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Kampf um die Löwenburg

Kampf um die Löwenburg

Titel: Kampf um die Löwenburg
Autoren: Walter Thorwartl
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und zeigte auf den überraschten Nominus. Aus den mächtigen Brustkästen der beiden Riesenhunde drang ein Grollen, das selbst einem mächtigen Knochentroll alle Ehre gemacht hätte. Sie wandten sich von Florian ab und schlichen langsam auf den schreckensbleichen Truchsess zu.
    Nominus erkannte den Blutdurst in ihren Augen. „Zurück!“, schrie er. Seine Augen quollen fast aus ihren Höhlen. Doch die Hunde knurrten nur leise. Sie schienen das Spiel zu genießen. Der verhasste Mensch, der sie seit ihrer Kindheit im Zwinger gequält hatte, dem sie nie an die Kehle springen durften, den sie wegen seiner Gemeinheit gefürchtet hatten, gehörte jetzt ihnen. Ganz allein ihnen. Sie fletschten ihre prachtvollen Gebisse zu einem schrecklichen Grinsen und sahen sich an. Nominus sprang jäh auf und lief den Abhang hinunter. Darauf hatten Blümchen und Pommelchen nur gewartet. Das war eine Jagd nach ihrem Geschmack. Sie trabten Nominus hinterher. Nicht allzu schnell. Das verdarb ihnen die Freude. Wenn es ihnen gefiel, würden sie ihn schon einholen.
    Der Burgherr streckte Florian seine mächtige Pranke hin und zerquetschte ihm beinahe die Hand. „Ich bin so glücklich, dich am Leben und gesund wiederzusehen! Ich verdanke dir viel. Durch deinen verrückten Traum von der Ankunft der Ritter habe ich die Jagd verschoben. Das war ein wertvoller Zeitgewinn. Aber jetzt sind sie wirklich da, meine Mannen. Außerdem hast du uns bewiesen, dass man sich mit dem Alten Volk sehr gut vertragen kann. Diesem Burschen aber“, er schob den dicken Gock vor, „verdanke ich auch einiges. Er hat Julo überlistet und eingesperrt. Er hat mich und meine Lieblinge aus dem Kerker befreit. Danke, mein Freund.“ Gock wollte etwas sagen, doch Lucidus gab ihm nur einen liebevollen Klaps.
    Dann erhob er seine Stimme: „Meine lieben Elvender! Ich sehe es ein: Ich habe mich zu wenig um euch gekümmert. Nominus hat einen bösen Einfluss auf mich ausgeübt, hat mir alle Entscheidungen abgenommen. Ich war nicht mehr recht bei Sinnen, Schweinsbraten und Bier haben meinen Verstand benebelt. Das wird jetzt anders werden. Meine Ritter sind zurück. Nominus hat sie absichtlich weggeschickt, um seine Intrigen mit dem Volk der Krull spinnen zu können. Das ist jetzt alles vorbei. Nun feiern wir ein großes Fest – und dann besprechen wir unsere gemeinsame Zukunft!“
    Die Menge schrie: „Hoch, Herr Lucidus, hoch unser lieber Herr, hoch Gock!“ Und viele setzten nach: „Hoch, Florian!“ Es waren auch welche unter den Hochrufern, die ihn vorher gerne auf dem Scheiterhaufen brennen gesehen hätten.

Kannst du dich nicht erinnern …
    „Was wird aus dem Alten Volk?“, dachte Florian, während er zum Wald hinüberblickte. „Wird Lucidus die Menschen von Elvenden so beeinflussen, dass beide Völker miteinander wirklich in gegenseitiger Achtung leben können?“ Plötzlich wurde ihm warm. Er dachte an die Huldrefrau. „Endlich habe ich Elfen gesehen“, sagte er sich laut. „Und sie sind viel schöner, als jede Beschreibung und jedes Bild sie darstellen können. So wunderbar. Ob ich die Huldrefrau jemals wiedersehen werde?“
    „Sicher, mein Beinahe-Frühstück, mein tapferer kleiner Mensch!“ Die Trollfrau stand auf einmal am Waldrand, neben ihr ragte der König der Knochentrolle auf, sein hässliches Haupt schmückte die Krone.
    „Der Bewahrer der Königskrone ist immer willkommen!“, dröhnte er.
    Plötzlich saß ein Lampenkobold auf seiner Nase. Das winzige Wesen grinste, dann hüpfte es auf und ab und zeigte auf die Wiese. Das Teichmädchen und die Huldrefrau tanzten über die dürren Halme und winkten ihm. Er glaubte zu hören, wie sie mit klingenden Stimmen riefen: „Wann kommst du zurück, Elfenfreund? Wir warten auf dich!“
    Er war ja noch da!
    „Nicht mehr lange, Florian. Du hast deine Aufgabe erfüllt.“ Der Verhüllte war plötzlich ganz nah. Er schlug seine Kapuze zurück. Florian drehte sich weg. Nein, bitte nicht! Er wollte nicht in ein grauenvolles Gesicht blicken, aussätzig, voller Narben, halb zerfressen, oder überhaupt fleischlos, mit schwarzen Augenhöhlen und grinsendem Gebiss.
    Doch der ehemals Verhüllte zwang ihn dazu, sein Gesicht anzusehen.
    Es war das bekannte, bärtige Gesicht des Bio-Lehrers Hans Katzenbach.
    „Bist du wieder in deinen Träumen unterwegs?“ Hans Katzenbach warf einen Blick auf Florians Heft. „Na, viel ist da nicht geschehen. Geh jetzt nach Hause. Vielleicht findest du noch eine halbe Stunde Zeit für
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