Kampf um die Löwenburg

die fehlenden Texte und Zeichnungen.“
    Florian starrte auf die Knochenschädel in den Vitrinen. War er in das Arbeitszimmer von Nominus zurückgekehrt?
    Hans Katzenbach grinste: „Keine Sorge. Du bist in unserer Bio-Kammer. Ich soll dir einen schönen Gruß von Meister Glut ausrichten. Er ist stolz auf dich. Schluss jetzt, ab nach Hause!“
    Florian starrte ihn ungläubig an und brachte kein Wort heraus. Hatte er in seinem Tagtraum etwas von Meister Glut gemurmelt? Weshalb kannte der alte Katz den Schmied? Florian nickte stumm, stand auf und packte seine Bio-Unterlagen in die Schultasche. Die Sonne stand schon ziemlich tief und blendete ihn. Die blaue Anschlagtafel mit dem gelben Zettel darauf lag schon im Schatten. „Meine Löwenburg“, dachte Florian bekümmert, „werde ich sie jemals wiedersehen?“ Vergessen waren Heimweh und Todesangst, er wollte wieder durch den Wald streifen und nach der Huldrefrau Ausschau halten. Florian starrte sehnsüchtig auf die Anschlagtafel wie auf den Schlüssel zu einer verborgenen Welt.
    „Na geh schon!“ Der Bio-Lehrer wies mit dem Kopf zur Tür. „Ich glaube, draußen wartet jemand auf dich.“
    Florian nahm seine Tasche auf und murmelte einen Gruß. Wer sollte auf ihn warten? Vielleicht der dicke – Julo? Nein, Julian. Lieber nicht. Er trabte die Steinstufen hinunter, vorbei an den Schaukästen und den Schülerzeichnungen. Er fühlte sich leer und alleingelassen. Das Schultor stand weit offen. Wenigstens war er der Schule entkommen, zumindest für heute Nachmittag.
    Jemand trat auf ihn zu. „He, du bist aber schell verschwunden!“ Ein Mädchen stand vor ihm. Sie hatte ein fröhliches Gesicht, das ihm bekannt vorkam. „Hast du mich vielleicht schon vergessen?“
    Florian wurde rot vor Freude und Verlegenheit. „Lea …?“
    „Sicher. Kannst du dich nicht erinnern:
Wirrlichter machen Leute wirre …
Bin ich froh, dass dich die Knochentrolle nicht gefressen haben. Und Onkel Dom wird wahrscheinlich immer noch von Blümchen und Pommelchen gejagt. Leid tut er mir deswegen nicht. Gehen wir?“
    Florian wollte fragen: „Wie bist du hierher gekommen? Stammst du aus Elvenden oder gehörst du in diese Welt? Lea, bleibst du jetzt hier bei mir?“ Schluss mit fragen. Er wollte das alles gar nicht wissen. Er war nur glücklich.
    Lea hatte sich bei ihm eingehängt. „Soll ich dir bei Bio helfen? Ich habe Zeit für Träumer wie dich.“ Sie lachte und schüttelte ihre langen, braunen Haare.
    „Ein Traum von einem Mädchen“, dachte Florian glücklich, während sie miteinander die Straße entlang spazierten, die Nachmittagssonne im Rücken.



DER AUTOR
WALTER THORWARTL
    wurde 1947 in der Einschicht von Gröbming geboren. Mit acht Jahren zog er mit seiner Familie nach Gröbming. Er besuchte ein Gymnasium in Graz und die Pädagogische Akademie in Wien.
    Aus seiner Mittelschulzeit stammt auch seine Liebe zur Malerei. Mitte der Achtziger Jahre begann er kurze Geschichten und Theaterstücke für Schulkinder zu schreiben. Seit Beendigung seiner Laufbahn als Lehrer arbeitet Walter Thorwartl als freier Schriftsteller.

DIE ILLUSTRATORIN
CLAUDIA FLOR
    geboren 1985, befasste sich früh mit der künstlerischen Umsetzung ihrer Ideen. Nachdem sie ein Kunstinstitut besucht und ein Fernstudium im Bereich Mediendesign absolviert hatte, machte sie sich 2007 selbstständig und arbeitet seitdem vorwiegend immer Kinder- und Jugendbuchbereich. Das Thema „Fantasiewelten“ ist ein Hauptbestandteil ihrer Arbeiten. Ihr Spektrum umfasst sowohl die Illustration von Romanen als auch Lehr- und Sachbüchern.

Walter Thorwartl
Die Klippen der Diebe
    Ferien am Meer, erste Liebe, Fund eines Schatzes, wilde Verfolgungsjagden – ein spannender Krimi, aber auch eine Auseinandersetzung mit den Sehnsüchten und Problemen junger Menschen.
    144 Seiten, gebunden            ISBN 9783851976656

Michaela Holzinger
Laurenz und der Stein der Wahrheit
    Ein fantastischer Kinderroman, der in eine bekannte und doch geheimnisvolle Welt entführt und Spannung sowie unvorhersehbare Überraschungen bietet.
    146 Seiten, gebunden                ISBN 9783851976632

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
    Neue Rechtschreibung
    © 2013 by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien
    Coverentwurf: Claudia