiler und überlegte, ob er zurückgehen sollte.
    „Zu spät! Es ist schon Alarm gegeben!“ sagten die Gedanken.
    Und weiter: „Geh zurück in die Stadt, mische dich unter die Leute, da fällst du am wenigsten auf“, dachte ein anderer.
    „Wenn du dich nicht zu weit vom Meiler entfernst, können sie deine Strahlung nicht anpeilen, und vielleicht bekommst du eine zweite Gelegenheit!“
    Diesen Vorschlag fanden alle gut, und Jon, der es müde war, al le Entscheidungen allein treffen zu müssen, gehorchte.
    Er machte sich auf den Weg in die Stadt. Er ging durch eine stil le Vorortstraße. An beiden Seiten grünten sauber geschnittene Hec ken, und jedes der gut gehaltenen Häuser hatte einen Hubschrauber auf dem Dachparkplatz. Die Wege waren mit Kies bestreut, und die meisten der Einfahrten waren geschlossen. In den meisten Häusern lief das Fernsehgerät, und Jon konnte Bruchstücke der Reportage mithören: … zuletzt zwischen Red Mountain und Ballarat gesehen … Ungefähr einssiebzig groß und von einem Menschen nur sehr schwer zu unterscheiden … Als er zuletzt gesehen wurde, war er in … trug einen grauen Anzug … Die letzten Soldaten wurden aus der Armee entlassen … Interkontinentale Rakete in den Atlantik gestürzt …
    Dann war Jon durch die Vorortstraße hindurch und näherte sich dem Zentrum Ballarats. Die Hauptstraße war taghell erleuchtet, und viele der Bewohner trieben sich, aufgescheucht durch den Alarm vom Meiler, auf der Straße herum. Zwei Männer, die sich laut miteinander unterhielten, kamen plötzlich um die Ecke, und Jon trat schnell in einen Hausflur, um einen Zusammenstoß mit ihnen zu vermeiden. Sie blieben direkt vor Jon stehen, um sich Zigaretten anzuzünden. Einer der beiden sagte gerade:
    „Und einen kleinen Jungen hat er auch umgebracht; mein Bru der hat es mir erzählt; das ist noch gar nicht lange her!“
    Der andere warf das Zündholz weg und knurrte wütend:
    „Mörder!“
    Dabei wandte er den Kopf und entdeckte Jon.
    „Hm, ein neues Gesicht, he?“ sagte er, nachdem er Jon von oben bis unten gemustert hatte.
    „Ich möchte wetten, Sie sind ein Reporter, stimmt’s?“
    Jon wollte sich in kein Gespräch einlassen und versuchte, um die beiden Männer herumzugehen, aber der eine faßte ihn am Ärmel.
    „Also doch ein Reporter! Ich hab’s ja gleich gewußt! Ich habe ein paar Neuigkeiten für Sie. Das Ding, na, der Roboter, der von Grismet geflohen ist, hat einen kleinen Jungen umgebracht!“
    Jon konnte nicht länger an sich halten.
    „Das ist eine Lüge“, rief er.
    „Sooo? Was wissen denn Sie davon?“ wollte der Mann wissen. „Mein Schwager hat es von einem Polizisten erfahren, und der muß es ja wissen!“
    „Trotzdem ist es eine Lüge“, beharrte Jon.
    Er hatte genug von den beiden und wollte weitergehen, aber er wurde immer noch am Ärmel festgehalten.
    „Wer sind Sie denn eigentlich? Ich habe Sie noch nie gesehen! Wo sind Sie denn her?“ keuchte der Mann aufgeregt.
    „Ach, komm, laß ihn doch gehen! Du brauchst nicht gleich je den zu verdächtigen, bloß, weil du ihn nicht kennst“, beruhigte ihn der andere.
    Endlich ließ der Mann Jons Ärmel los, und die beiden gingen langsam weiter. Jon sah sich ein letztes Mal um und ging dann seines Weges. Wut kochte in ihm. Er hatte keinen Jungen umgebracht. Die „anderen“ waren wieder in seinem Gehirn und gaben ihm Ratschläge.
    „Ruhig, immer ruhig! Du darfst nicht auffallen! Nimm dich zusammen, laß die Kerle laufen!“
    Nur widerwillig gab Jon den Gedanken der anderen nach, aber er wußte, daß sie recht hatten. Er wußte, daß die einzige Chance darin lag, möglichst unauffällig zu bleiben, bis vielleicht nochmals eine Gelegenheit kam! Er mußte unentdeckt bleiben. Sie durften ihn einfach nicht fangen. Denn dann war er verloren, und die anderen mit ihm.
    So ging Jon, in Gedanken versunken, die Straße hinunter. Ganz plötzlich, ohne
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